Noch vor einem halben Jahr versammelten sich 4000 Beschäftigte auf dem Hof des MTU-Werks 1, um gegen einen befürchteten Stellenabbau bei Rolls-Royce Power Systems (RRPS) zu protestierten. Der Betriebsrat hatte vom englischen Mutterkonzern entsprechende Signale erhalten. Der Belegschaft schien das wie ein Affront, gilt doch noch bis 2020 ein Vertrag zur Standort- und Beschäftigungssicherung. Die Forderungen an den Vorstand auf dem Werkshof waren deutlich: Sicherheit über 2020 hinaus, kein Personalabbau gegen Geld mehr. Daraufhin bot der Vorstand Gespräche an.

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Das vorläufige Ergebnis haben RRPS-Vorstandschef Andreas Schell und Betriebsratschef Thomas Bittelmeyer am Mittwoch rund 3700 MTU-lern bei der Betriebsversammlung mitgeteilt. „Wir sind uns grundsätzlich einig, dass wir den Vertrag bis 2023 verlängern“, erklärt Bittelmeyers Stellvertreter Achim Zinser. Die genaue Vereinbarung soll bis Jahresende unterschriftsreif sein. Für die Belegschaft sei damit „kein finanzieller Beitrag“ verbunden. Die Jobgarantie bedeutet also weder Verzicht auf Prämien noch Gehalt. Teil des Deals bleibt aber, dass noch rund 400 Stellen auf freiwilliger Basis abgebaut werden könnten. Mit Vertragsschluss 2016 war vereinbart worden, dass RRPS bis zu 550 Stellen streichen kann, wenn es nötig ist. 138 Stellen wurden seitdem gegen Zahlung einer Abfindung abgebaut, sagt RRPS-Sprecher Christoph Ringwald.

Auftragsbücher sind voll

Insgesamt sei die Zahl der Mitarbeiter bei RRPS aber gestiegen, weil die Geschäfte glänzend laufen. Das Unternehmen schloss 2018 mit einem Rekordumsatz von 3,9 Milliarden Euro ab und baut dank voller Auftragsbücher Personal in der Produktion und Entwicklung eher auf statt ab. Das ist auch der Grund, warum der Vorstand im Oktober eine außertarifliche Erfolgsprämie von 1000 Euro für jeden Vollzeit-Beschäftigten zahlt; Azubis erhalten 200 Euro. „Damit hatte niemand mehr gerechnet“, sagt Achim Zinser, der von „lautem Applaus“ der Belegschaft in der Messehalle sprach.

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Nach Aussage von Ringwald liege es im gemeinsamen Interesse von Vorstand und Betriebsrat, für Ruhe in der Belegschaft zu sorgen. Deshalb habe man auch einen Konsens zu inhaltlichen Themen gefunden, so etwa zur Neueinordnung der Führungskräfte oder zur Einführung einer Personal-Plattform, die vom Betriebsrat im vergangenen Jahr ausgesetzt wurde, weil es um hoch sensible Daten und deren Speicherung geht. „Wir werden über das System nochmal reden“, so Florian Meyer vom Betriebsrat.

Vorreiter in der Metall- und Elektrobranche sei RRPS zudem mit dem Drei-Konten-Modell, das im Oktober eingeführt wird. Die Beschäftigten können Arbeitszeit dann nicht nur auf einem persönlichen und einem betrieblichen Überstundenkonto „parken“, sondern auch auf einem Langzeitkonto, das allerdings in Geld geführt wird. Vereinbart sei eine Aufzahlung durch das Unternehmen, wenn die Leistung Jahre später in Anspruch genommen wird – ebenfalls ein Novum, so Ringwald.