Zäh waren die Tarifverhandlungen zwischen den Arbeitgebern und der IG Metall zu Beginn dieses Jahres. Nach zahllosen Runden einigten sich die Konfliktparteien schließlich im Februar auf einen Abschluss, der unter anderem erstmals vorsieht, dass Arbeitnehmer wählen können, ob sie 27,5 Prozent eines Monatsgehaltes ausgezahlt bekommen oder dafür acht Tage Urlaub nehmen möchten.

Nun teilte Enzo Savarino, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben in einer Pressemeldung mit, dass in Friedrichshafen und Umgebung insgesamt 4 000 Beschäftigte von ihrem Wahlrecht auf zusätzliche freie Tage statt Gebrauch machen wollen. „Das große Interesse gibt uns Recht: je nach Lebensphase geben viele Beschäftigte zusätzlichen freien Tagen den Vorzug“, so Enzo Savarino.
Die Frist, um den Antrag zu stellen, endete am 31. Oktober. Wie die IG Metall mitteilt, wollen die meisten Beschäftigten, etwa 1500, die zusätzliche Zeit dazu nutzen, mehr Zeit mit ihren unter achtjährigen Kindern zu verbringen, rund 300 Beschäftigte erhoffen sich mehr Freiräume für die Pflege von Angehörigen. „Der Wunsch, Arbeit und Leben besser vereinbaren zu können begegnet uns in den Betrieben Tag für Tag. Viele Beschäftigte wollen die zusätzliche Freizeit dazu nutzen, die Schulferien ihrer Kinder besser überbrücken zu können. Sie freuen sich auf mehr Zeit mit ihren Kleinen und sind dafür auch bereit, auf Entgelt zu verzichten“, so Helene Sommer, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall.
2200 Anträge gingen laut Gewerkschaft von Mitarbeitern ein, die im Schichtbetrieb arbeiten. „Das zeigt: Nach Jahren der Hochkonjunktur und der hohen Arbeitsbelastung sehnen sich die Beschäftigten nach Entlastung. Wir sind entschlossen, allen Beschäftigten ihre tarifliche Freistellungszeit zu ermöglichen, dafür müssen wir jetzt Lösungen mit dem Unternehmen suchen", so Achim Dietrich, Betriebsratsvorsitzender der ZF in Friedrichshafen. Auch bei MTU hatten 1000 Mitarbeiter einen Antrag gestellt, ebenfalls zum größten Teil aus den Schichtbereichen.

Nun will die IG Metall bis zum Jahresende mit den Betrieben beraten, wie das ausfallende Arbeitsvolumen kompensiert werden kann. Thomas Bittelmeyer, Betriebsratsvorsitzender der MTU, zeigte sich zuversichtlich: „Im weitaus größten Teil der Abteilungen sind die zusätzlichen freien Tage gar kein Problem. In einigen wenigen Bereichen haben aber sehr viele Kollegen den Antrag gestellt. Aber als modernes Unternehmen wird es bei MTU Lösungen geben.“