Susanne Hogl und Julian Singler

58,7 Prozent aller Studierenden in Friedrichshafen leben in einer Wohngemeinschaft (WG). Das hat eine Umfrage des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) ergeben. Damit nimmt Friedrichshafen im Verhältnis zur Einwohnerzahl den absoluten Spitzenplatz in Deutschland ein. Derzeit studieren in der Zeppelinstadt an der Zeppelin Universität (ZU) und der Dualen Hochschule rund 2500 Studenten.

Nur 198 Plätze im Wohnheim

In einem Wohnheim im Fallenbrunnen bietet das Studierendenwerk Bodensee Seezeit 198 Bettplätze an, darunter zehn Fünfer-, sieben Vierer und vier Zweier-WGs. Laut Seezeit-Sprecherin Elke Scherer sind gerade diese WG-Zimmer recht beliebt, denn: "Meist sind alle Wohneinheiten gut ausgelastet. Angebot und Nachfrage halten sich in Friedrichshafen ziemlich die Waage", sagt sie.

Das Studentenwohnheim im Fallenbrunnen bietet Platz für 198 Bewohner und ist in unmittelbarer Nähe zur Zeppelin Universität und dem ...
Das Studentenwohnheim im Fallenbrunnen bietet Platz für 198 Bewohner und ist in unmittelbarer Nähe zur Zeppelin Universität und dem DHBW-Campus. | Bild: Singler, Julian

ZU-Studentin Julia Wendler fällt aus diesem Muster heraus. "Die ersten zwei Jahre habe ich im Wohnheim gewohnt, dann in einer WG mit Freunden. Nach meinem Auslandssemester wohne ich mittlerweile allein", erzählt die 22-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung. Das Wohnheim sei durch die Nähe zur Uni sehr praktisch, aber durch die vorgegebenen Möbel auch etwas unpersönlich. "Außerdem bin ich in der Uni ständig unter Leuten und freue mich, zuhause auch mal meine Ruhe zu haben. Deshalb wohne ich zurzeit gerne allein", verrät sie.

Private Vermieter sind gefordert

Bei der Unterbringung der Studenten wendet sich das Studierendenwerk laut Elke Scherer auch immer wieder an private Vermieter. Das läge daran, dass die Institution nicht in allen Städten ausreichend Wohnraum bieten könne. Ein prominentes Beispiel hierfür ist Konstanz. "Wir plädieren dafür, dass Wohnungen und Zimmer gerade für Studenten zu normalen Preisen vergeben werden", sagt Seezeit-Sprecherin Scherer.

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Maria Keßler ist eine solche private Vermieterin. Sie bietet mit ihrem Mann Andreas in Markdorf-Riedheim eine Wohnung als Dreier-WG an. "Wir haben selbst drei Kinder und wollen unsere Wohnungen deshalb nicht dauerhaft vermieten. Mit den Studenten machen wir aber schon seit dem Jahr 2010 gute Erfahrungen", erzählt sie. Das möblierte, neun Quadratmeter große Zimmer, das derzeit frei ist, kostet mit allen Nebenkosten 283 Euro. Zur nächsten Bushaltestelle, so beschreiben es die Vermieter selbst, sind es 30 Minuten zu Fuß.

Suche nach Zimmer ist schwierig

Im Studentenwohnheim im Fallenbrunnen sei es für Studenten jederzeit möglich, sich für ein Zimmer oder eine Wohnung zu bewerben, sagt Elke Scherer. Hier kostet ein 14 Quadratmeter großes Zimmer in einer Vierer- oder Fünfer-WG 275 Euro, ein Zweierappartement mit 47 Quadratmetern 590 Euro pro Person. Wie schwer es sein kann, eine Unterkunft zu finden, schildert der 24-jährige ZU-Student Richard Hettich. "Ich wollte damals mit einem Freund zusammenziehen und wir haben uns eine Wohnung angeschaut. Als wir nach kurzer Absprache – knapp eineinhalb Stunden später – zusagen wollten, war die Wohnung bereits anderweitig vergeben." Wer also an einer Unterkunft interessiert ist, müsse ihm zufolge schnell handeln, bevor die Angebote vergriffen sind. Ist man erst einmal Student an der ZU, so Hettich, würden bei der Wohnungssuche verschiedene Netzwerke helfen, zum Beispiel die eigene Facebook-Gruppe.

Auch Leon Kohrt (23), ebenfalls Student an der ZU, lobt die von Richard Hettich angesprochenen Netzwerke. "Hiervon profitieren wir sehr, da Unterkünfte dadurch besser gefunden werden können und es regelmäßig Angebote gibt", sagt er und fügt an: "Im ersten Semester ist es schwierig, eine Unterkunft zu finden – vor allem, wenn man sich in der Gegend nicht auskennt. Zu Beginn meiner Studienzeit kam ich in einer Zweck-WG unter." Im Vergleich zu ähnlich großen Städten habe Friedrichshafen hohe Mietpreise.

Der 23-jährige Leon Kohrt studiert an der Häfler Zeppelin Universität. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Suche nach einer ...
Der 23-jährige Leon Kohrt studiert an der Häfler Zeppelin Universität. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Suche nach einer Unterkunft ist er mit seiner jetzigen Wohnungssituation zufrieden. | Bild: Singler, Julian

Mietpreise variieren stark

Wer einen Blick auf den freien Wohnungsmarkt wirft, bestätigt die Aussage von Leon Kohrt womöglich. Auf der Internet-Plattform www.wg-gesucht.de beispielsweise sind die Mietkosten deutlich höher als im Wohnheim. Das zeigt die Anzeige einer Vermieterin, die mehrere WG-Zimmer anbietet. Die Preise für den Quadratmeter liegen dabei zwischen 16 und 40 Euro. So kostet ein acht Quadratmeter großes Zimmer in einer Vierer-WG 320 Euro oder ein Zimmer in einer Siebener-WG 570 Euro.

"Was ich so von Studenten höre, zahlen sie für einen WG-Platz zwischen 350 und 500 Euro, das ist sicher kein Schnäppchen. Zum Glück gibt es vor Ort aber auch das Studierendenwerk", sagt Rainer Böhme, Sprecher der ZU. Auch die Verantwortlichen der ZU würden immer wieder an private Vermieter appellieren, möglichst bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. "Uns ist aber auch klar, dass es hier aufgrund der geografischen Lage nicht ganz einfach ist, Wohnraum zu schaffen. Die Region erlebt schließlich einen starken Zuzug", so Böhme, der ergänzt: "Ich denke, selbst bei mehr Wohnraum würden viele Studenten gerne in WGs zusammenwohnen."