Eine Schiffsglocke läutet, in das Rauschen der Wellen mischen sich gespannt abwartende Streicher. Holzbläser legen eine getragene Melodie darüber, die sich langsam zu einem musikalischen Drama entfaltet. Immer dringlicher klingen die Rufe der Streicher in wilde Wogen, bis plötzlich nur die Glocke übrig bleibt. Die Musikklasse der Realschule Ailingen hat für dieses Stück Händels „Wassermusik“ untersucht, auseinandergenommen und weiterverarbeitet. Die Komposition „Meeresboote“ wurde als eine von sieben beim Kompositionswettbewerb des Mitteldeutschen Rundfunks ausgezeichnet. Jetzt wird das MDR Sinfonieorchester die „Meeresboote“ im Rahmen des Finalkonzerts in Halle uraufführen.

„Wir wurden von ARD und MDR eingeladen, das Konzert zu besuchen. Am Mittwoch holt uns morgens ein Bus nach Halle ab. Dort werden wir am Abend noch das Händelhaus besuchen. Es ist alles sehr spannend“, sagt Musiklehrer Martin Obert, der die Schüler betreut. Beim Händel-Experiment waren Schüler aufgerufen, sich mit klassischer Musik zu befassen und selbst zu komponieren. Über 300 Einsendungen aus dem ganzen Bundesgebiet erreichten den Sender.

Vorgegeben war, eine Wassermusik zu schreiben. Die Schüler verbanden das Thema mit einer Einheit aus dem Deutschunterricht: „Flüchtlinge bei uns“. „Wir haben uns gefragt, was Boote für die Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, heute bedeuten“, sagt Obert. Ihnen kam die Idee, Händels Wassermusik, die für eine Lustfahrt auf der Themse gedacht war, ins Hier und Jetzt zu übertragen. „Wir haben uns überlegt, wie das Meer und die einzelnen Wellen klingen könnten und haben uns intensiv mit Filmmusikfunktionen beschäftigt“, sagt Obert. Sie musizierten, spielten Bausteine der Wassermusik in verschiedenen Instrumentierungen am Computer ein und veränderten sie. Die fertige Partitur ließen sie auf virtuellen Instrumenten erklingen. „Wir freuen uns riesig, dass wir die Uraufführung durch ein filmmusikerprobtes Orchester live miterleben dürfen“, sagt Obert. „Das ist echte Gänsehautmusik“, sagt Rektorin Svenia Bormuth.

Das Finalkonzert findet am 3. Mai statt, das. Ab 11.15 Uhr wird es deutschlandweit in den dritten Programmen der ARD und in den ARD Kulturradios übertragen, allerdings nur bis 12 Uhr. Die Ailinger sind in der zweiten Hälfte dran, sie sind live im Radio zu hören oder als Video-Livestream im Internet zu sehen. Die Aufzeichnung kommt dann zu einem späteren Zeitpunkt ins Fernsehen.

Die Version der Ailinger ist hier im Internet anzuhören.