Nicht bei Baywatch: Durch die Gänge des Schwimmbads geht es zu einem Raum nahe der Schwimmbecken. Von hier aus haben die Bad-Mitarbeiter einen guten Überblick, kontrollieren die Geräte und beaufsichtigen die Badegäste: „Es ist hier nicht wie bei Baywatch. Unfälle sind selten, kommen jedoch vor. Unser Ziel ist es aber, das von vorneherein zu vermeiden“, sagt Kirchner. Sie ergänzt: „Wenn etwas passiert, dann meist weil sich die Leute überschätzen.“ Ebenso wehrt sich die 44-Jährige gegen das Klischee des dickbauchigen Bademeisters, der am Beckenrand steht: „Wir machen jährlich Erste-Hilfe-Auffrischungen und müssen sportliche Leistungsnachweise erbringen.“ Zu diesen Nachweisen zählen das Schwimmen in Kleidung, Rettungsübungen, Streckentauchen und zahlreiche weitere Disziplinen. „Wer das nicht schafft, der darf auch nicht zur Aufsicht ans Becken“, erklärt die Bademeisterin. Das sei wie in anderen Berufen auch, bestimmte Leistungen müssen abrufbar sein, ob beim Schreiner, Bäcker oder eben der Bäder-Fachkraft, berichtet Kirchner.
Nicht vom Beckenrand springen: Das sei zwar noch ein häufiger ausgesprochener Hinweis, der Unterschied heute sei, dass mehr diskutiert werde: „Da muss man hinstehen und eine klare Linie fahren“, sagt Bademeisterin Kirchner. Wenn Ansagen ungenau und zimperlich erfolgen, dann gebe es sofort Kritik: „Da sind dann plötzlich ganz viele Chefs im Wasser“, sagt sie schmunzelnd und ergänzt: „Das ist besonders bei der Kleiderordnung der Fall.“

Schlager und Sport: Um 9.30 Uhr geht Yvonne Debreli an das hintere Becken. Sie ist Fachangestellte für Bäderbetriebe (FAB) und wird mit den Badegästen die Morgen-Gymnastik machen. Ihre Kurs-Teilnehmer plantschen bereits im Wasser und warten auf den Beginn des Frühsports. Über eine Musik-Anlage tönen Schlager und Oldies durch die Schwimmbadhalle. Singend und sich bewegend folgen die Menschen im Becken den Bewegungen von Debreli. Nach einer halben Stunde sind die Übungen beendet, wie passend Michael Holms Stimme aus dem CD-Spieler bestätigt: „Wenn du mir sagst, alles ist vorbei.“

In den Katakomben: Für heute hat sich Besuch aus weiter Ferne angekündigt: Ein chinesisches Unternehmen interessiert sich für die Chlor-Elektrolyse-Anlage des Häfler Hallenbads. Die befindet sich im Untergeschoss des Gebäudes. Dort ist das Reich des 25-Jährigen Felix Bellgardt. Zwischen zahllosen Rohren und Abzweigungen findet sich eine kleine Werkstatt. In der halten sich die Lehrlinge des Schwimmbads zweimal die Woche auf: „Ich bin gerade dabei, mit den Auszubildenden ein Modell eines Schwimmbad-Wasserkreislaufs zu bauen, damit sie mal genau sehen, wie das funktioniert“, sagt Techniker Bellgardt. Der 25-Jährige ist gelernter Meister der Anlagemechanik für Heizungs- und Klimatechnik. „Das Bad ist eine tolle Herausforderung. Die Technik hier ist älter als ich es bin und ich eigne mir mit jedem Problem neues Wissen an und knoble an einer neuen Lösung“, beschreibt er die Faszination für seinen Beruf. Außerdem bekomme er hier unten auch mit, was sich oben so tue. In einem großen Filterkäfig der Pumpanlage findet sich immer allerhand Material, das aus dem Schwimmbecken gesaugt wurde: „Da finden wir Schnürsenkel, Taucherbrillen und einmal habe ich darin sogar einen Ehering entdeckt. Der Name war eingraviert und wir konnten ihn glücklicherweise zurückgeben“, berichtet der 25-Jährige.

An der Kasse: Im Eingangsbereich sitzt Lehrling Daniel Wick. Der 18-Jährige macht schon seit rund zwei Jahren die Ausbildung zum FAB, hat bis zum Abschluss also noch ein Jahr vor sich. Dabei lernt er alle Bereiche des Häfler Schwimmbads kennen. Heute muss er an der Kasse aushelfen. „Die Abwechslung finde ich gut“, sagt Wick. Sein Ausbildungsplan umfasst Unterricht in Chemie, Bädertechnik sowie Sport und Sporttheorie. Auch bei der Abschluss-Prüfung ist körperliche Fitness gefragt.„Man muss diesen Beruf leben. Er beinhaltet Arbeit am Wochenende und vor allem auch, während andere ihre Freizeit genießen. Wer damit nicht klarkommt, der ist hier falsch“, beschreibt Christine Kirchner, die sich bereits auf die Sommer-Saison freut, den Beruf: „Im Freibad wartet zwar viel mehr Arbeit, aber wenn morgens die Sonne über dem Strandbad aufgeht, ist das toll.“ Dann komme auch bei ihr Urlaubsstimmung auf, trotz Arbeit und Stress. „Das ist eine Herzenssache“, sagt die Bademeisterin, als sie sich wieder auf den Weg in ihr Büro macht.
Geruch und Technik
„Nicht verschmutztes Chlor riecht nicht“, erklärt Hallenbad-Techniker Felix Bellgardt. Er ergänzt: „Der typische Schwimmbad-Geruch entsteht durch gebundenes Chlor.“ Gebundenes Chlor, das bedeutet, der Stoff hat mit einer Verunreinigung im Wasser reagiert. „Alle Stoffe in der siebten Reihe des Periodensystems der Elemente sind für so etwas geeignet, ob Chlor, Brom oder Ozon, alle reagieren stark auf Schmutz“, erklärt Bademeisterin Christine Kirchner. Im Häfler Hallenbad wird das Wasser teilweise in einer Chlor-Elektrolyse-Anlage gereinigt. Dabei wird Wasser unter Zugabe von Salz unter Strom gesetzt. Der Prozess entfernt Schmutz aus dem Badewasser. Dadurch lässt sich auch der Einsatz von Chlorgas-Flaschen vermeiden. Zudem fließt das Wasser durch verschiedene Filter. An einer Stelle im Kreislaufsystem des Hallenbads wird es UV-Strahlung ausgesetzt, wodurch Keime abgetötet werden. Über einen großen Sand-Kies-Filter wird weiter gereinigt: Das Beckenwasser fließt durch verschiedene Schichten, bestehend aus Aktiv-Kohle, Sand und Kies unterschiedlichster Körnung. Zusätzlich wird ein Flockungsmittel hinzugegeben. Das sorgt dafür, dass Schmutzstoffe verklumpen und schließlich größere Brocken formen, die dann zwischen Sand und Kies im Filter hängen bleiben. Über ein Gerät kann Techniker Bellgardt jederzeit das Wasser kontrollieren: Den pH-Wert, den Chlorgehalt, genauso wie die Reaktionsfreudigkeit des Chlors im Wasser.