Die Landesstraße 200 in Altheim ist per se ein Sanierungsfall. Wer von Überlingen nach Ulm fährt und die kürzeste Strecke wählt, wird über Altheim geschickt. Vor allem der Schwerlastverkehr in dem Frickinger Ortsteil nervt die Bewohner.

Die Lastwagen produzieren nicht nur Lärm und bleiben im Winter öfter an der Steige hängen, sie beschädigen auch die Straße über Gebühr. Ein Teil der Ortsdurchfahrt muss derzeit wieder saniert werden, obwohl erst 2014 der komplette Ort durch Straßenbauarbeiten lahmgelegt wurde.

Die 89-jährige Luise Ruther wohnt gleich links am Ortseingang. „Da kannst Du nichts sagen, das ist jetzt halt so“, meinte sie. Sie kann freilich doch was sagen, dass nämlich bei ihr auf dem Grundstück die halbe Nachbarschaft Unterschlupf gefunden hat, beziehungsweise deren Autos. Denn ihr alter Bauernhof ist als eines der wenigen Grundstücke in der Straße noch erreichbar, von hinten her, über die Saudstraße. Deshalb parken bei ihr jetzt die, die mit dem eigenen Auto gar nicht mehr heimfahren können. Deren Grundstück ist nur über die Landesstraße erreichbar – und die ist seit Wochen aufgerissen.

Zweiradfahrer finden ihren Weg. So wie Volker Wittmann, der mit seinem Motorrad über den Gehweg tuckert. Er findet es gut, dass die Straße saniert wird, sie sei schon wieder in einem schlechten Zustand gewesen. Mit den Unannehmlichkeiten müsse man derzeit halt leben.
Fertigstellung nun für 23. September angekündigt
Das Regierungspräsidium Tübingen verantwortet die Straßensanierung. Sie betrifft ein 600 Meter langes Stück zwischen der Einfahrt Saudstraße und Schulstraße und kostet nach Behördenangaben dem Land Baden-Württemberg rund 250.000 Euro. Am 22. August wurde begonnen. Ursprünglich war nur vorgesehen, die oberen Asphaltschichten auszutauschen. Anfang September hätte das erledigt sein sollen. Nun dauern die Arbeiten aber immer länger. Als voraussichtlichen Termin für die Wiedereröffnung wird der Freitagabend, 23. September, anvisiert.
Hat man bei den Straßenarbeiten 2014 geschlampert?
Die Altheimer wundern sich, warum nach den Straßenbauarbeiten von 2014 die Straße schon wieder erneuert werden muss. Ob man es damals nicht gleich gescheit hätte machen können? Nein, damals sei nicht erkennbar gewesen, in welchem Zustand die Straße sich befinde. Auch jetzt habe sich erst bei den laufenden Arbeiten herausgestellt, dass die Tragschicht „inhomogen“ sei. Die jetzigen Voruntersuchungen hätten den schlechten Zustand der Tragschicht nicht aufgezeigt, teilte das RP in einem Pressetext am 9. September mit.
Regierungspräsidium bittet nur Autofahrer um Verständnis
Als klar war, dass die Arbeiten länger dauern, bat die Behörde per Pressemitteilung die Verkehrsteilnehmer „um Verständnis für die entstehenden Behinderungen“. An die Anwohner und Geschäftstreibenden wurde in dem Pressetext nicht gedacht. Roland Maier, der an der Ortsdurchfahrt ein Küchengeschäft betreibt, sagte tapfer: „Da müssen wir durch.“ Er habe das Glück, ein Produkt im Angebot zu haben, „das kein Verfallsdatum“ hat. Allerdings könne er seinen Kunden derzeit den Weg in sein Geschäft kaum zumuten, weshalb er zu ihnen fahre.

Kurios: Maier erfuhr über sein Engagement bei der freiwilligen Feuerwehr, dass die Baustelle ansteht. Das Amtsblatt hatte Sommerpause, begründet er, weshalb ihn die Nachricht auf dem sonst üblichen Wege nicht erreichte. Und so sei er froh gewesen, dass die Feuerwehr die Rettungswege für die Zeit während der Baustelle checkte, und er so nebenbei erfuhr, dass da eine Großbaustelle vor seinem Geschäft entsteht und den Verkehr lahm legt.
Weinhändler stellt deutlichen Rückgang der Kundschaft fest
Vinzenz Weber, Inhaber einer Weinhandlung, wurmt die Baustelle gewaltig. „Einschnitte, die wir hinzunehmen haben, spielen bei der Straßenbauplanung offenbar keine Rolle.“ Er berichtet über einen Lieferanten, der mit seinem Lastwagen entnervt wieder umdrehte, weil er den Weg in sein Geschäft nicht fand. Abgesehen von den Kunden, die jetzt ausbleiben. Weber: „In unserem Geschäft gibt es deutlich weniger Frequenz.“