Das Votum fiel deutlich aus. Die Mitglieder des Kreistags haben den 47-jährigen Luca Prayon (CDU) zum neuen Landrat des Bodenseekreises gewählt. Bei der Sitzung am Dienstagabend im Häfler Graf-Zeppelin-Haus vereinte der Jurist und Noch-Bürgermeister der Gemeinde Remchingen 50 von 52 der abgegebenen Stimmen auf sich. Weitere Kandidaten waren nicht angetreten.

Fokus auf drei Themenbereiche

Anfang Juni übernimmt der Jurist Prayon also die Amtsgeschäfte von Noch-Landrat Lothar Wölfle (CDU). Dieser hatte bereits im Mai vergangenen Jahres angekündigt, nicht erneut zur Wahl antreten zu wollen. Prayon skizzierte vor dem Urnengang der Kreistagsmitglieder seine künftige Politik. Dabei betonte er: „Der Bodenseekreis steht vor herausfordernden Zeiten.“ Als drei Themenschwerpunkte seiner Arbeit nannte er den gesellschaftlichen Wandel, den schonenden Umgang mit Ressourcen sowie die den Ausbau von Mobilitätsangeboten.

In seiner Bewerbungsrede skizzierte der künftige Landrat seine politischen Vorhaben.
In seiner Bewerbungsrede skizzierte der künftige Landrat seine politischen Vorhaben. | Bild: Benjamin Schmidt

„Wir werden älter, bunter. Arbeitskräfte gehen aus“, mahnte Prayon. „Wir sind mit dem Arbeitskräftemangel in allen Bereichen angekommen.“ Daher wolle er einen Fokus seiner Arbeit auf die Wirtschaftsförderung legen. Die Veränderung der Bevölkerung identifizierte Prayon auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen: Er mahnte die Notwendigkeit an, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, ausreichend Pflegebetten zur Verfügung zu stellen sowie Bildungsangebote an Schulen zu stärken, etwa bei der Sprachförderung.

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Künftig Verantwortung für 1300 Mitarbeiter

Zum Thema Nachhaltigkeit sagte Prayon: „Wir wissen alle, dass wir viel zu verschwenderisch mit unseren Ressourcen umgehen.“ Es sei die Aufgabe jedes Einzelnen und der politischen Akteure, dem entgegenzuwirken. Dies gelinge auf zweierlei Art und Weise: Durch das Hinterfragen von Ausgaben und das Nutzen des technischen Fortschritts. Prayon sprach exemplarisch die thermische Nutzung von Wasser als technisches Potenzial. Als weitere wichtige Ressource nannte er allerdings auch die 1300 Beschäftigten des Landratsamtes. „Mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müssen wir achtsam umgehen.“

Volles Haus: Von 56 Kreistagsmitgliedern waren 52 anwesend. 50 von ihnen stimmten für Prayon.
Volles Haus: Von 56 Kreistagsmitgliedern waren 52 anwesend. 50 von ihnen stimmten für Prayon. | Bild: Benjamin Schmidt

Abschließend betonte der Landrat in spe die Wichtigkeit der Verkehrspolitik. Möglicherweise überraschend betonte er den Vorrang von Fußgängern, dieser müsse stets berücksichtigt werden. „Darüber hinaus müssen wir uns fragen: Wie schaffen wir autofreie Begegnungsflächen?“ In seiner Stadt Remchingen habe er dafür gekämpft, „einen Platz zu haben, bei dem man nicht überfahren wird.“

Weiterhin nannte er den Ausbau sicherer Fahrradwege sowie eines attraktiven Nahverkehrs. „Den Weg müssen wir zwingend weitergehen.“ Dazu zählen für ihn sowohl die Bahn als auch Busverbindungen. Wichtiges Projekt für Prayon: „Die Elektrifizierung der Bodensee-Gürtelbahn wird ein harter Kampf sein.“ Letztlich nannte er aber auch noch den Straßenausbau. „Auch in 30 Jahren wird Verkehr auf der Straße laufen.“

Sichtlich erleichtert war Luca Prayon nach der gewonnenen Wahl.
Sichtlich erleichtert war Luca Prayon nach der gewonnenen Wahl. | Bild: Benjamin Schmidt

Wer also kommt da in den Bodenseekreis? Im SÜDKURIER-Interview hatte sich Prayon bereits im Januar präsentiert. Seine Entscheidung, sich auf das Amt zu bewerben, hat er damals so begründet: „Der Landrat ist eine Schlüsselfigur der Gesellschaft.“ Zudem präsentierte Prayon sich als gläubiger Mann: „Ich stehe für die klassischen christlichen Werte“, betonte er gegenüber unserer Redaktion. In seiner Rede im Kreistag merkte er allerdings auch an: „Im kommunalpolitischen Austausch sollte die Parteizugehörigkeit keine Rolle spielen.“

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Für Landrat Lothar Wölfle geht indessen eine Ära zu Ende. 16 Jahre lang lenkte der Jurist die Geschicke des Bodenseekreises. Nun will er aus dem aktiven Berufsleben ausscheiden. Sichtlich erfreut war er, dass Prayon ins Amt gewählt worden ist. Dem dritten Lebensalter sehe er mit Freude entgegen, sagt er bereits im Mai vergangenen Jahres. Etwas mehr Aufregung dürfte nun auf Luca Prayon warten.