Es ist Hochsaison und die Campingplätze sind voll – wie immer im Sommer am Bodensee. Und erst recht in Zeiten von Corona, wenn viele Menschen lieber in Deutschland – oder nicht allzu weit weg davon – Urlaub machen. Gerade vom Campingurlaub verspricht man sich mehr Freiheit – und genau das wird für manch einen Campingplatzbetreiber zum Problem. „Es gibt tatsächlich Leute, die schicken ihre 16-Jährigen einfach mit dem Zelt hierher“, sagt Franz Schlichte vom Campingplatz Friedrichshafen-Fischbach.
Zeltwiesen sind geschlossen. Das weiß allerdings nicht jeder
Zelten, das macht ein Schild am Campingplatz CAP Rotach in Friedrichshafen klar, geht in diesem Jahr ohnehin nicht, allein schon deshalb nicht, weil hier auch die Sanitäranlagen geschlossen bleiben. Das Ehepaar Fricke hat eine besondere Verantwortung, nicht nur gegenüber den Campiggästen, sondern auch gegenüber seinen Mitarbeitern, denn es handelt sich hier um einen Inklusionsbetrieb. Deshalb wurde hier auch ein Beherbergungsverbot für Reisende aus dem Landkreis Dingolfing-Landau verhängt. „Es ist unglaublich, wie blauäugig und uninformiert manche Leute unterwegs sind, neulich stand ein Radler im strömenden Regen mit kleinen Kindern an der Rezeption und wollte zelten“, sagt Petra Fricke.

Auch die Zeltwiese vom Campingplatz Immenstaad bleibt in diesem Jahr zu. „Aber wir sind froh, dass wir aufhaben und Geld verdienen können, das ist schließlich nicht in allen Regionen so“, sagt Tobias Flemisch. Schloss Hersberg ist schon seit Januar für Juli und August ausgebucht. Man kann es aber trotzdem probieren, denn manchmal wird storniert, zum Beispiel weil jemand wegen Corona eine Operation verschieben musste. „Aber an die Auflagen haben wir uns inzwischen tatsächlich gewöhnt“, sagt Tobias Flemisch.

Viele Camper bleiben nicht lange
Anders bei Franz Schlichte in Fischbach. Er nimmt momentan keine Reservierungen mehr an, weil er den Platz ohnehin nicht voll belegt. Glück für Hilke Soltau und Thomas Sidow aus Huddewörde in Schleswig-Holstein, denn sie waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. „Wir machen seit zwölf Jahren Urlaub am Bodensee und es ist das erste Mal, dass wir einen Stellplatz mit Seeblick bekommen haben“, freuen sie sich. Sie bleiben für zehn Tage, zur Freude von Campingplatzbetreiber Franz Schlichte. „Die Leute sind in diesem Jahr irgendwie getrieben, sie bleiben oft nur eine Nacht, man könnte meinen, sie wären auf der Flucht“, sagt er.

Wildcampen kann teuer werden
Wer auf dem Campingsplatz nicht mehr zum Zug kommt und sich für wildes Campen entscheidet, geht ein großes Risiko ein: Je nach Bundesland und Lage kann das bis zu 5000 Euro kosten. „Im Vorkommnis der letzten Wochen sind nur vereinzelt Einträge zu finden, aber Wildcamper sind natürlich nicht das vordringliche Problem der Polizei“, sagt Oliver Weißflog, stellvertretender Stabstellenleiter für Öffentlichkeitsarbeit in der Polizeidirektion Ravensburg.

Auch der beliebte Campingplatz in Kressbronn-Gohren ist wie immer um diese Jahreszeit natürlich proppenvoll. Nach Angaben der Betreiber dauert es derzeit oft einige Tage, bis Anfragen beantwortet werden können. Aber trotzdem können Urlauber, die spontan anreisen, Glück haben und einen der begehrten Plätze ergattern.
In Bayern sind die Sanitäranlagen geöffnet
Ähnlich sieht es auch auf dem Campingplatz Gitzenweiler Hof bei Lindau aus. Dort geht für die nächsten Wochen so gut wie nichts mehr. Im Gegensatz zu einigen Plätzen in Baden-Württemberg sind in Bayern aber die Sanitäranlagen geöffnet und trotz Urlauberansturm geht es teilweise sogar beschaulich zu. Auf dem beliebten Campingplatz in Lindau-Zech, kurz vor der Grenze nach Österreich, ist der Platz zwar ausgebucht, aber ein stilles Plätzchen am Strand ist durchaus zu finden.

Ein Vorteil auf dem Campingplatz in Lindau-Zech: passend für die Zeit der Corona-Pandemie gibt es hier, allerdings schon immer, einen großen überdachten Raum, der es möglich macht, geschützt vor Regen, aber doch im Freien mit dem nötigen Abstand sein Geschirr zu spülen. Die Wiese für Zelte ist ebenfalls geöffnet.

Doch nicht alle Campingliebhaber finden einen Platz auf einem Campingplatz oder wollen dort hin, etliche Urlauber suchen sich, zumindest am bayerischen Bodenseeufer, andere Stellplätze. „Bei uns in Lindau gibt es die Eichwaldstraße direkt am Bodensee und dort dürfen Camper auch über Nacht stehen“, erklärt Birgit Russ von der Stadt Lindau.

Trotzdem kommt es auch hier immer wieder zu Problemen, gerade wenn Camper wegen fehlender Sanitäranlagen Parks und angrenzende Gärten nutzen.
Nach Angaben des zuständigen Polizeipräsidiums in Kempten gibt es in diesem Jahr auffallend mehr Wildcamper. „Generell konnte seit dem Ende der Ausgangsbeschränkung eine Zunahme von Wildcampern, gerade an touristischen Hotspots, festgestellt werden,“, so Dominic Geißler, Polizeihauptkommissar des Polizeipräsidiums in Kempten.
Regeln in den einzelnen Bundesländern zum wilden Campen
Vorarlberg hat sogar ein eigenes Campingplatzgesetz
Anders als in Bayern gibt es im benachbarten Vorarlberg keine landeseinheitliche Regelung, was das Zelten oder Campieren außerhalb von Campingplätzen angeht. Dafür haben die Vorarlberger sogar ein eigenes Campingplatzgesetz. Darin heißt es in schönstem Amtsdeutsch: „Die Aufstellung von Zelten, Wohnwagen und ähnlichen beweglichen Unterkünften außerhalb von Campingplätzen ist vom Bürgermeister mit Bescheid zu untersagen, wenn Interessen der Sicherheit, der Gesundheit, des Schutzes der örtlichen Gemeinschaft, der Landwirtschaft, der Fremdenverkehrswirtschaft oder des Schutzes des Naturhaushaltes sowie des Landschafts- und Ortsbildes gröblich verletzt werden.“ Übersetzt bedeutet das, dass jeder, der bei unseren österreichischen Nachbarn wild campen will, sich vorher bei der jeweiligen Gemeindeverwaltung informieren sollte, ob es erlaubt ist oder eben nicht.