„Abartig“ meinte Maurice Parent, als er den Auftakt zum Mostfest umriss. Nonstop ließ der Vorsitzende des Musikvereins Most in die Gläser fließen, da war keine Zeit, mal nebenbei auch einen Schluck zu trinken. Dieselbe Situation an den anderen Verpflegungsstationen: Claudia Veeser tauchte einen Korb Pommes nach dem anderen ins siedende Öl, die anderen schoben Steaks und Getränke am laufenden Band über die Theken.

Lag es an der coronabedingten Zwangspause, am DJ Markus Enderle, an den Most- und anderen Spezialitäten, an der Open-Air-Veranstaltung oder am Wetter? Egal. Das Mostfest war jedenfalls an den beiden Tagen supergut besucht, die Stimmung grandios, die Helfer hochmotiviert. Schon der musikalische Einstieg mit dem MV Bermatingen bot einen Vorgeschmack auf einen entspannten Abend: „Mit Azzuro wollen wir italienisches Flair vermitteln“, so Dirigent Lukas Landolt. Es gelang. Besser noch: Während die italienischen Piazze steingepflastert sind, war die Sommerhitze unter den Bäumen bestens zu ertragen und sie sorgten für eine lauschige Atmosphäre.

Souverän meisterte Bürgermeister Martin Rupp den Fassanstich und Angelika Bernhardt-Welte verteilte die Gläser mit dem von der Bodenseekelterei Widemann exta kreierten Jubiläumsmost. Zum Doppel-Jubiläum – 150 Jahre Musikverein und 40 Jahre Mostfest – überreichte Rupp einen Umschlag und wertschätzte die Pflege der Tradition und die beiden örtlichen Musikvereine generell, ohne die er sich kein Fest vorstellen könne.
Ohne die Helfer auch nicht, würdigte diese Angelika Bernhardt-Welte, die auch eine Abordnung von Ahausen an der Lahn begrüßte. „Wir haben eine supercoole Truppe“, meinte denn auch Maurice Parent, der allen voran Festwirt Raphael Wieser erwähnte, der sich um alles Organisatorische im Vorfeld und während des Festes kümmerte.
Viele neue Engagierte
Auffallend viele Jugendliche besuchten am Samstag das Fest. „Der Most ist toll, die Frauen sind schön und die Stimmung gut“, meinte Nico Filzinger aus Immenstaad. Um diese wissend, hatte auch eine Frauenclique das Mostfest auserkoren, um Anna Landolt einen zünftigen Junggesellinnen-Abschied zu bereiten. Zwar hatte die Braut bereits 2020 standesamtlich geheiratet, aber die kirchliche Hochzeit mit Felix Landolt ist auf den 20. August 2022 terminiert. Und so zogen die Freundinnen nach einem Grillfrühstück am See und einer Wanderung auf dem Mostfest herum, wo die Braut die von der Trauzeugin selbstgebackenen originellen Kekse verkaufte, um den Durst ihrer Mitläuferinnen zu finanzieren. Zu den Gästen gehörten auch junge Fußballer aus Frickingen. Einigen hatte das Fest vor Corona so gut gefallen, dass diesmal die ganze Clique mitkam. „Toll, dass es hier überwiegend Most gibt. Da trinkt man auch mal was anderes als Bier“, meinte Vincent Dettenmaier, 21.

Eine super Stimmung herrschte auch im Hintergrund, in der Sieberscheune. Dort schnippelten die jungen und die erfahreneren Heferinnen Äpfel und Zwiebeln, rollten den Dinnele-Teig aus und belegten ihn. „Die zwei Jahre Corona haben so tolle neue Arbeitskräfte hervorgebracht und es macht ihnen so viel Spaß“, begeisterte sich Marlies Moser. Um den Nachwuchs und die leckeren Dinnele müsse man sich folglich überhaupt keine Sorgen machen. Für einen weiteren festlichen Auftritt sorgte der Sternmarsch rund um den Stacchus: Die Musikvereine Ittendorf, Riedheim, Owingen und Immenstaad strömten spielend aus allen Himmelsrichtungen und spielten gemeinsam die Deutschlandhymne und die Slavonická-Polka unter Gesamtleitung von Riedheims Dirigent Nicolas Köb. Die Kapellen Liggersdorf, Ittendorf und Bavendorf sorgten sonntags für weitere Stimmung.




Mostfest-Zahlen
- Zwei Jubiläen verknüpfte der Musikverein Ahausen beim diesjährigen Mostfest: Er feiert 2022 sein 150-jähriges Bestehen und er richtete das Mostfest zum 40. Mal aus.
- 120 Helfer waren und sind an drei Tagen im Einsatz, darunter sind 62 Personen keine Mitglieder.
- Das Mostfest wird am heutigen Montag, 4. Juli, mit dem traditionellenFeierabendhock ab 18 Uhr unter der Begleitung des Musikvereins Ahausen beschlossen.