Das seit Jahren diskutierte Projekt nimmt Formen an, ein Standort soll voraussichtlich zwischen Ahausen und Bermatingen sein. Jürgen Fassott, Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) Bermatingen, stellte dem Gemeinderat das in den vergangenen Monaten erstellte sogenannte Lastenheft vor; ein Anforderungskatalog, in dem alles aufgelistet ist, was wichtig und unentbehrlich ist. Es dient auch als Grundlage, um Angebote einzuholen.
Jürgen Fassott ging auf die wesentlichen Punkte ein und nahm den Gemeinderat sowie seine zahlreich erschienenen FFW-Kameraden mit auf einen virtuellen Rundgang durch künftige Räume. Vorab betonte er: „Wir planen ein neues, gemeinsames, zentrales Feuerwehrhaus. Wir, das bedeutet nicht die Feuerwehr alleine, sondern die Gemeinde baut ein Feuerwehrhaus für die Sicherheit der Bürger, um diese auch dauerhaft in Zukunft gewährleisten zu können. Die Feuerwehr ist lediglich der Nutzer des Gebäudes.“ Mit Blick auf künftige Nutzer wurde sehr viel Wert auf eine langfristige Planung gelegt.
Grundsätzlich soll das neue FFW-Haus Anforderungen, basierend auf dem aktuellen Bedarfsplan 2019, ebenso erfüllen wie Gesundheitsschutz und Unfallverhütung. Es wird auf maximale Flexibilität und langfristige Funktionalität Wert gelegt. Deshalb wird das FFW-Haus nicht zu klein gebaut, ohne die Dimensionen zu sprengen. Außerdem wird auf die Mehrfachnutzung sehr großen Wert gelegt, sodass beispielsweise Jugendfeuerwehr und Altersabteilung den gleichen Raum nutzen können, betonte Fassott.
Bei der Überlegung, was die Gemeinde leisten kann und muss, wurden diverse Feuerwehrgerätehäuser besichtigt. Das sei laut Jürgen Fassott äußerst hilfreich zur Vermeidung von Fehlern und zur Bedarfsermittlung gewesen; zudem wurden gute Lösungen für bestimmte Bereiche aufgezeigt.
Auf die Notwendigkeit eines zentralen Neubaus ging auch die Gemeinde ein: Aufgrund vieler Änderungen bezüglich der Personalstruktur, der Tagesverfügbarkeit – viele Kameraden arbeiten außerhalb Bermatingens -, der Ausstattung und auch baulicher Veränderungen innerhalb der Gemeinde hatte der 2019 überprüfte Brandschutzbedarfsplan Folgendes ergeben: Die Feuerwehr Bermatingen ist zwar sehr gut ausgebildet, die Gesamtverfügbarkeit tagsüber in den einzelnen Abteilungen jedoch sehr gering. Auf Dauer kann dies nur verbessert werden, wenn von einer zentralen Einsatzstelle ausgerückt werden kann.

Zur Ausstattung gehört unter anderem: Sechs Fahrzeugboxen, Waschbox, Stiefelwaschanlage, Treibstofflager und Lager für wassergefährdende Stoffe, Materiallager, Schleusen, Kleiderkammer, sonstige Lager, Atemschutzwerkstatt, Elektrowerkstatt/Funkwerkstatt, Gerätewerkstatt, Verwaltungs-, Schulungs- und Sozialräume, Sanitäts- und Fitnessraum, sowie ein Übungsturm mit zwölf Metern Höhe. Dazu kommt noch Gebäudetechnik. Wert gelegt wurde auf Geschlechtertrennung bei den Umkleiden, Spinden, Toiletten, in den Duschräumen, am Waschplatz und bei den Spinden. Damit könne sich die Hoffnung auf mehr Frauen bei der FFW erfüllen.
In der Außenanlage soll ein Übungshof entstehen mit einer betonierten Arbeitsfläche sowie zwischen 30 und 40 Parkplätze sowie ein Fahrradstellplatz. Die Jugendfeuerwehr soll auf keinen Fall im Keller untergebracht werden. Empfohlen wurde die Atemschutzgerätewartung und Schlauchpflege aus wirtschaftlichen und personellen Gründen an externe Dienstleister zu vergeben.
Bürgermeister Martin Rupp verwies auf die professionelle, zielgerichtete, detailreiche, an vielen Abenden und in Nächten erarbeitete Planung, die dennoch Freiraum für die Planer gebe. Verwaltung und Arbeitsgruppe hatten sich für Architekten-Wettbewerb entschieden. Man habe schon Kontakt zu Spezialisten aufgenommen, so Rupp. Der Gemeinderat nahm das Lastenheft zur Kenntnis und beauftragte die Verwaltung einstimmig, das vorgestellte Planungsverfahren entsprechend den Angaben durchzuführen.
Ausschreibung
Der Neubau ist mit Baukosten und Dienstleistung (Architekt) nach aktueller Marktlage mit etwa 2,7 Millionen Euro veranschlagt, so Ortsbaumeister Patrick Hummel. Damit ist der Schwellenwert erreicht, sodass eine europaweite Ausschreibung zu erfolgen hat. Die Verwaltung hat sich für einen für die Gemeinde ergiebigsten Architekten-Wettbewerb entschieden. Gängig ist eine Resonanz von zehn bis 12 Teilnehmern. Das garantiert einen Pool an Ideen. Fiktiv angesetzt ist die Fertigstellung der Planung: Läuft alles gut, kann sie bis Mitte Januar 2023 vorliegen.