„100 + 1 Jahre Brauchtum und Narretei“, heißt es am Sonntag, 5. Februar in Oberuhldingen: Denn dann feiert die Narrengesellschaft Oberuhldingen (NGO) ihren 100. Geburtstag wegen der Corona-Pandemie mit einem Jahr Verspätung. Um 13.30 Uhr setzt sich laut NGO ein aus mindestens 13 Vereinen und Zünften bestehender Jubiläumsumzug ab Lichtenberghalle quer durchs Dorf in Bewegung. Danach herrscht buntes Treiben im Ort und in der Lichtenberghalle.
Fasnet wurde in Oberuhldingen aber schon vor 1922 gefeiert, wie aus einem Bericht im SÜDKURIER hervorgeht. So kündigte die Heimatzeitung am 29. Januar 1975 die Premiere der „Oberuhldinger Narrenrevue“ an, die anlässlich „111 Jahre Oberuhldinger Fasnetbrauchtum“ ein paar Tage später erstmals über die Bühne gehen sollte. „Ein voller Erfolg – Interpreten groß in Fahrt – Vergnügte Show für jung und alt zum 111-jährigen Jubelfest“, hieß es dann am 5. Februar. Da sich die Verantwortlichen des Vereins aber (erst) im Jahre 1922 zur Vereinsgründung entschlossen hatten, blickte die NGO im Vorjahr auf 100 Jahre Vereinsgeschichte zurück – und nicht etwa auf 158 Jahre.
Zwar hatten einige Dorfbewohner im Jahr 1922 aus der Narretei eine „eingetragene Sache“ gemacht und die NGO gegründet. Doch sollte es bis 1949 dauern, als acht Frauen erstmals als Hexen durchs Dorf zogen. Offiziell gegründet wurden die Streibehexen als Zunft aber erst zehn Jahre später. Sie immer noch die mitgliederstärkste Gruppe in der Oberuhldinger Fasnet.
Blick auf Zünfte und Gruppen
Die Laubengiggelerzunft wurde 1952 offiziell ins Leben gerufen. Ihr Name beruht auf der Tatsache, dass bei den Oberuhldinger Bauern früher die Hennen ihre Eier auf den Heuboden – die Laube – legten und sie dort ausbrüteten. Nach dem Brutgeschäft erschienen sie wieder mit ihrem Gefolge im Hof. Die männlichen Küken, die Giggeler, seien in der Mehrzahl gewesen.
Die Zimmermannsgilde wiederum wurde 1969 von Männern unterschiedlicher Handwerksberufe gegründet. Ihre wichtigste Aufgabe ist der Transport und das Aufstellen des Narrenbaums auf dem Marktplatz am Schmotzigen Dunschtig. Die jüngste Zunft der NGO stellen die Birnauer Rebmännle dar, die 1995 aus der Taufe gehoben wurden. Ihr Häs ist ein freundliches Wesen, das in den Birnauer Reben Unsinn treibt.
Zur NGO gehört im Weiteren der Narrenpräsident, zurzeit Andreas Großhardt, und der Elferrat, dessen Mitglieder auch als Elfer bezeichnet werden. Diese nehmen vor allem organisatorische und repräsentative Aufgaben wahr. Andreas Großhardt freut sich schon auf das Festwochenende, das am Freitag mit einer internen Mottoparty beginnt. „Wir haben in den vergangenen Wochen das Fest umfangreich vorbereitet und freuen wir uns jetzt, dass es endlich losgeht“, sagt der seit 2018 amtierende Präsident. „Wir hoffen auf viele Zuschauer – und dass alles friedlich bleibt.“ Nicht zu vergessen sind die Narreneltern Helga Boonekamp und Claudia Weichert, die seit 2020 im Amt sind und vor allem die Kinderfasnet organisieren und ausrichten. Und Narrenpolizist Franz-Josef Zündel führt traditionell die Umzüge an und animiert stets zum Rufen des Narrenspruchs „Hoorig, hoorig, hoorig isch die Katz“.
Beginnen werden die Feiern am Sonntag mit einem Zunftmeisterempfang für geladene Gäste um 10.30 Uhr. Der Umzug startet bei der Lichtenberghalle in Richtung Alte Poststraße über die Bahnhofstraße, Aachstraße und Marktplatz zur Linzgaustraße, um an der Lichtenbergschule zu enden. Für die Bewirtung werden Stände um und in der Lichtenbergschule sowie im Ortszentrum aufgestellt. Die NGO appelliert an alle Hausbesitzer und Mieter, die Hausfassaden zu diesem Großereignis närrisch zu schmücken.
Zum Jubiläum ist das Buch „Narrengesellschaft Oberuhldingen – Geschichte und Geschichten seit 1922“ entstanden. Es führt mit zahlreichen Bildern, vielen Geschichten, Histörchen und Hintergrundwissen rund um das Fastnachtsbrauchtum durch ein Jahrhundert närrische Geschichte in Oberuhldingen. Das Wiedererkennen von Bekanntem und Beliebtem ist ebenso wahrscheinlich wie das Entdecken spannender und bisher unbekannter Aspekte. Erhältlich ist das Buch unter anderem bei Präsident Andreas Großhardt, Kontakt unter der Telefonnummer 0 75 56/91 96 24.
Teilnehmer
- Narrengesellschaft Oberuhldigen („Hoorig, hoorig, hoorig isch di Katz“) und Musikverein Oberuhldingen
- Schnabelgiere Meersburg („Ho-Narro“)
- Puper Unteruhldingen („Narri-Narro“)
- Narrenverein Mühlhofen („Narri-Narro“)
- Webweiber Mühlhofen („Web-Stuhl“)
- Aachgeister Mühlhofen („Aach Uffe – Nei Äbbe“)
- Eulen Hagnau („Narri-Narro“) und Fanfarenzug Hagnau
- Schussentäler Reute („Wa Muinet‘r – Ha Welleweag“)
- Hasle-Maale Stetten („Hasle-Maa Kumm rab“) und 08/15 Bermatingen
- Sumpfgeister Daisendorf mit Zimmermannsgilde und Musikverein Daisendorf-Stetten („Narri-Narro“, „Holz – her“)
- Hugeloh Leimbach („Hugeloh-Ho“)
- Moschtobst Ahausen („Moscht-Obst“) mit Musikverein Ahausen
- Guggenbichler Ittendorf („Guggenbichler – He gugg gugggugg“)