Es dürfte eine der größten und bewegendsten Trauerfeiern gewesen sein, die die Klosterkirche Birnau je sah. Rund 600 Trauergäste nahmen am Mittwoch von Christoph Graf Douglas, der am 9. September völlig überraschend gestorben ist, Abschied. Auf der Gästeliste standen Namen des europäischen Hochadels, darunter Fürst und Fürstin von Hohenzollern, Prinzessin Benedikte zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Erbprinz Ernst-August von Hannover, die zu Liechtenstein, Baden und Fürstenberg und weitere Adelshäuser. Alleine in und vor der Birnau wurden 60 Trauerkränze abgelegt. Der Bestatter stand vor der Herausforderung, sie so zum Sarg hin anzuordnen, dass jede Adelsfamilie sich ihrer Rolle gewürdigt fühlte. Eine komplizierte Aufgabe, wie Bestatter Ernst Horn gestand.

Weggefährten aus der ganzen Welt verneigten sich vor dem Sarg: Der frühere Ministerpräsident Erwin Teufel genauso wie der Verleger Hubert Burda und der Schriftsteller Arnold Stadler. Der Konstanzer Landrat Frank Hämmerle sprach in seinem Nachruf, der auf den Vorplatz der Klosterkirche übertragen wurde, den Trauergästen aus der Seele: "Wir haben ihn geliebt." Christoph Douglas' Tod habe die Menschen im Hegau fassungslos gemacht. Der Hegau habe einen ihrer wichtigsten Förderer verloren, der den Menschen eng verbunden war. "Er kannte die Welt, die Welt kannte ihn, und doch ist er ein Bürger dieser Landschaft geblieben."

Christoph Graf Douglas.
Christoph Graf Douglas. | Bild: dpa-Archiv

Unternehmer und Kunstsammler Reinhold Würth erinnerte daran, dass es Graf Douglas zu verdanken ist, dass die Reisetagebücher Alexander von Humboldts als deutsches Kulturgut gesichert wurden und in die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergingen. Henry Wyndham vom Auktionshaus Sotheby's würdigte Graf Douglas' Arbeit bei Sotheby's, zu der die Thurn- und Taxis- sowie die Baden-Auktion gehörten, und beschrieb den für seinen großen Humor bekannten Verstorbenen auf eine Weise, die der Trauerfeier auch Lachen entlockte.

"Auf der Höhe des Glücks wurde er aus dem Leben gerissen", sprach die der Familie sehr nahe stehende Journalistin Gina Thomas, Korrespondentin fürs Feuilleton der FAZ. "Das hat, wenn man sein rastlos neugieriges Wesen betrachtet, eine gewisse Folgerichtigkeit: Christoph war kein Mann für halbe Sachen. Er liebte und lebte aus dem Vollen." Sie erlebte Graf Douglas als einen verantwortungsbewussten Menschen. Und jemanden, der im Teilen seines Glücks der Größte war. Sie beschrieb sein herzhaftes Lachen, am liebsten über die immer gleichen Witze, die er zu erzählen pflegte. Gina Thomas gab eine Kostprobe davon in der Klosterkirche.

Graf Douglas habe nicht geahnt, dass er dereinst in der Klosterkirche Birnau aufgebahrt würde. Er, der den Umgang mit dem Schönen pflegte, hätte es aber geliebt, sagte Pfarrerin i. R. Adelheid Groten, langjährige Dozentin für Liturgik am Predigerseminar der Landeskirche. Mit Vertrauen habe Christoph Douglas stets nach vorne geblickt, "und der Entwicklung Zeit gegeben" – ein Bild, das der Trauergemeinde Trost mit auf den Weg gab, weil es für Graf Douglas auch im Hinblick auf das gegolten habe, was nach dem Tode kommen mag.

Die Trauerfeier wurde unter anderem von der Birnauer Kantorei und dem Concerto vocale Frankfurt begleitet, Organist war Thomas Hößler. Christoph Graf Douglas wird am Mittwochabend im engsten Familienkreis auf Schloss Langenstein beigesetzt.

 

Das Leben eines Kosmopoliten

Christoph Graf Douglas war ein Kosmopolit, doch sein Herz hing am heimischen Krebsbachtal. Als Kunstberater verkehrte er in der ganzen Welt und den nobelsten Kreisen und fädelte Millionen-Deals ein. Dabei hatte er sich als Kind, das in Schloss Langenstein aufwuchs und die Eigeltinger Volksschule besuchte, bereits nach seinem Wechsel auf das humanistische Gymnasium in Konstanz fremd und fehl am Platz gefühlt. Dort kam es schon auf Leistung an und nicht auf Heimatkunde, wie in der „Dorf- und Lebensschule“, in der er zuvor gelernt hatte, wo der Krebsbach entsprang. Graf Douglas aber war „fest entschlossen, an meiner Krebsbachbildung festzuhalten.“ Das schrieb er in einer Hommage auf den Fotografen Siegfried Lauterwasser.

Diese entstand für das Buch „Nur ein Blick auf Baden“, das Graf Douglas und Bernhard Prinz von Baden 2012 herausgaben. Graf Douglas' späterer Lebensweg sollte ihn noch viel weiter von Eigeltingen weg führen – aber immer auch wieder zurück.

Auf die Welt kam Christoph Graf Douglas am 13. Juli 1948 in Konstanz, sein Vater Ludwig war dort Redakteur beim SÜDKURIER, später auch Verlagsgesellschafter. Sohn Christoph promovierte nach seinem Studium in Freiburg und Braunschweig über Konstanzer Silber. Als Silberexperte arbeitete er ab 1979 fürs Auktionshaus Sotheby’s. Ab 1987 leitete er die deutsche Sotheby´s Niederlassung in Frankfurt am Main. 1995 organisierte er die Jahrhundertversteigerung von rund 24 000 Kunstobjekten des Hauses Baden, mit dem die deutsche Linie des Douglas-Clans verwandt ist. Dessen Wurzeln liegen in Schottland und sind bis ins 12. Jahrhundert nachweisbar.

Anschließend machte Graf Douglas sich erfolgreich selbständig, 2011 etwa vermittelte er den Verkauf der „Schutzmantelmadonna“ Holbeins des Jüngeren vom Haus Hessen an den Schrauben-Milliardär Reinhold Würth für angeblich rund 60 Millionen Euro. Kunsterwerb als reine Kapitalanlage lehnte Graf Douglas persönlich ab. „Kunst muss man lieben, sonst sollte man sie nicht kaufen“, sagte er 2010 einem Magazin. Sein eigenes Geld investierte er in Dinge, die er liebte, so in sein Hofgut Dauenberg bei Eigeltingen, wo er sich, neben seiner Frankfurter Residenz, einen Wohnsitz einrichtete – und ins Schloss Langenstein, das er 2015 von seinem Cousin erwarb. In Eigeltingen kaufte er 2012 auch das alte Schulhaus, das er einst selbst besucht hatte, 2015 eröffnete er darin einen Dorfladen. Außerdem gehörten ihm auch der Dornsberg mit der Landesjagdschule sowie der Mägdeberg bei Mühlhausen. Christoph Graf Douglas war verheiratet mit der Innenarchitektin Bergit, geborene Oetker, mit der er drei gemeinsame Kinder hat. Nach einem Schlaganfall starb Christoph Graf Douglas am 9. September in Braunschweig. (Sylvia
Floetemeyer)

 

Die Trauerreden von Gina Thomas, Henry Wyndham, Landrat Hämmerle und Prof. Reinhold Würth zum Nachhören: