Seiner Frau Iris hat Onnen das 68-seitige Buch gewidmet. „Sie erschließt mir neue Welten“, schreibt der 66-Jährige.

Onnen wuchs mit der plattdeutschen Sprache auf („Im Platt bin ich zu Hause“), verließ Norden in Ostfriesland schon früh, um der Enge seiner Heimat und der Spießigkeit seiner Landsleute zu entkommen. Er merkt aber, dass die Sehnsucht nach der alten Heimat groß ist.

Wälder Slang statt Träume in Platt

In Gedanken bereits wieder am Nordseestrand, nimmt sein Leben jedoch eine heftige Wende: Er lernt 2009 seine Iris kennen, heiratet sie im Mai 2010 und landet 2016 im Voralbergischen. „Nur der liebe Gott weiß, warum er mir das antut“, schreibt er. Was er hier alles erlebt und erfährt, ist für ihn nicht immer lustig, sondern gewöhnungsbedürftig. Und er beobachtet an sich eine schleichende Metamorphose, mit ihm geschieht Merkwürdiges und Unerklärliches. „Der Ostfriese, der ich war, der ich bin, wandelt sich . . . Meine plattdeutschen Träume werden weniger, neue Worte und Begriffe mischen sich in meine Ausdrucksweise . . . Der Preuße in mir spürt schmerzlich den Angriff der Wurschtigkeit und erliegt ihr dann und wann“.

Irgendwie ist das meiste wurscht

Am schlimmsten sei die Versuchung, den Alltag mit Floskeln wie „passt scho“ oder „ischt doch wurscht“ zu bewältigen, schreibt Diedrich Onnen. Irgendwann aber merkt er, dass nicht in Ostfriesland, sondern im Wurschtland seine Zukunft liegt. Diedrich Onnen erklärt den Begriff so: „Ich nenne dieses Ausland in der direkten Nachbarschaft zu Deutschland deshalb Wurschtland, weil hier nicht alles, aber das meiste wurscht ist.“

Das im Bregenzer Verlag „edition v“ erschienene Buch hat die ISBN-Nummer 978-3-903240-00-1 und ist für 15 Euro erhältlich. Diedrich Onnen wird am 11. Oktober, 15 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus in Uhldingen-Mühlhofen aus dem Buch lesen.

Gedanken zu Pfingsten: Das ist nicht der Hit im Kirchenjahr

Auch im Ruhestand bleibt Diedrich Onnen Pfarrer. Der Kontakt an seine alte Wirkungsstätte anlässlich seiner Buchveröffentlichung veranlasste ihn, sich Gedanken über das Pfingstfest zu machen:

"Das pfingstliche Markenzeichen ist nicht offensichtlich, fehlt dem Fest doch das Handgreifliche. Darum ist es wenig populär, nicht der Hit im Kirchenjahr und zum Geschäftemachen ungeeignet. Weihnachten hat die Krippe mit dem Stern von Bethlehem, Ostern das Ei. Dem Pfingstfest bleibt als Symbol nur die Taube, dieser Dreckspatz. Wir lernen daraus, dass Gott auch aus schrägen Vögeln Heilige machen kann. Aus üblen Menschen sowieso.

Unanschaulich kommt Gottes Geist zur Welt, dafür umso spektakulärer. Den Jüngern jedenfalls vergeht am ersten Pfingsttag in Jerusalem Hören und Sehen, ist doch der Geist Gottes brandgefährlich! Nach dem göttlichen Geistesblitz aus einem dunklen Himmel heraus ist nichts mehr, wie es war. Die Apostel, bisher verzagt und hasenfüßig, sind auf einmal Feuer und Flamme. Sie wagen sich auf die Straße und predigen das Evangelium von Jesus Christus, was die Zunge hergibt.

Pfingsten ist ganz und gar nicht lieblich. Es ist, wie Paul Celan schrieb, ein „Dröhnen“, ein „Gestöber“. Der göttliche Wink mit den brennenden Zungen jedenfalls passt in keine gängige religiöse Schublade. Es braust gewaltig, es riecht nach Feuer.

An Pfingsten wird die universale, globale Kirche geboren. Grenzen fallen, Horizonte des Glaubens tun sich auf. Gottes Geist pustet den Staub von den Seelen und lässt sie atmen. Die „Sprache des Herzens“ entsteht. Sie ist die neue Muttersprache aller, die sich für den guten Geist öffnen und ihn im Glauben an Jesus Christus in sich hineinlassen. Geistlose Missverständnisse finden fortan keinen Boden mehr. Fremde können geistreich und angstfrei miteinander reden und umgehen. Es entsteht eine neue Kultur des friedlichen, vertrauensvollen Miteinanders unter Menschen, die bisher von allen guten Geistern verlassen waren und sich gegenseitig nicht ausstehen konnten.

Im Pfingstwunder von Jerusalem erfüllt sich der Traum von einer besseren, menschlichen Welt. Ob sich das Wunder zu Pfingsten noch einmal ereignet? Es ereignet sich täglich. Nur nicht so laut wie damals. Es ereignet sich, wenn der Geist der Melancholie sich verflüchtigt und der Geist der Freude in uns einzieht. Es ereignet sich, wenn in unserem Leben kein Stein auf dem anderen bleibt, sich die Verhältnisse zum Guten verändern und das Herbeigesehnte Wirklichkeit wird. Es ereignet sich, wenn ein Mensch zum Glauben kommt. Es ereignet sich, wenn wir Christen mit dem Gejammer über den Zustand der Kirche aufhören und unseren eingeschlafenen Gemeinden mit begeisternden Predigten und schwungvollen Liedern Beine machen.

Gottes Geist ist da, er macht lebendig und heiter. Es ist derselbe Geist, der Jesus von den Toten auferweckte und uns nicht nur an Pfingsten singen lässt: "O Heiliger Geist, kehr bei uns ein und lass uns deine Wohnung sein!"