Seit 2010 bietet das Jugendforum Schülerinnen und Schülern ab der 7. Klasse die Möglichkeit, sich zu beteiligen, also ihre Wünsche und Anliegen zu ihrer Heimatstadt zu formulieren. Alle zwei Jahre laden die Mitarbeiter des Jugendreferats dazu ein. Diesmal kamen nur rund 40 Jugendliche „quer durch die Überlinger Schullandschaft“ in den Pfarrsaal, wie Juan Diabuno sagt. Nur Vertreter der beruflichen Schulen seien nicht dabei gewesen. Dafür war die Atmosphäre gut und es wurde konstruktiv gearbeitet, betont der Mitarbeiter des Jugendreferats.
Wünsche und Vorschläge, aber auch konkrete Ideen
Wie immer ging es los mit einem Spiel. Die Unterlage erinnert an Monopoly, nur dass die Würfel die Mitspieler nicht auf mehr oder weniger teure Straßen führen, sondern zu Feldern, auf denen beispielsweise klimaneutrale Stadt, Konzerte, Jugendzentrum oder Busverbindungen steht. Die Jugendlichen markieren im Laufe des Spiels die Stichworte, die sie am meisten interessieren. Daraus entstehen die vier Themeninseln Politik, Sport, Infrastruktur und Kultur.

Die Schüler müssen sich für eine der Inseln entscheiden und steigen direkt in die Diskussion ein. Zuerst sammeln sie, was es bereits an Angeboten gibt, dann werden Wünsche und Vorschläge formuliert sowie konkrete Ideen. Das alles notieren die Mitarbeiter des Jugendreferats und der zuständigen Abteilung der Verwaltung auf Flipcharts. Auch die drei Jugendgemeinderäte Maximilian Matern, Ella Feger und Clara Wolks diskutieren mit und bringen sich als Moderatoren ein.
Mehr Veranstaltungen im Uferpark
Zur Präsentation der Ergebnisse kommen auch einige Gemeinderäte und Oberbürgermeister Jan Zeitler. Die größte Gruppe an Interessenten hatte sich beim Thema Infrastruktur gesammelt. Clara Wolks stellt die Ergebnisse vor. Wenig Zufriedenheit gibt es aktuell beim ÖPNV. Die Bus- und Bahnverbindungen seien schlecht, die Tickets zu teuer. Auf der Wunschliste nennen die Jugendlichen Veranstaltungen wie Open-Air-Kino, beispielsweise im Uferpark.
Zentrales Jugendhaus seit Jahren auf der Liste
Auch ein größeres und zentral gelegenes Jugendhaus steht auf der Liste – wie seit Jahren. Dazu eine freundlichere Innenstadt für Radfahrer und Fußgänger sowie mehr Grün mit Aufenthaltsqualität. Zur Förderung der Mobilität von Jugendlichen gibt es einen konkreten Vorschlag: einen Fahrradverleih. Als Ausleihstationen könnten die Rampe in Nußdorf und das Jugendcafé fungieren und den Nutzern für wenig Geld gespendete und wieder flott gemachte Räder zur Verfügung stellen.
Mitternachtssport wird vermisst
Ella Feger betreute das Thema Politik. Sie fasst zusammen, wo und wie sich Jugendliche beteiligen können und wirbt für die digitalen Möglichkeiten, sich per JugendApp oder Instagram einzubringen. Maximilian Matern kündigt an, dass der Jugendgemeinderat bald wöchentlich auf seinem Social-Media-Auftritt „in kleinen Häppchen informieren und fortbilden“ wollen.
Auf der Tafel zum Thema Sport finden sich einige bestehende Angebote, die vor allem Fußball und Basketball abdecken. Die Jugendlichen wünschen sich dazu mehr und andere öffentlich zugängliche Sportstätten. Auch die Anregung, die Sporthallen zum Beispiel in den Ferien zu nutzen, steht auf der Liste. Als mögliche Neuerung gemäß der Interessen nennt Juan Diabuno E-Sport-Angebote im Jugendcafé sowie das Wiederaufleben des Mitternachtssports einmal im Monat in der Wiestorhalle.

Unter der Überschrift Kultur sammeln sich diverse Angebote, die Jugendliche in Überlingen vermissen. Das reicht von Festivals und Jugendpartys – nicht nur zur Fastnacht und an Halloween – über Geschäfte für junge Leute bis zu Hotspots am See, wo man sich aufhalten und sein Handy laden kann. Auch eine Online-Jobbörse wäre wünschenswert.
WLAN als Ergebnis eines früheren Jugendforums
Die Schlussworte spricht Juan Diabuno. „Wir müssen die heute genannten Themen im Gespräch halten, nicht jammern, was fehlt, sondern uns selber einbringen.“ Er betont, dass der Jugendgemeinderat und das Jugendreferat auf die Hilfe der Nutzer angewiesen sind, sowohl was das Einbringen der Ideen als auch die Unterstützung bei der Umsetzung angehe. Vorab hatte er daran erinnert, dass das öffentliche WLAN am Bahnhof das Ergebnis eines früheren Jugendforums ist. Allerdings dauerte die Umsetzung Jahre. Grundsätzlich ist er zufrieden mit dem Tag. „Ich bin glücklich mit dem Format“, sagt er später im Gespräch.