Am Morgen prasselten die Regentropfen nur so auf den Münsterplatz. Die Teilnehmer saßen derweil in den Bänken des Nikolausmünsters und hatten sich diesen Tag anders vorgestellt. In der Vergangenheit gab es zwar bereits Schwedenprozessionen bei Regen, doch dieses Mal war die Feierlichkeit anders: Nach Einigung in der Debatte um die Veränderung der Prozession trugen Mitglieder des Gemeinderats, der Schwerttanzkompanie, der evangelischen und katholischen Kirche und des Trachtenbunds am Sonntag Fürbitten und Lesungen vor.

Auch war neu, dass Dekanin Regine Klusmann gemeinsam mit Pfarrer Bernd Walter in ökumenischer Verbundenheit am Ende der Prozession den Schlusssegen sprach. Im Anschluss an die Schwedenprozession enthüllten Trachtenträgerinnen die Bronzefigur an der Münstertreppe.

Trachtenmutter spricht von „perfektem“ Standort

Pünktlich zur Enthüllung wurde das Wetter jedoch besser. An der Münstertreppe waren für die Feierlichkeit rund 120 Personen anwesend. Trachtenmutter Renate Lohr zeigte sich sehr erfreut über die Einweihung: „Das ist eine große Ehre.“ Auch der Ort der Statue sei „perfekt“, so Lohr.

Trachtenmutter Renate Lohr.
Trachtenmutter Renate Lohr. | Bild: Eike Kirchmaier

Der Standort sei zugänglich und die Stadtgärtnerei habe im benachbarten Grünabschnitt Rosmarin gepflanzt. Als Zeichen der Treue mit ihrer heilenden Wirkung ist sie ein wichtiger Teil der Trachtenkleidung. Im kommenden Jahr feiert der Trachtenbund das 100. Jubiläum. „Solch eine Statue ist eine ganz besondere Ehre.“ Lohr ist seit genau 60 Jahren in dem Bund – auch dieser Anlass sei zur Statue passend, erzählte sie lachend.

Fast 2000 Stunden Arbeit bis zur Fertigstellung

Zur Einweihung kam auch die Schöpferin der Figur, die Deisendorfer Künstlerin Daniela Einsdorf. 1900 Stunden Arbeit steckte sie in die Bronze-Figur, sagte sie. Um die Struktur der Trachtenhaube für ihre Figur nachzuvollziehen, habe sie sich selbst eine angefertigt.

Künstlerin Daniela Einsdorf: Sie fertigte in vielen Arbeitsstunden die Statue.
Künstlerin Daniela Einsdorf: Sie fertigte in vielen Arbeitsstunden die Statue. | Bild: Eike Kirchmaier

Die Statue stellt eine Frau und ein Kind dar, beide in ihren Trachten. Hoffnungsvoll blickt die Frau in die Ferne, das Mädchen schaut auf zu ihrem erwachsenen Ebenbild, denn: „Es ist eine Mutter und Kind, nicht Mutter mit Kind“, so Einsdorf. Die Figur soll die Entwicklung und Gemeinschaft aufzeigen, insbesondere im Hinblick auf all die kleinen Trachtenträgerinnen, die an dem Tag anwesend seien.

Besitzerwechsel der Bronzefigur

Gestiftet wurde die Figur von Angela Voith sowie Manon und Daniel Schily. Sie sind Nachfahren der Gründer der Heidenheimer Maschinenbau-Firma. Ihre Verbindung nach Überlingen: Ihr Vorfahre Hanns Voith hatte 1932 das Hofgut Rengoldshausen erworben. Die Rede bei der Einweihung hielt Daniel Schily.

„Der Erfolg der Firma Voith und der Fleiß ihrer Mitarbeiter macht es möglich, dass manchmal genug Geld da ist, um so etwas zu ermöglichen. Daher übergeben wir die Statue aus dem Fleiß der Firma Voith heraus, heute feierlich an den Überlinger Trachtenbund“, so Daniel Schily. Doch auch diese Eigentümerschaft währte nicht lange: Renate Lohr schenkte die Statue in einer Anschlussrede der Stadt – und übergab diese somit in ihre Obhut.

Trachtenbund zieht mit Schwertletänzern gleich

Im Anschluss an die anderen Reden segnete Pfarrer Bernd Walter die Statue. Er freute sich über den ausbleibenden Regen bei der Enthüllung: „Der liebe Gott hat es gut mit uns gemeint“, sagte er mit einem Lächeln beim späteren Teil der Schwedenprozession.

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Auch Eric Hueber, Erster Platzmeister der Schwerttanzkompanie Überlingen, freute sich über die Statue: Mit Blick auf das 100-jährige Jubiläum des Trachtenbundes Überlingen im nächsten Jahr sei das eine „tolle Einstimmung“. Nur wenige Jahre zuvor haben die Schwertletänzer auch eine Figur erhalten. Diese wurde, passend zum damals 375. Jubiläum, im Jahr 2021 fertiggestellt.

Neuer Blickfang in der Altstadt

Abschließend machten die Anwesenden fleißig Fotos. Überlingen hat nun eine neuen Blickfang in der Altstadt. Dieser soll, wie Schöpferin Einsdorf in ihrer Rede sagte, „auch hoffentlich hier noch in Überlingen stehen, wenn wir alle nicht mehr sind“.