Zahlreiche Corona-Infektionen, viele Schüler und Lehrer in Quarantäne – trotzdem findet der Unterricht an den Schulen weiterhin in Präsenz statt. Wie fühlen sich Schüler, die unter diesen Umständen täglich mehrere Stunden im Klassenzimmer verbringen? Wir haben mit fünf Zehntklässlern der Realschule Überlingen gesprochen.
Merve Bahadir: Keine Klausur wegen positivem Schnelltest
Für Merve Bahadir ist der Schulalltag momentan ein ständiges Auf und Ab der Gefühle. Zwischen Maskenpflicht und Schnelltests sind da nämlich auch noch die Abschlussprüfungen, auf die sich die Zehntklässlerin vorbereitet. Und dabei zog Corona der 16-Jährigen schon einmal einen Strich durch die Rechnung.

„Erst kürzlich durfte ich eine Klassenarbeit nicht mitschreiben, weil mein Test positiv war“, erzählt Bahadir. Im Nachhinein habe sich dann herausgestellt, dass der Schnelltest ein falsches Ergebnis anzeigte. „Ich habe einen PCR-Test gemacht. Der war dann negativ. Außerdem hatte ich gar keine Symptome“, berichtet die Zehntklässlerin.
„Erst kürzlich durfte ich eine Klassenarbeit nicht mitschreiben, weil mein Test positiv war.“Merve Bahadir, Schülerin
Aus ihrer Sicht war die Situation ärgerlich, denn sie hatte bereits gelernt und wollte die Klausur einfach nur hinter sich bringen. Nun wartet Merve Bahadir auf einen Nachtermin. Und auch die Sorgen, die sich die 16-Jährige nach dem positiven Schnelltest machte, seien letztlich unbegründet gewesen. „Habe ich jemanden angesteckt? Wie mache ich das jetzt mit dem Unterricht von zuhause aus? Wie viel werde ich verpassen? Mir schwirrten tausend Dinge im Kopf“, erzählt sie.
An den Tagen, die Merve Bahadir zuhause verbrachte und auf das Ergebnis des PCR-Tests wartete, sei sie jedoch gut mit Lernmaterial versorgt worden. Die Schülerin hebt das Engagement der Lehrer in der Corona-Zeit positiv hervor: „Sie stecken viel Zeit und Mühe in jeden einzelnen Schüler.“
Sarah Liebold: Stress wegen Prüfungen, Angst vor Infektion
Trotz regelmäßiger Schnelltests und Masken fühlt sich Sarah Liebold im Unterricht an der Realschule nicht immer sicher. „Eigentlich fühle ich mich gut und relativ wohl. Aber wenn man die Infektionszahlen sieht, dann hat man schon Angst, dass man auch Corona bekommt“, sagt die Schülerin ehrlich.
„Man hat schon Angst, dass man auch Corona bekommt.“Sarah Liebold, Schülerin
Hinzu kommt der Stress im Hinblick auf die anstehenden Abschlussprüfungen. „Wir müssen auf viele Termine achten, es gibt im letzten Schuljahr nochmal mehr Klassenarbeiten – das bedeutet, auch daheim müssen wir mehr lernen“, erzählt Liebold.

Auch, wenn Corona und Schulstress der 16-Jährigen einiges abverlangen, beschreibt sie sich als „zufrieden und optimistisch“. Erst vergangene Woche habe sie ihre Bewerbung für das Wirtschaftsgymnasium eingereicht, dort möchte sie nach der Mittleren Reife ihr Abitur machen. „Hoffentlich ist Corona dann auch bald Geschichte und wir können wieder ohne Maske im Klassenzimmer sitzen“, sagt die Schülerin.
Luca Riedlinger: Wunsch nach erfolgreichem Abschluss
Der 16-jährige Luca Riedlinger hat einen Wunsch, der nichts mit Corona zu tun hat. Er wünscht sich, dass die Zehntklässler der Realschule den Abschluss gut hinbekommen und in den kommenden Monaten nicht aufgeben. „Gemeinsam schaffen wir das, wir werden das Beste aus der Situation machen“, sagt der Schüler guter Dinge.
„Gemeinsam schaffen wir das.“Luca Riedlinger, Schüler
Und auch, wenn die für das Frühjahr geplante Klassenfahrt wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden kann, ist sich Riedlinger sicher: „Nach den Prüfungen werden wir gemeinsam feiern, so wie es dann eben coronabedingt möglich ist.“

Bis dahin dauert es aber noch. Viele Klausuren und mündliche Abfragen stehen für Riedlinger und seine Mitschüler auf dem Programm. „Die Lehrer bereiten uns gut vor, auch wenn es in Zeiten von Corona nicht gerade einfach ist“, sagt der 16-Jährige. So seien etwa viele Lehrer krank oder in Quarantäne, oft müssten Vertretungslehrer einspringen. „Die Bemühungen sind groß“, weiß Riedlinger. „Meistens bekommen wir in solchen Fällen sogar Fachlehrer, die unsere Fragen beantworten und uns auch bei der Prüfungsvorbereitung unterstützen können.“
Charlotte Müller: Bisher von Corona-Quarantäne verschont
Charlotte Müller erinnert sich noch ganz genau an den Tag, als es den ersten positiven Corona-Fall in ihrer Klasse gab. „Wir sind zum Glück relativ lange verschont geblieben. Als dann der erste Corona hatte, haben wir anderen uns schon Gedanken gemacht, ob es uns auch erwischt haben könnte“, erzählt die Schülerin.
„Quarantäne können wir uns nicht leisten.“Charlotte Müller, Schülerin
Müller selbst hatte bislang kein Corona – und war auch noch nie Kontaktperson. „Zum Glück“, wie die 15-Jährige selbst bilanziert. „Denn Quarantäne können wir uns nicht leisten.“ Zu viel Unterricht würden die Zehntklässler verpassen, zu schwierig sei das Lernen allein zuhause.

Charlotte Müller wünscht sich für die kommenden Wochen, dass sich die Corona-Situation an der Realschule nicht noch mehr verschärft, dass die Infektionszahlen bei Schülern und Lehrern gering bleiben. „Wenn es so weiterläuft wie bisher, dann schaffen wir das“, sagt die 15-Jährige optimistisch. „Das schlimmste wäre, wenn sich die Lehrer infizieren, denn die brauchen wir jetzt dringend für die Prüfungsvorbereitungen.“
Lennard Nieß: Weniger Unterrichtszeit wegen Schnelltests
„Mir geht es gut. So langsam hat man sich an die Umstände gewöhnt, an die Masken im Unterricht und an das Testen“, erzählt Lennard Nieß im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Das Einzige, was der 15-Jährige als problematisch einstuft, ist die Menge an Unterrichtszeit, die beispielsweise durch Schnelltests flöten geht. „Es sind sicherlich zehn Minuten, die deswegen draufgehen, das ist nicht so vorteilhaft.“

„Ich fühle mich sicher durch die Masken und die Tests.“Lennard Nieß, Schüler
Auch der Unterricht im Homeschooling sei nicht immer einfach gewesen. So habe etwa das Internet daheim zeitweise nicht mitgespielt oder er selbst habe nicht die nötige Aufmerksamkeit in den Unterricht gesteckt. Nieß sagt: „Ich bin froh, dass wir wieder komplett in der Schule sind und den Unterricht hier durchziehen. Und ich fühle mich hier auch sicher durch die Masken und die Tests, die wir regelmäßig machen.“