In unsicheren Zeiten können Rituale Halt geben und die Gemeinschaft stärken. Daher stellen sich die Kindergärten und Vereine der Herausforderung, den Kindern mit Blick auf die Corona-Situation unter größtmöglicher Sicherheit ein schönes Fest zu Sankt Martin zu bieten. Dass dies nicht so einfach ist, zeigen die Abwägungen, die die Verantwortlichen zu treffen haben. So haben die städtischen Kindergärten in Überlingen die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, in welchem Rahmen ein Umzug oder eine Feier stattfinde, teilt Andrea Winkler mit, die Pressesprecherin der Stadt Überlingen. „Die Einrichtungen behalten sich allerdings vor, kurzfristige Änderungen des Rahmenprogramms vorzunehmen, sollte das örtliche Infektionsgeschehen eine Maßnahme erfordern.“ Ein Martinsspiel am Kursaal wie in Zeiten vor Corona werde es aber nicht geben, sagt Winkler.

Überlinger Suso-Kita plant Gottesdienst und Martinsspiel

Kleiner als sonst plant auch die katholische Kindertagesstätte St. Suso in Überlingen. „Es ist alles kompakt verkürzt, sodass sich niemand in Gefahr bringt“, sagt Eva-Maria Siegel-Juraschek, die Leiterin. Nach dem Einzug mit den Laternen in die Suso-Kirche gestalten die Kinder die Feier mit dem Martinsspiel. Im Anschluss gebe es draußen am Martinsfeuer Glühwein und Punsch – Becher müssen die Familien selbst mitbringen. Je ein Elternteil dürfe die Kinder begleiten, wobei in der Kirche die 2G- und draußen die 3G-Regelung gelte. „Im Moment ist es so geplant, damit wir auf der sicheren Seite sind“, erklärt Siegel-Juraschek. Erschwerend für die Planungen komme hinzu, dass im Anschluss an den Martinsgottesdienst ihre Verabschiedung aus dem Dienst und die Begrüßung ihrer Nachfolgerin, Cynthia Gäng, angedacht sei. Nun müsse man abwarten, ob es auch so stattfinden könne, sagt die scheidende Leiterin. Ihre Laternen könnten die Kinder aber in der nächsten Zeit auf jeden Fall im Gruppenverband ausführen: „Die Kinder haben alle ihre Laternen gebastelt – wir werden bestimmt mehrfach durch die Gegend gehen.“

Überlinger Bonhoeffer-Haus organisiert Sternenlauf zum gemeinsamen Treffpunkt

Auch das Bonhoeffer-Haus will den Kindern eine Martinsfeier ermöglichen. Claudia Wetzel-Thiel, Leiterin der evangelischen Kindertagesstätte, sieht es als Geschenk, solch ein gemeinsames Fest feiern zu dürfen. „Es gehört zu unserem pädagogischen Anspruch, feste Rituale zu pflegen, die Verlässlichkeit und Orientierung bieten.“ Die Kinder hätten unter dem Wegfall solcher Feierlichkeiten in der letzten Zeit gelitten und auch den Erwachsenen hätten sie gefehlt. Daher hätten das Team, der Elternbeirat und der Träger zusammen ermittelt, wie eine Feier durchführbar sei. Das Ergebnis ist ein Sternenlauf, bei dem die einzelnen Kindergartengruppen mit ihren Laternen zu einem gemeinsamen Treffpunkt ziehen. Dort werde gesungen, Sankt Martin komme mit einem Pony und im Anschluss gebe es gebackene Martinsgänse. Dabei gelte ein Hygieneplan, der die frühzeitige Vorbereitung der Eltern mit einschloss: Seit vergangener Woche konnten die Eltern ihren Impf- oder Genesenennachweis in der Einrichtung zeigen – wer keinen habe, müsse vor der Feier einen Corona-Test vorlegen. „Nur dann können sie bei dieser Veranstaltung teilnehmen“, unterstreicht Wetzel-Thiel. Die Eltern seien dies bereits von den Elternabenden gewohnt. Die Leiterin sagt: „Wir sind uns unserer Verantwortung sehr bewusst.“ Daher solle respektiert werden, dass die Feier dieses Jahr nicht für Außenstehende offen sei.

Fragezeichen bei Umzug der Narrenzunft

„Bis jetzt sieht es so aus, als ob wir es machen könnten“, sagt Narrenmutter Wolfgang Lechler Anfang der Woche. Am Dienstagabend formulierten er und Andreas Niedermeyer dann aber doch ein dickes Fragezeichen. Der Narrenzunft-Vorstand wolle sich vorbehalten, erst am Mittwoch zu entscheiden. Anmerkung der Redaktion: In einer zuerst veröffentlichten Fassung dieses Artikels klang die Narrenzunft zuversichtlicher. Das Ordnungsamt habe das Okay gegeben.

Falls er stattfindet, führt der Martiniumzug der Narrenzunft ab 19 Uhr vom Hänselebrunnen zur Hofstatt, begleitet von einer Kapelle. Ob der Straßenumzug aber tatsächlich stattfinden kann, hänge von der weiteren Entwicklung ab: Sollte die Alarmstufe der Corona-Verordnung vorher in Kraft treten, dann „müssten wir es absagen“, sagt Narrenmutter Wolfgang Lechler.

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In den Salemer Kindergärten wird im kleineren Rahmen gefeiert

In Salem gibt es hingegen keinen öffentlichen Umzug, heißt es aus dem Rathaus. In den Kindergärten werde ebenfalls im kleineren Rahmen geplant, teilt Sabine Stark von der Gemeindeverwaltung mit. Ziel sei es, den Kindern einen Laternenumzug zu ermöglichen und das Ansteckungsrisiko gering zu halten. Daher werde der Personenkreis bei den internen Feiern eingeschränkt: „Eine erwachsene Begleitperson für das jeweilige Kindergartenkind ist erlaubt“, sagt Sabine Stark. Für die Veranstaltungen, die ausschließlich draußen stattfänden, gelte die 3G-Regelung, der Verzehr von Essen und Getränken sei untersagt. „In einigen Einrichtungen findet aus verschiedenen Gründen Sankt Martin nur mit den Kindergartenkindern statt.“

Einrichtungen in Uhldingen-Mühlhofen feiern ohne Eltern

Auch in Uhldingen-Mühlhofen haben sich die Kindergärten frühzeitig abgestimmt, was die Planungen zu Sank Martin angeht. „Dieses Jahr feiern die Kindergärten den Heiligen nochmals mit den Kindern allein, ohne Eltern, und die Einrichtungen haben sich hierzu alternative Konzepte überlegt“, sagt Gudrun Müller-Schmidts, Hauptamtsleiterin der Gemeinde. Der Kindergarten Max und Moritz in Oberuhldingen werde einen Laternenumzug getrennt nach Gruppen organisieren. Zuvor werden gemeinsam Martinsgänse gebacken und die Geschichte des Heiligen wird gespielt und gesungen. Die Kinder des Kinderhauses Sonnenschein in Mühlhofen kommen abends ins Kinderhaus, um die Martinsgeschichte zu hören und mit den Laternen zu laufen. „Anschließend gibt es die traditionelle Martinswurst mit Punsch am Lagerfeuer im Kinderhaus“, ergänzt Müller-Schmidts. Im katholischen Kindergarten St. Martin in Unteruhldingen wird es kleine Martinsfeiern ohne Eltern geben. Der Waldkindergarten in Oberuhldingen veranstalte einen Laternenumzug, ebenfalls nur mit den Kindern.

Musikverein Oberuhldingen organisiert ersten öffentlichen Martinsumzug

Ergänzend zu den internen Feiern der Kindergärten will der Musikverein Oberuhldingen einen Martinsumzug für alle anbieten. Er soll am 12. November um 18 Uhr vor der Lichtenbergschule in Oberuhldingen starten und die Linzgaustraße hinunter zum Marktplatz führen. Musikalische Unterstützung erhält der Musikverein durch die Jugendkapelle Uhldingen-Mühlhofen. Am Ende gibt es Würstchen, Kinderpunsch und Glühwein. Die Idee dazu sei relativ kurzfristig aus der Not heraus entstanden, erzählt Marco Knoblauch, einer der drei Vorsitzenden: „Für uns war das früher ein Highlight“, erinnert er sich. Falle der Umzug aus, sei dies eine Enttäuschung für die Kinder, die gerade an ihren Laternen basteln. Für den Umzug gelten die 3G-Regel, Abstand und gegebenenfalls Maskenpflicht. „Es werden Flyer für die Luca-App verteilt, Erfassungsbögen für die, die keine Luca-App haben, und ein Testnachweis für Ungeimpfte ist unaufgefordert vorzuzeigen“, ergänzt Patrick Ossiander, Beisitzer im Vorstandsteam. Auf ein Martinsspiel werde verzichtet, um eine Menschenansammlung zu vermeiden. Die Veranstaltung, die möglicherweise zur Tradition werden könnte, soll auch der Vereinskasse und dem Miteinander dienen: „Die Kinder sind glücklich, dass sie ihre gebastelten Laternen ausführen dürfen, die Jugendkapelle freut sich, endlich mal wieder in der Öffentlichkeit auftreten zu dürfen und der Musikverein kann zumindest ein kleines Loch in seiner Kasse stopfen“, erhofft sich Ossiander.