Schritt für Schritt baut die Stadt Überlingen ihre Bushaltestellen um. Die barrierefreie Gestaltung, die mit einer Verbreiterung der Anlage einhergeht, sorgt bisweilen für große Aufregung, wenn dies auf Kosten der Fahrbahn geht, wie sich an der Einmündung der Friedhofstraße in die Zahnstraße vor kurzem zeigte.

Ohne den Hinweis auf eine Verengung der Fahrbahn tauche plötzlich die neu gestaltete Bushaltestelle in der Kurve auf, schrieb der Nutzer „Detlef Koch“ in der Facebook-Gruppe „Du bisch von Überlingen...“ Er halte das für lebensgefährlich, weil die einzigen möglichen Ausweichwege im Falle eines Unfalls rechts und links den Fußgängerbereich tangieren. Mein Urteil darüber, ohne die Hintergründe der Planung zu kennen …“

So reagiert die Stadt auf die Kritik

Die Stadtverwaltung reagierte nach den ersten Äußerungen mit einer Pressemitteilung. Eine barrierefreie Gestaltung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sei eine von der Europäischen Union, der Bundesrepublik Deutschland und den Bundesländern gleichermaßen verfolgte gesellschaftspolitische Aufgabe, heißt es da. Dabei werde angestrebt, bis spätestens 31. Dezember 2025 für die in ihrer Mobilität eingeschränkten ÖPNV-Nutzer einen hindernisfreien Zugang zu schaffen.

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Der Gemeinderat habe bereits im Haushaltsplan 2022/2023 für das Projekt 2,3 Millionen Euro freigegeben, wobei über das Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) 75 Prozent der Baukosten bezuschusst werden. Für die Planungsleistungen erhält die Stadt weitere 15 Prozent Zuschuss. Aus diesem Grund müssten auch die geforderten Vorgaben wie barrierefreier Einstieg mit einem sogenannten „Kasseler Sonderbord“, ein Blindenleitsystem sowie ausreichend Manövrierfläche für Rollstuhlfahrer an den Haltestellen eingehalten werden. „Deshalb werden die Haltestellen mit einer Tiefe von 2,50 Metern hergestellt und ragen an vielen Stellen in den ursprünglichen Straßenbereich rein“, heißt es in der Mitteilung: „Sie werden in diesem Fall als Buskap bezeichnet.“ An einigen Stellen werden die Busbuchten aufgelöst und der Kasseler Sonderbord rücke vor bis zum Fahrbahnrand. Teilweise bestehe nach dem Umbau die Möglichkeit zum Abstellen von Fahrrädern im Bereich neben der eigentlichen Haltestelle, um so den Umstieg auf den ÖPNV zu fördern.

Bushaltestelle ist immer noch am selben Ort

„Vielleicht sind viele dort bisher zu schnell gefahren“, gibt Stadtbuschef Marc Morath zu bedenken. Dort bestehe ja eine Tempo-30-Beschränkung durch das Wohngebiet Zahnstraße bis hinauf zum Schättlisberg. Man erinnert sich, dass wegen des gestiegenen Verkehrsaufkommens vor rund 15 Jahren die dortigen Anwohner in Form der Bürgerinitiative „WOGE ZaNeLi“ ihren Protest ausdrückten.

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Die jetzt umgebaute Bushaltestelle Friedhof hatte zuvor schon an exakt derselben Stelle gelegen. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben zur Umsetzung der Barrierefreiheit ist sie deutlich breiter geworden und ragt weiter in die Straße. An anderer Stelle würden derlei Verengungen sogar bewusst eingebaut, um den Verkehr zu bremsen, erklärt Busunternehmer Morath. Insofern könne man die Bushaltestelle als Beitrag zur Verkehrsberuhigung begreifen.

Das kommt bei Autofahrern nicht immer gut an. Die Aufregung war groß, als im Wohngebiet Burgberg/Langgasse bereits vor einigen Jahrzehnten Verengungen eingebaut worden waren, um den Verkehr zu bremsen. An die Wirksamkeit haben sich die meisten inzwischen gewöhnt. Interessant dürfte es allerdings wieder werden, wenn auch hier demnächst die Bushaltestellen umgebaut und barrierefrei gestaltet werden.