Es ist nur eine Tanne, allerdings eine besondere. Am Rande einer Obstplantage bei Brachenreuthe konnte sich die Blautanne in den vergangenen Jahren prächtig entwickeln.
Gepflanzt hat sie Sulfat Hammatov, Vater des Jungen Artur Hammatov, dessen sterbliche Überreste am Tag nach der Flugzeugkatastrophe vom 1. Juli 2002 genau an dieser Stelle gefunden worden waren.
Baum steht an der Fundstelle des Sohns
Der Baum stammt aus Baschkirien, so wie zwei weitere Tannen, die ebenfalls von Hinterbliebenen zum ersten Jahrestag der Katastrophe an weiteren Fundorten ihrer Liebsten gepflanzt wurden.
"Bäumchen symbolisiert Seele ihres Kindes"
"Das Bäumchen symbolisiert für die Hinterbliebenen die Seele ihres Kindes", sagt Irina Petschalina vom Verein Brücke nach Ufa, der enge Beziehungen zu den Hinterbliebenen unterhält. "Wenn Sulfat Hammatov Überlingen besucht, führt ihn sein erster Weg zu dieser Tanne in der Obstplantage."
Genau solch eine Tanne habe Familie Hammatov zu Hause in ihrem Garten gepflanzt. Sie soll eine Verbindung herstellen zu Überlingen, dem Schicksalsort ihres verstorbenen Kindes.
Spielzeug, Engel und Teddy in den Zweigen
Gemeinsam mit ihrem Mann Viktor betreut Irina Petschalina das Bäumchen seit vielen Jahren. Kinderspielzeug, ein kleiner Engel und ein Teddybär liegen in den Zweigen. Bei ihrem jüngsten Besuch in Ufa habe ihr Sulfats Frau, Ida Hammatov, Weihnachtsschmuck für die Tanne mitgegeben.
Als sie diesen dann kürzlich an den Baum hängen wollten, fehlten anderthalb Meter des oberen Teils davon, nur ein paar Zweige lagen am Boden. "Noch am 18. Dezember war alles in Ordnung", habe sie erfahren. Irina Petschalina vermutet, dass sich jemand auf diese Weise ein Weihnachtsbäumchen illegal beschafft hat.
Tief betroffen über "Akt des Vandalismus'"
Nadja Wintermeyer, Vorsitzende des Vereins Brücke nach Ufa, zeigte sich tief betroffen über den "Akt des Vandalismus'", der das Andenken an die toten Kinder verletze. "Die Angehörigen der Opfer der Flugzeugkatastrophe empfinden nach wie vor eine tiefe Dankbarkeit gegenüber den Menschen am Bodensee." Daran werde diese Tat nichts ändern.