Es war der Wunsch des neuen Oberbürgermeisters, dass die Jugendkapelle seine Amtseinsetzung umrahmt. Jan Zeitler will Jugendliche fördern und sie an die Kommunalpolitik heranführen. Er selbst plane, "viel Lebenszeit und Energie in diese Berufung einzubringen", wie er bei seiner Antrittsrede am Donnerstag im Kursaal sagte. Zuvor hatte ihn Stadtrat Günter Hornstein im Amt verpflichtet und ihm den Amtseid abgenommen. Zeitlers Amtsvorgängerin Sabine Becker verzichtete auf eine Verabschiedung, und so dankte Hornstein ihr in Abwesenheit für ihre Tätigkeit in den letzten acht Jahren.
In seiner Antrittsrede gestand Jan Zeitler "ein gehöriges Maß an Demut vor dem übernommenen Amt". Die 50,1 Prozent der Stimmen vom 27. November ließen ihn jedoch "selbstbewusst an die Aufgabe" herangehen. Er versprach, ein OB für alle Überlinger zu sein. "Auch für die, die mich nicht gewählt haben", vielfach habe er auch von ihnen Sympathiebekundungen erhalten, was er als "gelebte Demokratie" empfinde. Und es sei ihm ein Anliegen, "mit allen Stadträten vertrauensvoll zusammenzuarbeiten". Sie hätten den Willen zu "konstruktiver Arbeit zum Wohle Überlingens bereits unter Beweis gestellt". An seine Mitarbeiter gewandt, sagte er: "Ich möchte Vorgesetzter, aber auch Kollege sein." Er habe vernommen, dass er auf "eine motivierte und leistungsfähige Verwaltung" treffe. "Und wissen Sie was: Das glaube ich auch!"
Er verstehe sich als Förderer des Ehrenamts. Die Bürger wolle er "in wichtige Themen der Stadtpolitik aktiv einbinden". Die vermittelnde Funktion des OB komme zum Tragen, wenn der städtische Friede in Gefahr ist. Er betonte, wie zuvor im Wahlkampf, dass Bürgerentscheide und Ratsbeschlüsse für ihn verbindlich seien. Darin sehe er eine Haltung. Im Umkehrschluss setze er "ein großes Fragezeichen", wenn Mehrheitsentscheidungen für "Einzelne" nichts mehr Wert seien. Wie Zeitler anschließend im persönlichen Gespräch sagte, habe er damit nicht explizit die BÜB gemeint, sondern wolle hier ganz allgemein verstanden werden.
In sein "Handlungsprogramm für die nächsten Jahre" packte er den Bau der Mehrfeldsporthalle und die Entwicklung des Schulcampus', die Feuerwehr, die "angemessene Aufnahme" von Flüchtlingen und die Vereinsförderung. Außerdem regt er die Gründung eines Jugendgemeinderats an, und er kündigte an, sorgsamer mit dem Spitalvermögen umzugehen und es für "zukunftsfähiges Wohnen" im Alter zu nutzen. Den Zeitplan für die Landesgartenschau halte er für "ambitioniert aber machbar". "Ich werde großen Wert darauf legen, dass wir den geplanten Ablauf einhalten können." Im Übrigen habe er nicht seine Frau "mitgebracht". Seine Frau komme nach Überlingen, "weil sie eine phantastische Gartenschau machen wird mit dem Team der LGS, und ich bin stolz, weil wir für meine Begriffe eine der Besten in Baden-Württemberg hierfür bekommen haben."
Zeitler versprach, den Menschen "zugewandt" zu bleiben. "Ich verfüge über ein festes Fundament persönlicher Werte, die nicht verhandelbar sind. Orientiert am christlichen Menschenbild, aber auch einer sozialen und demokratischen Grundhaltung, die in allererster Linie das Wohl der anvertrauten Menschen in den Mittelpunkt rückt."
Regierungspräsident Klaus Tappeser sagte in seiner Rede, dass ein OB der sei, "der im Zweifel den Kopf hinhalten muss", in einer Stadt aber nicht der Mächtigste sei, "weil der Gemeinderat de facto mehr zu sagen hat". Landrat Lothar Wölfle bot "ein gutes Miteinander" an. Sein Rat an den neuen Rathaus-Chef war dem französischen Staatsphilosophen Montesquieu entliehen: "Wenn man die Menschen regieren will, darf man sie nicht vor sich hertreiben. Man muss sie dazu bringen, einem zu folgen." Bürgermeister Henrik Wengert lud Zeitler dazu ein, mit Owingen und Sipplingen gemeinsame Interessen in der Verwaltungsgemeinschaft zu verfolgen. Als Zeichen ihrer Verbundenheit gaben sich die Bürgermeister der Viererbund-Städte. Rottweils OB Ralf Broß bescheinigte unter dem Jubel der Überlinger seinem Duz-Freund Jan Zeitler, einen "Aufstieg" hingelegt zu haben – von der Horber zur Überlinger Fasnet. Bürgermeister Roland Tibi überreichte als Geschenk der Elzacher Schuttig einen Hagenschwanz mit Saubloter, "damit der neue OB auch mal auf den Tisch hauen kann".
Der Amtseid
"Ich schwöre, dass ich mein Amt nach bestem Wissen und Können führen, das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, die Landesverfassung, das Recht achten und verteidigen und Gerechtigkeit gegenüber Jedermann üben werde. Insbesondere gelobe ich, die Rechte der Gemeinde gewissenhaft zu wahren und ihr Wohl und das ihrer Einwohner nach Kräften zu fördern. So wahr mir Gott helfe."
Der Oberbürgermeister:
Jan Zeitler (Jahrgang 1970) wurde am 27. November mit 50,1 Prozent der Stimmen zum neuen Oberbürgermeister gewählt. Er löst Sabine Becker ab (12 Prozent). Zeitler ist Diplom-Verwaltungswissenschaftler und war zuletzt Bürgermeister in Horb. Er ist verheiratet mit Annette Stoll-Zeitler, Diplom Ingenieur (FH) Landespflege, Fachbereichsleiterin bei der Landesgartenschau GmbH.