Die Landesgartenschau wirft ihre Schatten voraus. Im Jahr 2020 findet sie in Überlingen statt, die Vorbereitungen und Bauarbeiten laufen auf Hochtouren. Die Stadt putzt sich heraus, wie mit der neu gestalteten Uferpromenade. Doch auch andere profitieren, nämlich durch das Programm LGS Plus. Bei diesem Programm erhalten Bürger die Möglichkeit, finanzielle Ressourcen aus dem LGS-Topf für ein zuvor vorgeschlagenes Projekt freizusetzen. Die ersten Profiteure stellen wir hier vor. Es können weiterhin Anträge eingereicht werden: 

Naturbühne Nesselwagen LGS Plus
Naturbühne Nesselwagen LGS Plus | Bild: privat
  • Naturbühne in Nesselwangen: Im 800-Seelen-Dorf ist der Platz vor der Kirche der zentrale Sammelplatz für große Anlässe. Für Kirchenfeste, zu öffentlichen Musikproben oder zum jährlichen Gartenfest. Bisher gab es lediglich eine Holzbühne, die vor jeder Veranstaltung über ein bis zwei Abende hinweg mühevoll aufgebaut werden musste, um sie anschließend wieder zu verstauen. „Das größte Problem war immer der Lagerplatz“, verdeutlicht Ortsvorsteher Wolfgang Käppeler. Mit der neuen Steinbühne ist der 60-Jährige dieser Sorge entledigt. Doch die Maßnahme bringt nicht nur logistische Vorteile mit sich. „Die alte Holzbühne wurde schon zigmal auf- und abgebaut“, sagt Käppeler, „dementsprechend sieht sie aus.“ Demgegenüber kann sich die neue Bühne sehen lassen. Die Steine und Platten lagen zuvor an der Überlinger Uferpromenade und standen zur Verfügung, nachdem diese neu gestaltet wurde. Insgesamt 150 Arbeitsstunden waren in Eigenleistung nötig, um die neue Bühne zu bauen. Viele helfende Hände aus dem Ortschaftsrat, der Kirche und den Vereinen beteiligten sich. „Wir haben einen Gartenbauingenieur im Ortschaftsrat, das machte sich bezahlt“, freut sich Käppeler. Ein weiterer Dorfbewohner ist Bauleiter in einer Firma und konnte einen Schaufellader organisieren. Die Idee für die steinerne Bühne existierte schon seit Jahren. Durch die Einrichtung von LGS Plus wurde die Umsetzung jedoch erst möglich. „Sonst wäre alles an den Vereinen hängen geblieben“, beschreibt Käppeler, „das war nicht möglich.“ Beantragt ist außerdem auf dem Vorplatz noch eine Bank um die große Linde herum, doch dies dauere noch. Nun könne die Bühne noch häufiger genutzt werden, da das lästige Auf- und Abbauen entfällt. Käppeler kann sich gut vorstellen, dass nun auch der Musikverein die Bühne häufiger für öffentliche Proben nutzt. „Vielleicht auch der Theaterverein“, schiebt er hinterher, „die Möglichkeit besteht jetzt zumindest.“ Eine offizielle Einweihung findet nicht statt, allerdings verweist der erste Mann im Ort auf das Gartenfest von Ende Juli. Von Samstag bis Montag bietet sich sodann eine gute Gelegenheit, die neue Bühne in Augenschein zu nehmen.
Geschichtspfad Lippertsreute, Einweihung, LGS Plus, Ortsvorsteher Gottfried Meyer, Bürgermeister Matthias Längin
Geschichtspfad Lippertsreute, Einweihung, LGS Plus, Ortsvorsteher Gottfried Meyer, Bürgermeister Matthias Längin | Bild: Heuser, Christoph
  • Geschichtspfad in Lippertsreute: Gottfried Mayer war verärgert und machte sich tagelang Gedanken. Ein Bürger bemängelte, man solle mal etwas für die Lippertsreuter machen und nicht nur für die Besucher. Gemünzt war die Aussage auf den neu eingerichteten Geschichtspfad. „Ich bin da ganz anderer Meinung“, sagte der Ortsvorsteher in großer Runde anlässlich der Einweihung des Geschichtspfads: „Dieses Projekt ist identitäts- und gemeinschaftsstiftend!“ Zustimmung aus der Bevölkerung erfuhren die Verantwortlichen durch eine große Zahl an Besuchern, die die Einweihung verfolgten. Schon anlässlich der 850-Jahrs-Feier in 2008 kreisten die Gedanken um einen Geschichtsweg. Seinerzeit wurde ein Provisorium aufgebaut und anschließend wieder demontiert. „Wir haben immer gesagt, es wäre nett, wenn wir das mal als dauerhafte Installation in unserem Dorf hätten“, umriss Mayer die lang vorherrschende Vision und strahlte über das ganze Gesicht, als er sagte: „Zehn Jahre später sind wir an dem Punkt, wo wir es feiern können.“ Bis dahin sei es ein steiniger Weg gewesen. „Seit einem Jahr sind wir sehr aktiv in der Umsetzung und im Aufbau“, sagte Mayer. Insgesamt zehn in einem Rundweg angeordnete Tafeln zieren nun das Dorf. „Die Tafeln sehen wunderschön aus“, freute sich der Ortsvorsteher und bedankte sich in diesem Zusammenhang bei Fred Krahwinkel, der die Konzeption übernahm. Die Tafeln wurden bei einer in Norddeutschland ansässigen Firma bestellt, die darauf spezialisiert ist. Damit verbunden ist die Absicht, dass sie „in 20 Jahren noch gut aussehen und in 30 Jahren noch immer gut lesbar sind“, wie Gottfried Mayer sagte. Jede Tafel ist mit einem QR-Code versehen. Durch Scannen mit dem Smartphone wird dadurch eine Internetseite aufgerufen, die weitere Informationen, Bilder und multimediale Inhalte liefert. Auf den verlinkten Seiten können die Texte auch auf besondere Gegebenheiten angepasst werden. Die Tafeln seien vergleichbar mit Blumen am Fenster: „Nach einer Woche fallen die einem selbst gar nicht mehr auf, so wird es mit den Tafeln auch sein. Aber es werden Besucher kommen und uns immer daran erinnern, wie schön es aussieht – das freut einen selbst doch auch!“

 

Sonja Frick, Der Landgarten, Überlingen, LGS Plus
Sonja Frick, Der Landgarten, Überlingen, LGS Plus | Bild: Heuser, Christoph
  • Der Landgarten in Überlingen: Sonja Frick ist eine Idealistin. Und eine, die Dinge anpackt. Träumen können andere, sie macht einfach. Nur folgerichtig, dass kein Klischee auf diese Frau zutrifft. Sonja Frick passt in keine Schublade. Und so einzigartig wie diese Person ist, ist auch ihr Projekt: der Landgarten. Am Bodensee geboren, zweisprachig mit Englisch und Deutsch aufgewachsen, dann 30 Jahre in London gelebt, seit 2010 ist sie zurück am See. Als Dozentin arbeitet Sonja Frick an der DHBW in Ravensburg und an der Universität St. Gallen. Es gebe, wie sie sagt, drei entscheidende Elemente für ein gesundes Leben ohne Krankheiten: Head, Heart, Hands (deutsch: Kopf, Herz, Hände). Ihren Kopf benötigt sie für ihre Arbeit. Wer sie erlebt, weiß aber auch, dass sie mit ganz viel Herz dabei ist. „Mir begegnen so viele Menschen, die nichts mehr mit ihren Händen anstellen“, sagt Sonja Frick. Schon zu Londoner Zeiten suchte Frick ihre Erholung im Chelsea Physic Garden, dem ältesten botanischen Garten der Stadt. In Überlingen spazierte Frick zufällig an einem brach liegenden Grundstück an der Kreuzung zwischen Schreibersbildstraße und Wilhelm-Beck Straße vorbei. Sie kontaktierte die Eigentümerin und erhielt eine Woche später die Erlaubnis, die Fläche in einen Nutzgarten umzuwidmen. Seitdem verbringt sie viel Zeit in ihrem Garten, dem Landgarten, den sie gerne mit anderen Menschen teilt. „Ich schätze, dass ich im Sommer 30 bis 40 Stunden wöchentlich hier verbringe“, sagt Sonja Frick. Wenn das Tor aufsteht, könne jeder hereinkommen. Beim Anbau richtet sich Frick nach dem Vorbild der Permakultur, also einem möglichst in sich schlüssigen Kreislauf. Es gibt keine Pflanze, die bloß zufällig neben einer anderen steht, die Kompositionen sind genau gewählt. Im Rahmen der Landesgartenschau bietet Sonja Frick Führungen durch ihren Garten an. Im Gegenzug erhält sie aus dem LGS-Plus-Topf 1 000 Euro, die sie in ihren Landgarten stecken kann. Was genau sie damit bewirkt, weiß sie noch nicht. „Ich verfolge mit der Sache keine monetären Interessen, aber ich freue mich, wenn ich möglichst vielen Leuten den Garten und die Art und Weise des Anbaus zeigen kann.“