Sabine Busse

Die zwölf Geweihe fallen sofort ins Auge. Farbige Teppichreste dienen den bunt bemalten Jagdtrophäen als Untergrund. Die Installation hängt in der neuen Galerie CE 8 in Überlingen, einer Initiative der Skid gGmbH. Die gemeinnützige Gesellschaft unterstützt Menschen mit Assistenzbedarf in den Bereichen Arbeiten, Wohnen und Freizeit. "Eine Abteilung von Skid führt unter anderem Entrümpelungen durch, dabei finden sich immer wieder besondere Dinge", erläutert Irene Fechau die Herkunft der Materialien. Sie leitet das Skid-Kunstatelier in Goldbach, in dem Menschen mit Behinderungen auch solche Fundstücke für ihre kreative Arbeit nutzen.

Diese kleine Skulptur hat Platz in einer Nische gefunden.
Diese kleine Skulptur hat Platz in einer Nische gefunden. | Bild: Sabine Busse

Irene Fechau unterstützt die Kreativen zusammen mit einer Kollegin. "Manche arbeiten komplett selbstständig, andere möchten Anleitung, zum Beispiel, um neue Techniken zu erlernen", beschreibt sie ihre Aufgaben. Dabei ginge es nicht um therapeutische, sondern rein fachliche Unterstützung, betont sie. Um die Produkte in ihrer kreativen Vielfalt der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und einen neuen Raum für Begegnungen zu schaffen, hat Skid jetzt die Galerie nach intensiver Renovierung in Eigenregie in der Jakob-Kessenring-Straße eröffnet.

Bilder, Skulpturen und Texte

So individuell wie die Kunstschaffenden sind auch ihre Werke: Neben Bildern, auf denen sich feine Bleistiftlinien schlängeln, hängt ein großformatiges Gemälde mit horizontalen Farbflächen. Kleinteiliger geht es gegenüber weiter. Die Serie mit den Frauenköpfen erinnert an Marilyn Monroe, wie sie einst Andy Warhol darstellte. Dazu gibt es Collagen, Holzskulpturen und Texte. Letztere sind im Rahmen eines Schreibprojekts zum Thema "luftig lieben" entstanden. Die Initiatoren nennen sich die Wortfinder und fördern kreatives Schreiben und Literatur von besonderen Menschen. In dem von ihnen herausgegebenen Wochenkalender für 2019 sind auch die ausgestellten Texte von Wortfindern des Skid-Ateliers aufgenommen worden.

Irene Fechau, Leiterin des Skid-Ateliers, sorgt in der neuen Atelier dafür, dass alles gerade hängt.
Irene Fechau, Leiterin des Skid-Ateliers, sorgt in der neuen Atelier dafür, dass alles gerade hängt. | Bild: Sabine Busse

Worte, aber in gesprochener Form, hält eine weitere Station der Galerie bereit. Wer den Kopfhörer aufsetzt, kann ein Hörspiel verfolgen, das Mitarbeiter und Menschen mit Behinderung produziert und gesprochen haben. Geschäftsführer Klaus Hold freut sich, dass die neue Galerie in der Innenstadt die Arbeiten und Initiativen der Kreativ-Abteilung von Skid jetzt mehr in die Öffentlichkeit rückt. Und es soll noch weitergehen. "Wir haben die Vision, hier inklusive Workshops anzubieten, bei denen Menschen mit und ohne Behinderungen zusammenarbeiten", sagt Klaus Hold. Neben dem Ausstellungsraum verfügt CE 8 über einen Arbeitsbereich, in dem die Besucher regelmäßig Künstlern über die Schulte schauen können. Hold kann sich auch Kooperationen mit Ateliers oder Geschäften aus der Nachbarschaft vorstellen. Die relativ große Künstlerdichte in Überlingen sieht er dabei als ideale Voraussetzung.

Irene Fechau und Klaus Hold freuen sich, dass die Künstler des Skid-Ateliers mit der neuen Galerie jetzt eine Ausstellungsfläche in der ...
Irene Fechau und Klaus Hold freuen sich, dass die Künstler des Skid-Ateliers mit der neuen Galerie jetzt eine Ausstellungsfläche in der Innenstadt haben. | Bild: Sabine Busse

Der Name CE 8 verweist auf eine bestehende Kooperation: "Convoi Exceptionnel" nennt sich ein internationales Kunstkonzept, bei dem neben Skid noch Partnerorganisationen aus England, Irland und Luxemburg aktiv sind. Gemeinsam wollen sie "europaweite Aktionen und Workshops – mit Unternehmen, mit sozialen Einrichtungen, mit Schulen, an kunstaffinen und an kunstfremden Orten" initiieren. Bis es so weit ist, können Interessierte die neue Galerie besuchen, in der die Werke auch erworben werden können.