Einen Riesenspaß bereiteten die Böllerschützen der Region sich und ihren Zuschauern beim 17. Silvesterböllern der Badischen BöllerschützenNußdorf an der Alt-Birnau.
Dem Ruf, das alte Jahr mit Böllerknall und Schwefelgeruch zu verabschieden, folgten über 20 Handböllerschützen und Mannschaften mit ihren Mörsern, Haubitzen und Kanonen.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Erich Setzer. Sein Bruder gab die Kommandos für die langsamen und Kurzen Reihen und die abgefeuerten Salven.

Das Schweizer Ehepaar Margit und Edgar Heynen hatten dabei den weitesten Weg auf sich genommen. Die aktuellen Europameister im 100 Meter scharf Schießen mit Kanone ohne Visierung besuchten ihre Freunde in Nußdorf. "Wenn wir nicht die Scheibe treffen, treffen wir Freunde", scherzte Europameister Edgar Heynen.

In Überlingen treffen sie sich alljährlich mit dem Ehepaar Setzer. Genauso wie die Heynens sind sie leidenschaftliche Kanonenschützen. Beiden Paaren gehört gemeinsam die Europameister-Kanone. Mit ihr wurden Uwe und Silvia Setzer ein Jahr zuvor Europameister.

Kanonen und Haubitzen sind die Welt vom Vorsitzenden der Badischen Böllerschützen. "Es ist eine archaische Erfahrung, ohne Hilfsmittel zu schießen", bringt Setzer seine Leidenschaft auf den Punkt. Zumal er "von der einzelnen Schraube angefangen alles selbst baut". Da kommen schnell 300 Stunden Eigenleistung zusammen. Diese Leidenschaft teilt er mit seinem Vereinskameraden Rolf Auer.

Auch Auer baut seine Geräte selbst. Und auch er war und ist Europameister im scharfen Schießen. Den Titel 2018 im 100 Meter scharf Schießen mit Kanone mit Visierung holte er zusammen mit seiner Frau Christine. Beim Silvesterböllern sind die beiden mit einer selbstgebauten Haubitze vertreten.
"Die Kanone wurde in Rom im Tiber gefunden. Lafette war nicht mehr vorhanden", erzählt Auer. Aber ein Mönch hatte eine Zeichnung mit den Maßen angefertigt. "Aus solchen Quellen holen wir unsere Vorlagen", erklärt Auer.

Geschichte und Tradition schwingen immer mit, wenn Böllerschützen über die Faszination ihres Hobbys erzählen. "Früher war es üblich zu kirchlichen und weltlichen Feiertagen zu böllern. Bei Einzügen von Fürsten in Städte oder beim Gedenken auf dem Friedhof wurde geböllert", zählt Setzer auf. Böllern sei in einigen Quellen schon für das 14. Jahrhundert nachweisbar.
Tradition und Geschichte ist nur ein Aspekt an diesem außergewöhnlichen Hobby. "Dass es knallt", ist die meist gegebene Antwort der Böllerschützen, auf die Frage wo denn der Spaß liege. Dabei ist ein Knall gemeint, der durch Mark und Knochen geht. Auch die nächste Generation der Badischen Böllerschützen ist fasziniert an diesen Knall.
Tobias Walser wurde schon als Kind von Vater Alfred, einem Gründungsmitglied des Nußdorfer Vereins, zum Schießen mitgenommen. "Ich habe mich aber auch mitnehmen lassen", sagt Walser lächelnd. Schon damals wurde infiziert vom lauten Knall. Mit Handböllern will er demnächst sein Hobby anfangen, das "nicht jeder ausübt". Auch Vater Alfred fing vor 24 Jahren mit Handböllern an.
Wie werde ich Böllerschütze?
Schwarzpulver ist der Grundstoff für die Böllerschützen, mit dem sie laut knallen. Für den Umgang mit dem Schwarzpulver gelten strikte Restriktionen. Die Erlaubnis Schwarzpulver kaufen und lagern zu dürfen wird nach Paragraph 27 Sprengstoffgesetz vergeben. Dafür muss der Antragsteller das 21. Lebensjahr vollendet haben. Er muss körperlich geeignet sein und es dürfen keine Bedenken gegen die Zuverlässigkeit bestehen. Das polizeiliche Führungszeugnis darf nicht älter als sechs Wochen sein. Ein Bedürfnis zum Erwerb von Treibladungspulver muss glaubhaft gemacht werden, zum Beispiel als Mitglied eines Böllerschützenvereins. Die Fachkunde für den Umgang mit Schwarzpulver wird mit einer erfolgreichen Absolvierung eines Lehrgangs erlangt.