Eine schneckenförmige Kaskade von 13 Becken auf 37 Metern: So soll die Anlage an der Salemer Aach im Ortskern von Mimmenhausen aussehen, die Fischen ein leichteres Vorankommen ermöglichen soll. Andre von Holten von der Bauverwaltung erklärte in der jüngsten Gemeinderatssitzung: „Mit der Maßnahme soll das angestrebte Ziel der ganzjährigen Durchwanderbarkeit des Gewässers durch Wasserlebewesen erreicht und wieder ein guter ökologischer Zustand der Salemer Aach hergestellt werden.“ Wie von Holten betonte, sei die Umsetzung bis zum Jahr 2027 laut europäischer Wasserrahmenrichtlinie Pflicht.
85 Prozent Förderung vom Land
Jürgen Rapp erläuterte als Geschäftsführer des beauftragten Planungsbüros, dass die überwiegende Zahl der Fischarten auf solche Aufstiegshilfen angewiesen sei, um zu den Laichplätzen zu kommen. Diese Anlagen seien für Privateigentümer relativ kostenaufwendig, weshalb das Land 85 Prozent Förderung gewähre, sofern die Gemeinde einspringe. „Die restlichen 15 Prozent können durch Ökopunkte abgedeckt werden“, ergänzte der Planer. Laut Berechnung koste das Projekt in der Salemer Aach rund 480.000 Euro, wovon die Gemeinde gut 70.000 Euro zu tragen habe. Bürgermeister Manfred Härle erklärte auf Bitte von Ulrich Stegmann (FDP) die Kalkulation mit Ökopunkten: „Jeden Eingriff in die Natur müssen wir ökologisch ausgleichen.“ Das Kontoguthaben könne man für andere Vorhaben in der Gemeinde einsetzen.
Fische schwimmen durch 13 kleine Becken
Die gewählte Lösung eines technischen Schlitzpasses bezeichnete Rapp als „etwas ungewöhnlich“, aber alternativlos. Bei einem vollständigen Abbau der Wehranlage bestehe die Gefahr, dass alles nachrutsche. Eine sogenannte raue Rampe sei aufgrund der mangelnden Hochwassersicherheit verworfen worden. „Und eine betonierte Rinne würde rein rechnerisch funktionieren, aber man hätte sehr hohe Baukosten und einen hohen Unterhaltungsaufwand“, erläuterte der Planer. Nun werde man 13 einzelne Becken mit einem Höhenunterschied von jeweils zwölf Zentimetern anlegen. „Für den Fisch ist es unerheblich, ob er im Ringel rumschwimmt – er braucht halt Ruhebecken“, kommentierte Rapp die schneckenförmige Anordnung der kleinen Becken auf einer Gesamtlänge von 37 Metern.
Bürgermeister Manfred Härle bekannte, dass er zunächst mit der rauen Rampe gerechnet habe: „Da steckt ganz schön viel Know-how drin“, urteilte er über die neue Lösung. „Es war aber der erklärte Wille, auch in diesem Bereich eine ökologische Aufwertung zu erreichen.“

Adolf Eblen (CDU) sprach die weiterhin bestehende Staustufe an: „Wäre es möglich gewesen, auch die Turbine zu erhalten?“ Rapp erklärte, dass der Eigentümer das Wasserrecht zur Stromerzeugung aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben habe: „Die allermeisten Kleinkraftwerke geben auf, wenn Investitionskosten anstehen.“ Zudem seien die Vorgaben für Fischaufstiege so hoch, dass die Wirtschaftlichkeit von Kleinanlagen sinke.
Bauwerk bietet bei Hochwasser mehr Sicherheit
Auf Eblens Frage nach der Hochwassersicherheit betonte Rapp, dass man eine Verbesserung erziele: Das neue Wehr sei etwas breiter, außerdem müsse es nicht mehr per Hand geregelt werden. Und da nur das Mittelwasser über die Fischtreppe fließe, bleibe Hochwasser im Gewässer. Petra Herter (CDU) hinterfragte den Umweltaspekt des Vorhabens: „Ich finde es immer spannend, wie man zu Ökopunkten kommt“, meinte sie bezüglich des Eingriffs in die Natur. Rapp entgegnete, man erreiche mit dem kurzen Betonstück, dass die Seeforelle wieder aufsteigen und laichen könne. „Das wird von der Fachwelt als sehr ökologisch gesehen und Beton funktioniert besser für den Fisch.“
Handlungsbedarf auch an beiden Mühlen
Wie der Planer ausführte, bestehe auch Handlungsbedarf an den beiden Mühlen im unteren Bachlauf. Von Holten fügte hinzu, dass das Landratsamt alle Anlagen im Blick habe: „Wenn das nicht freiwillig gemacht wird, wird es Anordnungen geben.“
Henriette Fiedler (FWV) stellte angesichts knapper Kassen den Kosten-Nutzen-Aufwand infrage: „Ich bezweifle, dass sich das Land das in Zukunft leisten kann. Ich finde es auch wichtig, dass man Kinder gut betreut.“ Arnim Eglauer (SPD) wunderte sich über die ablehnende Haltung: „Etwas natürlich Aussehendes wäre mir auch lieber, aber ich sehe keine andere Möglichkeit, den Lebensraum der Fische zu erhalten.“ Ulrike Lenski (GoL) stimmte zu: „Es ist von elementarer Bedeutung, das Ökosystem wieder seiner Bedeutung zuzuführen.“ Der Gemeinderat stimmte geschlossen für das Vorhaben.