In Salem finden sich Gastronomiebetriebe in restauriertem Fachwerk. Im September 2016 eröffnete die Erlebnisgastronomie „Fachwerk 11“ im Teilort Stefansfeld. Nun ist die Gemeinde wieder um eine Gastronomie-Attraktion in altem Gemäuer reicher. Ab sofort sind Pension und Café Schlupfwinkel an der Weildorferstraße 42 geöffnet.

Dagmar Heese-Gern hat lange in der Schweiz gelebt und erfüllt sich mit dem Schlupfwinkel ihren Traum, wieder nach Hause zu kommen.
Dagmar Heese-Gern hat lange in der Schweiz gelebt und erfüllt sich mit dem Schlupfwinkel ihren Traum, wieder nach Hause zu kommen. | Bild: Martina Wolters

Vor zweieinhalb Jahren haben Geschäftsführer und Lehrer Nils Heese und seine Ehefrau Dagmar Heese-Gern beschlossen, das Gehöft aus dem Jahr 1910 instand zu setzen. Das Entkernen haben sie selbst vorgenommen. Mit Landesmitteln und der Hilfe von Fachfirmen aus der Umgebung ist das gerade eröffnete Gasthaus mit 300 Quadratmetern Fläche entstanden. Es gibt 25 Café-Plätze.

Stolz zeigt Dagmar Heese-Gern die restaurierten Balken.
Stolz zeigt Dagmar Heese-Gern die restaurierten Balken. | Bild: Martina Wolters

In den nächsten zwei Wochen kommen noch fünf Tische auf der Terrasse hinzu. Außerdem gibt es acht Pensionszimmern. Geschwärzte Holzbalken zeugen noch von der ehemaligen Rauchkammer. Obstkisten aus der ehemaligen Scheuer hat die Gastgeberin von Hand restauriert. Sie dienen als Nachtkästle. Die passenden Holzlampen mit cremefarbenem Schirm stammen aus der Hobbywerkstatt ihres Schwiegervaters.

Handgemachte Nachtkästchen und Lampen sorgen in den Pensionszimmern für heimelige Atmosphäre.
Handgemachte Nachtkästchen und Lampen sorgen in den Pensionszimmern für heimelige Atmosphäre. | Bild: Martina Wolters

„Hier ist vieles handgemacht“, unterstreicht Gern. Das Brot, das sie ihren Pensionsgästen zum Frühstück und ansonsten zum Vesperbrett anbietet, backt sie selbst, ebenso Kuchen, Strudel oder Quiches. Auch das jeweilige Mittagsgericht wird auf dem Gernschen Herd zubereitet. Die Kaffeevarianten werden in Porzellantassen aus Großmutters Zeiten serviert. Der Cafébesucher kann dabei wählen zwischen Filter- oder Siebträgerkaffee.

Heimelige Stube im Inneren

Im Gebäudeinneren erwartet die Besucher kein gewöhnliches Kaffeehaus, sondern eher eine heimelige Stube. Die restaurierten, alten Balken sind in beiden Gasträumen sichtbar. Eine antike Vitrine ist bestückt mit Gläsern aus Omas Zeiten.

Lange Tafel für Familien, Gruppen oder Einzelgäste

Krüge mit Blumen aus dem Garten zieren Simse und Sideboards. Plüschsofas, Sessel und Stühle von anno dazumal laden zum Verweilen ebenso eine lange Tafel für Familien, Gruppen oder Einzelgäste, die nicht alleine sitzen wollen. Die Vintage-Möbel stammen zum größten Teil aus Schweizer Brockenstuben, Secondhand-Läden mit karitativem Hintergrund, wie die gelernte Sozialpädagogin erklärt.

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Die gebürtige Neufracherin hat es nach 25-jähriger Tätigkeit als Internats-und Klinikleiterin in der Schweiz wieder an ihren Heimatort zurückgezogen. Das zum Verkauf stehende Haus in direkter Nachbarschaft zu ihrem Elternhaus und dem Campinghof ihres Bruders hat der 46-Jährigen sofort zugesagt. Es sei ihr eine Freude gewesen, das Haus nach ihren Wünschen zu gestalten.

Karin Holstein (rechts) bedient im "Fachwerk 11" mittlerweile zu 80 Prozent Stammkunden – wie hier Uta Walter.
Karin Holstein (rechts) bedient im "Fachwerk 11" mittlerweile zu 80 Prozent Stammkunden – wie hier Uta Walter. | Bild: Martina Wolters

Ähnlich ist es Karin Holstein ergangen, die seit September 2016 das „Fachwerk 11“ betreibt. Die frühere Vertrieblerin hat sich sofort in das schmucke Fachwerkhaus an der Schlossstraße 11 verliebt. “Als ich das Haus betreten habe, war mir sogleich klar, wie ich es einrichten will“, erzählt Holstein.

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Mit gleich drei Standbeinen hat sie sich ein sicheres Fundament geschaffen. „Damit ich auch außerhalb der Saison gut über die Runden komme.“ Da sind einmal die Sitzplätze drinnen und draußen entlang der Hauswand. Hier bietet Holstein von 9.30 bis 18 Uhr selbstgebackene Torten, jeden Tag zwei Quiches und eine Suppe sowie Frühstück an.

Mehrere Standbeine sorgen für sicheres Fundament

Als Zweites verkauft sie regionale Produkte von Honig und Senf über Käse, bis hin zu Biopesto und Lupinenkaffee. Die dritte Geschäftsbasis schließlich bildet ein mietbarer Zusatzraum, in dem Veranstaltungen wie Lesungen des Literaturvereins Lilive regelmäßig stattfinden. „Mittlerweile habe ich 80 Prozent Stammkunden“, freut sich die Geschäftsführerin. Uta Walter, die schnell auf einen Cappuccino vorbeigekommen ist, gehört zur Stammkundschaft. „Ich schätze den guten Kaffee, die freundliche Bedienung und das Fachwerkhausflair in familiärer Atmosphäre“, befindet die Kundin.

Informationen im Internet: www.fachwerk11.de
www.schlupfwinkel-salem.de



 

Das sollte man beim Sanieren beachten

„Ein Fachwerkhaus falsch zu sanieren, kann große Schäden verursachen“, weiß Sebastian Schmäh von der gleichnamigen Meersburger Holzbaufirma. Daher rät der Bundesvorsitzende vom Verband der Restauratoren im Zimmereihandwerk zu „behutsamer Vorgehensweise“. Es sei sinnvoll, sich „fachlich qualifizierten Beistand“ zu holen. Dazu gehört für den Zimmermeister und Restaurator zunächst eine Voruntersuchung inklusive Schadensdokumentation. Nur so könne sich der Bauherr vor unliebsamen Überraschungen nachträglich in Erscheinung tretender Schäden schützen und Kostensicherheit erlangen.

Die Zusammenarbeit mit Fachleuten hat für Schmäh auch den großen Vorteil, dass kein ungeeignetes Material wie beispielsweise Styropor-Innendämmung zum Einsatz kommt. Ein Fachwerkgebäude könne bei nicht sachgerechter, energetischer Sanierung empfindlich reagieren. Bei dauerhafter Durchfeuchtung kann es laut Schmäh zu Pilz-und Schädlingsbefall kommen.

Als Beispiel nennt er den Salemer Komethof. Dessen Fachwerkkonstruktion aus dem 16. Jahrhundert sei vor der Sanierung durch einen zu dichten Acryl-Anstrich und falsche Putzanschlüsse schwer geschädigt gewesen. Diese Schäden sind nach Angaben des Firmenchefs durch konstruktiven Holzschutz oder passende Anstriche wie zum Beispiel mit Leinölprodukten sehr gut zu vermeiden. Der „bewusste Umgang mit Substanz und Geschichte historischer Gebäude“ liegt Schmäh besonders am Herzen, ebenso die Weitergabe von Know-how im Umgang mit Fachwerkbauten.