Der Beschluss des Gemeinderats am 19. Januar, den geplanten Ausbau der Teuringer-Tal-Schule auf unbegrenzte Zeit zu verschieben, sorgt in der Elternschaft für Unruhe. Am Dienstag verteilte der Elternbeirat in der Schule und in beiden Kindergärten einen Aufruf an die Eltern, an der nächsten Gemeinderatssitzung am 15. Februar um 17.30 Uhr teilzunehmen. „Wir waren von dem Beschluss alle sehr überrascht“, erklärt Raffaela Tress vom Elternbeirat, zumal im Dezember die Weichen noch ganz klar auf Neubau standen. Eine rege Teilnahme an der Ratssitzung würde dem Gemeinderat zeigen, dass den Eltern dieses Thema wichtig ist, und die Räte möglicherweise davon überzeugen, „dass Aktionen notwendig sind“. Welche das sein könnten, lassen die Elternvertreter offen.

Umbau und Erweiterung der Tal-Schule sowie der Abbruch der beiden alten Schulgebäude werden seit Oktober 2015 mit dem Planungsauftrag an das Häfler Architekturbüro Hildebrand und Schwarz konkret verfolgt. Die Schule braucht nicht nur dringend mehr Platz, weil immer mehr Familien Kinder bekommen, mit Kindern in den Ort ziehen oder – wie am Pfaffenberg oder im Bachäcker – in der Gemeinde bauen und heimisch werden. Die Einwohnerzahl ist binnen weniger Jahre um knapp 500 auf fast 5000 gewachsen, was beispielsweise auch den Ausbau der beiden Kindertagesstätten nach sich zog. Derzeit wird ein dritter Kindergarten im Bachäcker neu gebaut.

3 Millionen Euro teurer

Die Tal-Schule ist außerdem seit 2013 eine Ganztagsschule mit offenem Angebot, obwohl die räumlichen Voraussetzungen nur schwerlich passen. Auch deshalb ist der Ausbau zu einer richtigen Ganztagsschule samt Mensa seit April 2016 eigentlich beschlossene Sache. Da bewilligte der Gemeinderat die Bauplanung für das zu diesem Zeitpunkt bereits auf 6,5 Millionen Euro taxierte Projekt, obwohl die Gemeinde ursprünglich nur mit 2,5 Millionen gerechnet hatte. Im Juni 2017 sollte der Umbau beginnen, Ende 2018 fertig sein, hieß es da noch.

Kosten von 6,5 statt 2,5 Millionen Euro: Da mussten schon vor einem dreiviertel Jahr die Räte und auch Bürgermeister Karl-Heinz Beck schlucken. Schon in jener Sitzung wurde darüber debattiert, ob man diese große Investitionssumme nicht über mehrere Haushaltsjahre verteilen sollte, indem das Bauvorhaben verschoben oder zeitlich gestreckt wird. Der Rat entschied sich für eine zügige Durchführung dieses „zukunftsträchtigen Projekts für die Gemeinde“, auch wenn man so wohl nicht umhinkommen würde, einen Kredit aufzunehmen. Folgerichtig genehmigte der Technische Ausschuss des Gemeinderats im Dezember den Bauantrag für das Projekt, dessen Kosten nun bereits auf 7 Millionen Euro veranschlagt werden.

Im Januar dann die überraschende Kehrtwende: Der Gemeinderat folgte einstimmig dem Wunsch von Bürgermeister Karl-Heinz Beck, Neu- und Umbau der Schule zu verschieben. Er halte es für notwendig, dass der Gemeinderat mit seinem Nachfolger – Beck geht im Oktober dieses Jahres in den Ruhestand – „das Zukunftsprojekt dann rasch auflegt und jetzt nichts hinschustert“. Im Gemeindeblatt vom 3. Februar nennt die Verwaltung die hohen Investitionskosten als Grund für den Projektstopp; man habe nur 4 Millionen Euro im Finanzplan vorgesehen. Der Baubeginn sei zurückgestellt, um „die Finanzierung zu klären“.

Ganztagsschule startet dennoch

Problematisch ist der aufgeschobene Schulbau auch deshalb, weil die Ganztagsschule im September wie vorgesehen mit erweitertem Konzept starten soll und die Schulgemeinde diesen Schritt auch gehen will. Die Problemlage habe sich aber verschärft, wie die Elternvertreter sagen. Im September kommen noch mehr Kinder als 2016 in die Schule, sodass eine Klasse mehr eingerichtet werden muss, für die es aber keinen freien Raum gibt. Neben dem Platzmangel beklagt der Elternbeirat in seinem Schreiben einen „Reparaturstau seit Jahren“. So wurde die Bibliothek im alten Schulgebäude wegen Schimmelbefalls geschlossen.

Fragen bei den Eltern wirft zudem die geplante „Interimslösung“ auf, die ohnehin notwendig ist, auch wenn der Bau wie geplant im Sommer beginnen würde. Im Gespräch sind zwei Container, in denen ein Teil der Kinder beschult werden soll, bis Neu- und Umbau abgewickelt sind. „Der Standort ist offen“, heißt es im Elternbrief – und die Befürchtung groß, dass die Container nun über Jahre fern des Schulgeländes aufgestellt werden, um sie zum Baustart nicht umsetzen zu müssen. Nicht zuletzt wollen die Eltern wissen, was es zusätzlich kostet, wenn der Schulbau tatsächlich um ein Jahr oder länger verschoben wird.

Bürgermeister Karl-Heinz Beck kann die Aufregung nur bedingt nachvollziehen, auch wenn am Ausbau der Grundschule kein Weg vorbei gehe. Bei einem Investitionsvolumen „näher an 8 als an 6 Millionen Euro“, sagt Beck, sei in Sachen Finanzierung eine Entscheidung nötig, die stark in die Strukturpolitik der Gemeinde eingreife und den Handlungsspielraum in den nächsten Jahren bestimme. „Diese Entscheidung kann man von mir nicht mehr erwarten“, erklärt der Teuringer Bürgermeister auf Nachfrage. Wie die Stellschrauben gedreht werden, soll sein Nachfolger sagen.

Der Gemeinderat werde im März über die Interimslösung entscheiden. Eine Möglichkeit könnte beispielsweise sein, die leer stehende Wohnung in einem der beiden alten Schulgebäude als Mensa zu nutzen. In der Februarsitzung werde Rektor Wolfgang Schüssler das Konzept für die Ganztagsschule vorstellen – unabhängig von irgendwelchen Raumfragen.

Schulausbau

Die neue Tal-Schule soll auf drei Ebenen den unterschiedlichen Bedürfnisse einer Grundschule moderner Prägung gerecht werden. Zwei alte Gebäude, darunter das frühere Rathaus, müssen weichen, andere werden in der Höhe angepasst. Alle künftigen Gebäude sollen, auch mit einer Dachlandschaft, künftig so verbunden werden, dass kurze Wege garantiert sind. Dann ist Platz für acht Klassenräume auf zwei Etagen, Räume für Fachunterricht, Lehrer, Schulleitung, Sozialarbeit und die Ganztagsbetreuung. Alles ist so miteinander verbunden, dass kurze Wege garantiert sind. Insgesamt wird eine Fläche von 1650 Quadratmetern zur Verfügung stehen, inklusive Mensa samt Schulküche. (kck)