Auf zwei aneinandergrenzenden Wiesen am Gewerbegebiet Toren liegen insgesamt mehr als 30 Bäume. Viele Menschen gehen hier spazieren. Bürger und BUND-Vertreter haben den SÜDKURIER kontaktiert, um die Baumfällungen zu melden.
Es handelt sich um das Areal Torenbach, das im Entwurf für die Änderung des Flächennutzungsplanes des Gemeindeverwaltungsverbandes als Erweiterungsfläche für das Gewerbegebiet vorgesehen ist. Der Meersburger Gemeinderat hat der Aufnahme der Fläche mehrheitlich zugestimmt. Wegen eines Gebiets in Uhldingen-Mühlhofen musste der Entwurf erneut in die Offenlage.

Bürgermeister Robert Scherer bestätigt die Fällaktion auf Nachfrage. „In Bezug auf die geplante Gewerbeerweiterung wurden Bäume vor Beginn der gesetzlichen Frist bis zum 28. Februar gefällt“, teilt der Bürgermeister mit. Laut Bundesnaturschutzgesetz beginnt am 1. März offiziell die Nist- und Brutzeit von Vögeln. Bis zum 30. September dürfen unter anderem Bäume nicht gefällt oder beschnitten werden. Hier war die Stadt Meersburg also innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen tätig.
Zur Debatte steht allerdings, ob es sich um Streuobstbäume handelte. Laut Paragraf 33a des Naturschutzgesetzes sind Streuobstbestände, die eine Mindestfläche von 1500 Quadratmetern umfassen, zu erhalten. Die Fläche Torenbach ist mit einer Größe von 6000 Quadratmetern in der geplanten Teiländerung des Flächennutzungsplanes verzeichnet. Umwandlungen einer Streuobstwiese bedürfen einer Genehmigung. Der SÜDKURIER stellte sowohl der Stadt Meersburg als auch dem Landratsamt die Frage, ob im gesetzten Fall eine Genehmigung des im Landratsamt ansässigen Umweltschutzamtes vorlag.
Bürgermeister Scherer schreibt: „Derzeit prüft das Landratsamt, ob der Baumbestand unter den Schutz des Paragrafen 33a Naturschutzgesetz fällt. Man ist im Austausch mit dem Landratsamt Bodenseekreis.“ Auch Lars Gäbler, Pressesprecher im Landratsamt, beruft sich auf das laufende Verfahren. Gäbler: „Unser Umweltschutzamt befasst sich aktuell mit den Baumfällarbeiten in Meersburg und prüft den verwaltungsrechtlichen Ablauf. Details können wir daher noch nicht nennen.“
BUND: „Alle möglichen Leute erschrocken“
Wilfried Steiger, Vorsitzender des BUND Meersburg, sagt: „Alle möglichen Leute sind erschrocken, was da passiert ist.“ Nach dem Fällen wurden die Bäume liegen gelassen. Zum Großteil seien es Apfelbäume. An einigen zeigt sich, dass sie kurz vor der Blüte standen. Aus Sicht der BUND-Ortsgruppe handelt es sich „sehr wohl um eine Streuobstwiese“, erklärt Steiger.
Dem schließt sich Gabriela Lindner, Vorsitzende des BUND-Kreisverbands, an. Lindner: „Man stellt sich die Wiesen großflächiger mit verstreut stehenden Bäumen vor.“ Doch auch Reihen wie im Gewerbegebiet fielen darunter. Ihren Schätzungen nach wurden die in Paragraf 33a festgelegten 1500 Quadratmeter überschritten. Lindner geht davon aus, dass die Bäume auf 3000 Quadratmetern standen. „Ich denke, dass es nicht den richtigen Weg gegangen ist“, sagt die BUND-Kreisvorsitzende.

Wilfried Steiger und Gabriela Lindner treffen sich an der Fläche und laufen einmal die Wege rundherum ab. „Das sind gewaltige Bäume“, sagt Steiger. Sie wurden gefällt oder aus der Erde herausgezogen. „Hier kann man nichts mehr retten“, so Steiger. In einem eingezäunten Bereich, wo auch Schafe grasen, steht noch ein Baum. Dem BUND-Ortsvorsitzenden ist es nun wichtig, dass erstens festgestellt werde, „das hätte man nicht machen dürfen. Zweitens, was muss man als Ausgleichsmaßnahme leisten?“. Steiger betont: „Die Fläche ist so groß, dass wir nicht einfach darüber hinweggehen können.“
Gabriela Lindner meint, dass die größten Bäume mindestens 40 Jahre alt gewesen seien. „Ein paar waren durch die heißen Sommer etwas trocken“, sagt Lindner. Den Rest hielt sie für gesund. Ihren Erklärungen nach hatten die Wiesen durch die Bäume einen hohen ökologischen Wert. Mit Ersatzpflanzungen muss dieser erst erreicht werden. Laut Lindner dauert das noch mal Jahrzehnte. Wilfried Steiger appelliert, den Ausgleich in der Gemarkung Meersburg zu schaffen und nicht über das Regionale Kompensationsflächen-Management irgendwo anders.
Der Plan für Ausgleichsmaßnahmen
Bürgermeister Robert Scherer antwortet auf die Frage, wo und in welchem Zeitraum Ersatzpflanzungen geplant sind: „Dies wird Zuge des Bebauungsplanverfahrens erarbeitet.“ Dieses erfolgt nach der Änderung des Flächennutzungsplans. Wie der Ausgleich aussehen muss? Lars Gäbler vom Landratsamt schreibt: „Für Kompensationsmaßnahmen gibt es ein gemeinsames Bewertungssystem der Landkreise Sigmaringen, Ravensburg und Bodenseekreis. Danach wird ein gefällter Baumbestand bewertet und der Bedarf für eine Kompensation bestimmt.“
Der beste Zeitraum für neue Pflanzungen sei der Herbst, weil die Niederschläge hier höher seien als in den mittlerweile trockenen Frühjahren. Der Zeitplan für eine Bebauung der Fläche Torenbach wird Bürgermeister Scherer zufolge mit dem Gemeinderat besprochen. Scherer: „Aufgrund der großen Nachfrage einheimischer Interessenten ist eine zeitnahe Umsetzung wünschenswert.“
