Eine größere Fahrt nach Friedrichshafen und retour ist kurzfristig ausgefallen. Die verbleibende Zeit bis zum nächsten Starttermin des Linzgau-Shuttlebusses überbrückt Meersburgs Bürgermeister Robert Scherer damit, den Fußraum des Elektrobusses zu saugen. Die anschließende Einweisung in die ehrenamtliche Fahrertätigkeit gibt es von Andreas Recht. Er zeigt auf dem Tablet im Wageninnern die nächste Adresse in der Meersburger Altstadt.
Bürgermeister greift beherzt zum Handy
Gemeinsam mit Recht begrüßt Scherer eine Mutter mit ihrem Sohn. Die beiden haben einen Termin in Überlingen und nutzen den sozialen Fahrdienst nach eigenen Angaben regelmäßig. Eine andere Meersburgerin habe sich bei ihr erkundigt, wie sie aus dem Altersheim heraus mobil bleiben könne. Sie wolle nach ihrem Umzug ins Heim gerne weiter die Kirche Birnau besuchen, berichtet die Mitfahrerin. Der Bürgermeister findet das eine berechtigte Frage und greift gleich zum Telefon.

Matthias Engler, Leiter des örtlichen Alten- und Pflegeheims Dr.-Zimmermann-Stift, am anderen Ende der Telefonleitung hat positive Nachrichten. Zwar habe sich bis jetzt noch keiner der mobilen Heimbewohner für eine Mitfahrt interessiert, könne sich bei Interesse aber gerne an die Spitalverwaltung wenden. Die würde dann einen Termin mit den Disponenten des Linzgau-Shuttle-Vereins vereinbaren.
So sei das Fahrangebot gedacht, sagt Scherer: Menschen mit Handicap und/oder älteren Menschen solle die Gelegenheit gegeben werden, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Wie die Bewohnergruppe des Meersburger Augustinums, die bei einer seiner Fahrtouren einen Ausflug auf den Heiligenberg gemacht habe, wie Recht erzählt. „Den Leuten soll klar werden, dass unser Shuttle sie nicht nur zu Arztterminen fährt, sondern genauso gerne zum Kaffee trinken, auf den Affenberg oder einfach nur an den See bringt“, so Recht. Der 68-Jährige sitzt im Schnitt dreimal monatlich hinter dem Shuttle-Lenker. Die Resonanz in Meersburg sei gut. Die Fahrgäste seien froh und dankbar, dass es das Angebot gebe. Die ehrenamtliche Tätigkeit inklusive Ein-und Ausstiegshilfe macht Recht sehr gerne und findet sie „spannend“. Bei einer seiner Touren hat er zwei Damen aus Hagnau und Uhldingen transportiert.
Sie seien ins Gespräch gekommen und hätten festgestellt, dass sie als Kinder die gleiche Schule besucht hätten. “Es ist schön, anderen Menschen etwas zu geben und mit ihnen das Leben zu teilen“, findet der berentete Augenoptiker. Sein Freund Scherer leitet daraus die Anforderungen für die Chauffeure des Bürgerbusses ab. “Sie müssen offen sein für Menschen und Technik“, fasst er zusammen. Eine Überforderung stelle der Aufwand bei selbst bestimmbaren Einsätzen und einfach bedienbarem Tablet nicht dar.

Und bevor die erste und einzige Fahrt an Scherers erstem Tag zurück geht, gibt es noch eine Tasse Capuccino am See. Mutter und Sohn werden pünktlich nach Hause gebracht. Und das von Scherer favorisierte Elektrofahrzeug rollt wieder auf den Meersburger Bauhof, um Strom zu tanken für den nachmittäglichen Einsatz.