Sonne, Sonne und kein Regen in Sicht: Das war der Juli 2022. Über bis zu 40 Prozent Ernteausfälle beklagen die Landwirte in diesem Jahr. Nicht so die Winzer: Den Reben in der Region hat die anhaltende Trockenheit mit viel Sonnenschein vielmehr gutgetan. „Wir haben uns gerade dieser Tage die Reben angeschaut und was man so sieht, das stimmt uns schon sehr optimistisch“, sagt Karl Megerle, Vorsitzender des Winzervereins Hagnau.

Karl Megerle, hier in den Reben in Hagnau, ist Vorsitzender des dortigen Winzervereins. Bleiben die kommenden Wochen schön, sei ein sehr ...
Karl Megerle, hier in den Reben in Hagnau, ist Vorsitzender des dortigen Winzervereins. Bleiben die kommenden Wochen schön, sei ein sehr guter Jahrgang 2022 zu erwarten, sagt er. | Bild: Lippisch, Mona

Der Jahrgang 2022 verspreche Stand jetzt ein sehr guter zu werden. Am Bodensee, sagt Megerle, habe man das Glück gehabt, dass doch immer wieder auch ein wenig Regen gefallen sei – anders als in anderen Gegenden Deutschlands.

„Die Rebanlagen sind grün und man sieht volle, pralle Trauben“, berichtet Megerle. Wäre es nicht am vergangenen Wochenende zu ausgiebigen Regenfällen gekommen und hätte sich die Trockenheit fortgesetzt, hätte es eventuell doch bedenklich werden können. So aber ist Entwarnung angesagt.

Der Wunsch bis zur Lese: „Alles, nur keine Extreme“

Das sieht man auch in der Wangerhalde in Markdorf so, wo Spitalfonds-Rebmeister Hubert Gutemann die Reben zieht und pflegt. Sind die Trauben geerntet, gehen sie nach Hagnau und werden dort vom Winzerverein ausgebaut. „Die Reben konnten die Trockenheit deshalb so gut überstehen, weil immer wieder ein Schwung Wasser kam“, sagt auch Gutemann. Positiv hinzukomme, dass der alte Rebbestand in der Wangerhalde große, tiefreichende Wurzelwerke habe und deswegen auch längere Trockenheiten gut überstehe. „Unseren jungen Reben macht es wiederum nichts aus, weil sie dieses Jahr noch keinen Ertrag haben“, sagt Gutemann.

Auf diesem Archivbild prüft Markdorfs Rebmeister Hubert Gutemann im September vergangenen Jahres, kurz vor Beginn der Lese, die Trauben ...
Auf diesem Archivbild prüft Markdorfs Rebmeister Hubert Gutemann im September vergangenen Jahres, kurz vor Beginn der Lese, die Trauben an der Wangerhalde. Dem alten Rebbestand habe die Trockenheit nicht geschadet, sagt er. Dessen Wurzeln reichen tief in die Erde. | Bild: Ganter, Toni

Gemäßigt und bei schönem Wetter sollte es bis zur Lese weitergehen, das hoffen beide. „Alles, nur keine Extreme“, lautet Megerles bündige Aussage. Perfekt wäre es, wenn es tagsüber warm bliebe, nachts aber kühler. „Das bringt dann noch mehr Aroma in die Trauben“, weiß Megerle. Die Niederschläge, die aktuell in den Prognosen auftauchen, seien in Ordnung. „Eine längere Regenperiode brauchen zumindest wir Winzer aber nicht.“ Auf diese vier Wochen vor der Lese komme es nun an, betont Gutemann: „Wenn es schön bleibt mit vereinzelten Regenfällen, wird das ein toller Jahrgang werden“, ist der Markdorfer Rebmeister optimistisch.

Lese soll bereits Mitte September beginnen

Diese Einschätzung teilt man in Hagnau. Qualitativ sei in der Tat ein überdurchschnittlicher Jahrgang zu erwarten, sagt Megerle. Zum Einen sei man in diesem Jahr von Hagel verschont geblieben, zum Anderen seien wegen der vielen und starken Sonne hohe Oechsle-Grade zu erwarten. Noch sei er ein wenig vorsichtig, sagt Megerle. Denn in den kommenden vier Wochen könne noch Manches passieren. Fakt sei aber auch, dass die Reben jetzt schon einen beträchtlichen Vegetationsvorsprung hätten und deshalb die diesjährige Lese vermutlich bereits sehr früh Mitte September beginnen könne.

Auch die Quantität, sprich die Erntemenge, werde eher über dem Schnitt liegen, prognostizieren die beiden Experten. „Was den Ertrag anbelangt, sind wir hier in Markdorf sehr optimistisch“, blickt Gutemann voraus. Mit ein bisschen Wetterglück dürfen sich Weinliebhaber also auf einen guten Tropfen 2022er freuen – der nicht einmal zu knapp ausfallen sollte.