Der Förderpreis des Markdorfer Wirtschaftskreises für herausragende schulische Leistungen und der Musikpreis der Stadt haben Tradition. In der Mittleren Kaplanei wurden vier Preisträger geehrt: die Abiturienten Anna Herberg, Lorenzo Morreale und Niels Trapp sowie Ananda Klaar, die bereits 2022 ihr Abitur machte. Bürgermeister Georg Riedmann sprach sich dafür aus, Bildung als ganzheitliches Projekt zu verstehen und Begabungen nicht voneinander zu trennen. „Ganz oft zeichnet sich ein und dieselbe Person bei unterschiedlichen Herausforderungen aus“, so Riedmann. Die geballte Energie der jungen Menschen stimme ihn optimistisch. Sein Lob galt außerdem den Lehrern, die die Schüler begleiten, fordern und fördern.
Ananda Klaar erhielt den Musikpreis der Stadt. Begleitet von Konstantin Obergfell am Flügel spielte sie auf ihrer Bratsche die ersten beiden Albumblätter des Komponisten Hans Sitt. Auch Ananda Klaar gehört für Riedmann zu den Multitalenten, hat sie doch neben dem Abitur ein Buch unter dem Titel „Nehmt uns endlich ernst – ein Aufschrei gegen die Übermacht der Alten“ geschrieben. Sie war Vorsitzende der Jusos im Bodenseekreis und engagiert sich als Aktivistin. Klaar sei außergewöhnlich durch ihre vielfältigen Engagements und Initiativen neben der Musik, so Riedmann. „Es braucht spezialisierte, aber vor allem universell begabte und neugierige Menschen.“
Gerd Kästle, Lehrer für Mathematik und Physik am Gymnasium des BZM, stellte Niels Trapp vor, der sich über den Naturwissenschaftspreis freut. Ausgezeichnet mit dem Buchpreis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, will er Physik studieren. „Einen Großteil seiner Freizeit hat Niels in der Roboter AG verbracht“, berichtete Kästle. Dabei habe Trapp mehrfach Workshops für jüngere Schüler veranstaltet. Veranschaulicht durch Origami, die Kunst des Papierfaltens aus einem Blatt Papier, spannte Trapp in seiner Rede den Bogen zu Solarpaneelen, die zusammengeklappt in den Weltraum geschossen werden und sich dort entfalten.
Der Englisch- und Französischlehrer Stefan Ferguson hielt die Laudatio für die beiden Preisträger des Sprachpreises Anna Herberg und Lorenzo Morreale. Er führte zurück ins Jahr 1492, als Christoph Kolumbus in Richtung Amerika aufbrach und die fast 800-jährige Herrschaft der Mauren auf der iberischen Halbinsel endete. „Diskutiert man mit Schülern, scheinen viele den Fortschrittsglauben internalisiert zu haben“, so Ferguson. Andererseits sei mit Blick auf eine unsichere Zukunft viel Pessimismus feststellbar. „Die junge Generation steht unter einem enormen Druck“, so Ferguson. Aufgabe von Schule und Gesellschaft sei nicht nur zu begleiten, sondern auch einen Teil der Sicherheit zurückzugeben.
Anna Herberg wird ihr Preisgeld für eine Reise durch Andalusien verwenden. „Die Region ist ein Schmelztiegel der Kulturen, Sprachen und Religionen“, sagte sie. Der Bedeutung für das heutige Europa möchte sie vor Ort auf den Grund gehen. Lorenzo Morreale zieht es nach Großbritannien, um sich damit auseinanderzusetzen, wie sich das Land seit dem Brexit verändert hat. Alle drei Preisträger dankten dem Wirtschaftskreis für die Auszeichnung und die Möglichkeit, ihren Horizont zu erweitern, außerdem ihren Lehrern für die Unterstützung.
Michael Holstein vom Wirtschaftskreis zeigte sich begeistert von Kreativität, Einsatz und Arbeit, die die Preisträger in ihre Projekte gesteckt haben. „Wir sind gespannt auf die Erfahrungen und Vorträge der beiden Sprachpreisträger im kommenden Jahr.“ Konstantin Obergfell, Preisträger 2022, berichtete von seinen Erfahrungen während einer Schwedenreise ohne Smartphone. Plan sei gewesen, es nur im Notfall zu benutzen. Bereits beim Packen habe er mit Blick auf Wörterbuch, Landkarten, Taschenrechner und Kamera gemerkt, wie praktisch das Smartphone sei. So war seine Antwort auf die Frage, ob es möglich ist, ohne Smartphone zu reisen, ein klares Jein. „Man ist flexibler und effizienter“, so Obergfell. Andererseits könne man online schlechter abschalten und gehe weniger auf Leute zu.