Architektur, Innendesign, Beratung, Städtebau und Szenographie sind nur einige der Bereiche, in denen das Markdorfer Büro „atelier 522“ tätig ist. Auf eine Richtung möchte sich Geschäftsführer Philipp Beck auch nicht festlegen lassen. Für ihn und sein mittlerweile 50-köpfiges Team ist es wichtig, in einem kreativen Prozess zu sein und spannende Projekte entwickeln zu dürfen.

„Es geht darum, unterschiedliche Perspektiven und Blickwinkel einzunehmen und neben der Zweckmäßigkeit, die Kunst herausarbeiten zu dürfen. Da haben wir besondere Freude dran“, so Beck. Man begreife Fläche als Spielwiese der Fantasie und Kreativität, verleihe Umgebungen eine unverkennbare Note, sodass man sie mit allen Sinnen entdecken möchte – wie es auf der Homepage des Unternehmens heißt.

Stockwerk für Stockwerk wird die 350 Quadratmeter große Hopfenhalle des Hopfengut No20 erneuert.
Stockwerk für Stockwerk wird die 350 Quadratmeter große Hopfenhalle des Hopfengut No20 erneuert. | Bild: atelier 522

Durch Corona-Pandemie Kunden verloren, aber auch neue gewonnen

Auch am „atelier 522“ ist die Corona-Pandemie nicht spurlos vorüber gegangen. Im Frühjahr 2020 habe man rund 40 Prozent der Kunden verloren, wie zum Beispiel im Bereich Einzelhandel. Drei Monate war das Team in Kurzarbeit. „Wir haben versucht, so schnell wie möglich, neue Kunden zu gewinnen. Das war keine leichte Zeit, aber der Einsatz hat sich dann gelohnt“, so Philipp Beck. Ab dem Sommer seien neue Aufträge hinzugekommen; Kunden, die laut Philipp Beck die Krise auch als Chance sehen und die gemerkt haben, dass sie sich für die Zukunft anders aufstellen müssen.

„Wir helfen dabei, diese Zukunft zu gestalten“
Philipp Beck, Geschäftsführer

Wie kann diese für den Einzelhandel aussehen, wenn Einkaufen zuhause auf dem Sofa stattfindet? Wie können virtuelle Welten geschaffen werden, in der sich Messebesucher, austauschen können? Wie erstellt man fiktive Gebäude an Traumorten und erzeugt das Gefühl, dort zu sein? Beck betont, dass es viele Kommunen, Unternehmen und Personen gibt, die bereit sind, sich auf Neues einzulassen oder sich nun die Zeit nehmen, sich auf die Wurzeln zu besinnen.

Gastronomen und Hoteliers investieren in neue Projekte

Obwohl Hotels und Gastronomie derzeit immer noch geschlossen sind, gehören auch Investoren aus dieser von der Pandemie so stark betroffenen Branche zu den Kunden. Zum Bespiel das neue Coreum Hotel in Stockstadt am Rhein. „Es gibt keine Standards mehr, wir arbeiten an sehr besonderen Projekten“, so der Geschäftsführer. Sowohl offline, als auch online – between the line sozusagen. „Ein gesundes Mittelmaß ist wichtig und wir versuchen, in beiden Welten ein guter Gastgeber zu sein.“

In den historischen Hallen des Bahnhof Basel SBB realisiert das Team einen Ort der Begegnung mit integriertem Food-Konzept.
In den historischen Hallen des Bahnhof Basel SBB realisiert das Team einen Ort der Begegnung mit integriertem Food-Konzept. | Bild: atelier 522

Gestaltung einer Ruhestätte in einem alten Kornspeicher in Lübeck

Philipp Beck und sein Team möchten mit den Projekten zu wachsen – ihnen Sinn und Seele geben. Dabei versuchen sie, sich auf Umgebungen, Stimmungen und Visionen einzulassen – und dem, was bereits in der Realität vorhanden ist. Ein Projekt, das ihm besonders am Herzen liegt, ist das Kolumbarium „Die Eiche“ im Herzen Lübecks. Ein Ort, an dem etwa 2000 Urnen eine letzte, friedvolle Ruhestätte finden und wo Angehörige eine neue Trauerkultur erfahren.

1873 als Kornspeicher errichtet, gliedert sich der typisch hanseatische Klinkerbau mit Schmuckfassade in den Saum der Altstadt ein. Dieser architektonische Schatz wird von Grund auf über die sieben Stockwerke hinweg saniert, ohne dabei seinen wahrhaftigen Kern außer Acht zu lassen. Hier entwickelt und gestaltet das Team Räume und Möbel, die diesem Wunsch gerecht werden und eine respektvolle Brücke schlagen zwischen Geschichte und Moderne.

Auswahl an Projekten, an denen das „atelier 522“ arbeitet

Die Idylle genießen: In einer Black Cabin in Oderbruch in Brandenburg die Natur und Landschaft spüren.
Die Idylle genießen: In einer Black Cabin in Oderbruch in Brandenburg die Natur und Landschaft spüren. | Bild: atelier 522
Über weite Felder blicken auf 4000 Quadratmetern Freifläche: Das „atelier 522“ hat den Besitzer auf dem Weg der Und abends ...
Über weite Felder blicken auf 4000 Quadratmetern Freifläche: Das „atelier 522“ hat den Besitzer auf dem Weg der Und abends vor offenem Feuer stundenlang Sterne beobachten. Das geht wohl Umsetzung seiner Vision kreativ und planerisch begleitet. | Bild: atelier 522

Beliebter Arbeitgeber in der kreativen Szene

Mit der Umsetzung von Projekten hat sich das „atelier 522“ einen Namen in der Szene erarbeitet und ist zu einem beliebten Arbeitgeber geworden – auch wenn der Hauptsitz der Firma nicht etwa in Berlin, sondern in Markdorf liegt. „Das war aber nie ein Thema für uns“, sagt Philipp Beck, der hier aufgewachsen ist und gerne in der Kleinstadt lebt. Nur die Schweizer Kundschaft habe zugenommen, nachdem es auch ein Büro in Zürich gibt.

Geschäftsführer Philipp Beck im Büro in Fitzenweiler. Die meisten Mitarbeiter arbeiten derzeit im Home-Office.
Geschäftsführer Philipp Beck im Büro in Fitzenweiler. Die meisten Mitarbeiter arbeiten derzeit im Home-Office. | Bild: atelier 522

Für Philipp Beck ist nicht der Standort wichtig, sondern die Zusammensetzung des Teams. „Der Schlüssel sind die Menschen, die hier arbeiten.“ Ob aus Mexiko, Kolumbien, New York, Hamburg oder Markdorf; ob BWler, Germanist, Soziologe, Produktdesigner, Texter oder Innenarchitekt – die Stimmung und die Teamarbeit müssen passen. Auch hier hat die Pandemie die Arbeitsweisen verändert, viele arbeiten im Homeoffice, neue Mitarbeiter, die in der Zeit eingestellt worden sind, sind in ihrer alten Heimat geblieben und noch nicht nach Markdorf umgezogen.

Feste Zeiten, feste Meetings – unabdinglich, damit alle mitgenommen werden. „Bei uns arbeitet keiner alleine“, so Beck. Vor drei Jahren hat das Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt eine eigene Kinderbetreuung eingerichtet – den Knirpsgarten – der von einem Ehepaar geleitet wird und den derzeit fünf Kinder von Mitarbeitern besuchen.

Das könnte Sie auch interessieren

Dienstreisen zu den Kunden haben Seltenheitswert

Wer ins Büro kommen möchte, kann dies tun – unter Einhaltung der Corona-Regeln und mit Selbsttests, die das Unternehmen seinen Mitarbeitern zur Verfügung stellt. Manches funktioniere durch die Umstellung auch besser, Fahrzeiten fallen weg, Dienstreisen zu den Kunden haben Seltenheitswert – die Gespräche laufen online. So konzentriert sich das Team weiter auf virtuelle Erlebnisse, bietet eine eigene digitale Expeditionsreihe „Future of the Cities“ mit Vorträgen zu unterschiedlichen Themen. Für das Jahr 2021 ist Philipp Beck optimistisch. „Wir arbeiten mit voller Energie und freuen uns auf das, was kommen mag.“