Sandstrand, türkisblaues Wasser, Menschen auf Surfbrettern – die Bilder aus dem italienishen Riccione vor einigen Wochen wirken wie aus dem Reiseprospekt. Beim näheren Hinschauen erweisen sich die bunten Leibchen der auf den Surfbrettern Liegenden als Wettkampfkleidung. Ohnehin sind da sehr viel mehr Muskeln zu sehen als bei Leuten, die dem Badespaß im Ferienclub frönen. Auf den Fotos geht es nicht um Spaß, sondern um Sport.
Natürlich sollen die Athleten stets ihr Vergnügen am Tun finden – während des Trainings wie während des Wettkampf. Ansonsten hätten sie kaum Erfolg. Doch bei dem auf diesen Fotos abgebildeten Kräftemessen geht es um sehr viel mehr. Denn die Sportart heißt Rettungssport. Weil es schlicht ums Bergen von Ertrinkenden geht – ums Retten von Leben.

Das Surfbrett, das kein Surfbrett ist
Verbissen wirken die Wettkämpfer aber weder beim Wettlauf auf dem Sandstrand, noch beim Paddeln auf dem Surfbrett. Wobei das vermeintliche Surfbrett überhaupt kein Surfbrett ist, sondern ein sogenanntes Rettungsbrett. „Gewisse Ähnlichkeiten gibt es schon“, erklärt Anneke Haaser. Auf einem der Bilder ist sie inmitten des Teilnehmerfeldes eines Board Race, eines Rettungsbrett-Rennens zu sehen. Alle tragen bunte Badekappen auf dem Kopf – und das sperrige Rettungsbrett unterm Arm, während sie zum Wasser rennen.

Spagat zwischen Bodensee und Teutoburger Wald
Anneke Haaser ist Weltmeisterin in der Disziplin Board Rescue Race. Bei der jüngsten Meisterschaft, dem Rescue World Cup (RWC)“ im italienischen Riccione, startete Anneke Haaser zwar für die DLRG-Ortsgruppe Rheda-Wiedenbrück an den Start. Der gehört die Westfälin seit ihrer frühen Jugend an. Inzwischen lebt sie aber in Markdorf – und trainiert deshalb in der hiesigen Ortsgruppe.
Das gemeinsam mit ihrem Ehemann, Norbert Haaser, den sie mit ihrer Begeisterung für den Rettungssport infiziert hat. Mit Weltmeister-Medaillen ist übrigens auch Norbert Haaser aus Riccione zurückgekehrt. Einmal mehr hatte sich der 57-Jährige an der Adria den Titel in seiner Spezialdisziplin 100 Meter Retten einer Puppe mit Flossen geholt. Mit Silber musste sich der Markdorfer beim 100 Meter Retten einer Puppe mit Gurtretter und Flossen begnügen.

DLRG-Ortsgruppe auf Erfolgskurs
Der Medaillenregen in Riccione hielt für das Rettungsschwimmerehepaar aus Mardorf allerdings an. Norbert Haaser heimste mit seinen Staffelpartnern von der DLRG-Ortsgruppe Bermatingen-Markdorf ein; Klaus Staiber, Pius Lenzlinger, Marc Kiemann, in den Staffeldisziplinen Retten einer Puppe und Retten einer Puppe mit Gurtretter und Flossen.

Bronze gewann Haaser samt seinen Staffelkollegen beim Hindernis-Retten, einer weiteren Disziplin im Rettungssport. Und dass Anneke Haaser zusammen mit Christine Kittel, ihrer Partnerin von der DLRG Rheda-Wiedenbrück, im Ocean Woman Race Gold holte, das erzählt die Westfälin eher nebenbei – ebenso wie die Zweitplatzierungen mit der Strand-Sprint-Staffel und der Surf-Ski-Staffel. Weitere Medaillen, die nun bei Haasers daheim die Vitrine kommen. „Der ist tatsächlich schon ziemlich voll“, erzählt Anneke Haaser zum Glasschrank im Eingangsflur.
Schuld hat der Bademeister
„Das Kind muss schwimmen“, habe es geheißen. Anneke Haaser litt in ihrer Jugend unter Atembeschwerden. Abhilfe sollte die Bewegung im Wasser bringen. Der Siebenjährigen gefiel es im Schwimmbad. Am Sport gewann sie Gefallen, durch den Sport Freunde. „Am Ende war ich in drei DLRG-Ortsgruppen“, erinnert sie sich. „An einer Meisterschaft habe ich das erste Mal mit 18 teilgenommen“, blickt die 42-Jährige auf inzwischen 12 Weltmeisterschaften zurück – und eine erkleckliche Medaillenausbeute.
Norbert Haasers Schwimm-Karriere begann im Bermatinger Hallenbad. Als 16-Jähriger schwamm er dort regelmäßig mit Mitschülern während des Sportunterrichts. „Irgendwann hat mich der der Bademeister angesprochen, ob ich nicht für Wettkämpfe trainieren möchte.“ Er mochte. Er trainierte regelmäßig. Das behielt der Maschinenbauingenieur bei. So erklären sich dann auch seine vielen Weltmeistertitel, die er sich bei Wettkämpfen weltweit erschwamm. Und in zwei Jahren geht es zur Rettungsschwimm-Weltweisterschaft an Australiens Goldküste. Dann werden weitere Medaillen folgen.