Zehn Jahre hat Rosa-Maria Calles-Froix aus Bermatingen im Hotel gearbeitet, zuletzt als Abteilungsleiterin des Housekeeping. Ursprünglich habe sie einmal angefangen, um ein halbes Jahr zu arbeiten, dann habe sie dort aber schnell Freunde und Familie gefunden. "Es war immer jemand da für einen, das war schön", lobt sie insbesondere Gerda Reutemann. Sie habe damals keine Berufsausbildung gehabt und als Zimmermädchen begonnen. Ihre Chefs hätten sie auf Fortbildungen geschickt. "Ohne Reutemanns wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Durch sie habe ich sehr viel erreicht im Leben", berichtet Rosa-Maria Calles-Froix. Eine neue Arbeit habe sie bisher nicht. "Ich werde dieses Jahr 54", merkt sie an, "das wird schwer." Schon bei Bekanntwerden der Schließung eine neue Arbeit zu suchen, kam für sie nicht in Frage. "Ich muss noch in den Spiegel schauen können, das geht nicht." Sie habe etwas zurückgeben wollen. "Traurig sei, dass jetzt 40 Leute auf der Straße stehen", sagt Rosa-Maria Calles-Froix und kaum jemanden kümmere es. Einige aus ihrem Team seien 62, 63 Jahre alt, andere würden kaum Deutsch sprechen. "Die werden es wahnsinnig schwer haben", stellt sie fest. Reutemanns wünscht sie sehr viel Glück, ist sich aber sicher, dass sie es nicht unbedingt brauchen, sondern durch ihre Arbeit schaffen werden, etwas Neues aufzubauen.

"Das ist sehr unschön für mich und meine Familie", sagt Thomas Kagerer, der ein Jahr lang Küchenchef war. Das Restaurant schloss am Freitag. "Ich bin verheiratet , habe vier Kinder und eine Doppelhaushälfte in Immenstaad abzuzahlen." Dadurch sei seine geografische Flexibilität eingeschränkt. Er könne nicht einfach beispielsweise nach Hamburg gehen. "Es ist schwierig, in dieser Jahreszeit in der Region etwas Neues zu finden." Kagerer ist jedoch optimistisch, eine neue Anstellung zu finden oder selber etwas erfolgreich aufzubauen. Zur Stimmung im Hotel Bischofschloss meint er: "Wir rocken den Laden bis zum letzten Tag." Natürlich mische sich bei den Mitarbeitern etwas Galgenhumor in die Gespräche. Die Arbeit im Hotel sei sehr reflektiert vonstatten gegangen, mit dem Ziel, nach vorne zu kommen und sich weiter zu entwickeln. "Es ist richtig schade, dass es nicht weitergeht. Es hat schon Spaß gemacht", so der 49-Jährige. Er hätte gerne im Schloss weitergearbeitet.

"Ich bin sehr traurig. Mit fehlen manchmal die Worte", sagt Andrea Ratzlaff aus Salem zur Schließung des Hotels. Neun Jahre hat sie dort am Empfang gearbeitet und auch die Tagungsleitung innegehabt. Sie zweifelt, ob bei der im Gemeinderat und in der Stadtverwaltung alles richtig durchdacht worden ist. "Menschlich ist total versagt worden", meint sie mit Blick auf die verloren gegangenen Arbeitsplätze und die Schicksale, die dahinter stehen. "Wir haben auch Mitarbeiter, die stehen kurz vor der Rente." Für diese werde es sehr schwer. Es sei schwierig im Herbst/Winter am Bodensee eine neue Stelle im Hotelgewerbe zu finden.

Wenn Leute das Gegenteil behaupteten, wird sie zornig. Sie selbst habe sich aus familiären Gründen entschlossen, nicht mehr in der Hotelerie zu arbeiten. Mit Fort- und Weiterbildung habe sie ab Anfang November eine neue Stelle im Bereich Personalwirtschaft/Lohn/Gehalt woanders bekommen, berichtet die 36-Jährige. "Ich habe mich im Bischofschloss sehr wohl gefühlt. Neun Jahre sagen alles", berichtet sie. Früher habe sie alle zwei Jahre gewechselt, um neue Erfahrungen zu sammeln. Die Stimmung der Belegschaft sei auch noch in der letzten Woche super gewesen. Ihren Chefs wünscht sie, dass sie möglichst schnell ein neues Projekt aufbauen können.

Acht Jahre ist Hotelfachfrau Vanessa Bodenmüller aus Hepbach im Hotel beschäftigt, vor allem an der Rezeption. Auf Facebook schiebe ja in den Diskussionen um die Schließung jeder jedem Verantwortlichen die Schuld in die Schuhe. Sie findet es verständlich, dass Bernd Reutemann Verbesserungen für das Hotel anstrebte, wie beispielsweise bei der Tiefgaragennutzung, die einem 4-Sterne-Superior-Hotel nicht angemessen gewesen sei. "Schade, dass man nicht übereingekommen ist." Eine neue Stelle habe sie bisher nicht. Sie wolle in Teilzeit arbeiten, weil sie zwei kleine Kinder hat. Von 15 Bewerbungen hätten Zweidrittel der angeschriebenen Arbeitgeber nicht einmal geantwortet. Die Jahreszeit sei auch schlecht für eine Arbeitssuche, weil die Saison zu Ende sei und erst im März/April wieder anlaufe. Die Stimmung im Hotel sei auch in der letzten Woche sehr gut gewesen. "Die Gäste haben nicht gemerkt, dass wir am Samstag zumachen", berichtet sie.

Innerlich nage es aber schon an einem. "Ich war in meinem Leben noch nicht arbeitslos", berichtet die 40-Jährige. Das sei ein sehr negatives Gefühl. Für die Reutemanns wünscht sie sich, dass sie etwas Adäquates finden, ein neues Vorhaben verwirklichen können und "viele Schlossgeister wieder an Bord holen können".

Ein Blick auf Meinungsäußerungen von Gästen zum Hotel Bischofschloss in verschiedenen Onlineportalen zeigt: Die Gäste waren ganz überwiegend sehr zufrieden mit dem Angebot und dem Service. 94 Prozent Weiterempfehlungsrate auf dem Hotelbewertungsportal iiQcheck, 95 Prozent jeweils bei den Portalen HolidayCheck und Zoover, sogar 96 Prozent bei Hotel.de. Zahlreiche Preise heimste das Hotel ein, darunter 2014 den Titel als beliebtestes Hotel in Baden-Württemberg vom Hotelportal trivago.de.

Wie geht es weiter?

Ab Montag, 23. Oktober, beginnt im Hotel Bischofschloss das große Ausräumen. Das Inventar wurde bereits in den vergangenen Wochen im Internet angeboten und kann jetzt von den Käufern abgeholt werden. Am Freitag, 27. Oktober, soll das Schloss leer sein. Was dann noch übrig ist, wird nach Auskunft von Bernd Reutemann am Samstag, 28. Oktober, von 11 bis 17 Uhr, bei einem großen Flohmarkt im Bischofschloss verkauft.

Sobald das Schloss leer geräumt ist, werden die beauftragten Architekten und Ingenieure das Bischofsschloss inspizieren und die nötigen Arbeiten bewerten. Dafür gibt es einen genauen Ablaufplan des Architekturbüros Braunger und Wörtz aus Ulm. Das Ergebnis mit Gesamtkosten soll im Frühjahr 2018 vorliegen. (wex)

 

Bedarf für ein neues Hotel in Markdorf ist vorhanden

"Die 18.000 Übernachtungen jährlich, in 15 Jahren 500.000, zeigen, dass Markdorf Platz hat für ein Hotel", sagt Lucie Fieber, Geschäftsführerin von Markdorf Marketing, dem Verein für das örtliche Standortmarketing. Diese Gäste hätten in Markdorf Einzelhandel und Gastronomie unterstützt und die erweiterte Bodenseeregion kennengelernt. Die Zahlen seien natürlich interessant für ein neues Hotelprojekt, ob in Pacht oder als Neubau. Das Hotel Bischofschloss sei auf jeden Fall sehr gut von Bernd Reutemann und seiner Schwester geführt worden, mit engagiertem Personal. "Die Firmen haben es gebraucht", sagt Lucie Fieber. Es sei schade, dass vergleichbare Hotelbetten nicht Morgen neu entstehen könnten. "Unsere Unternehmen würden das unterstützen", sagt Lucie Fieber. Klar sei realistisch betrachtet aber auch, dass es nicht viel Spielraum für ein rentables Hotel gebe. Für manchen Investor eröffne die Schließung des Hotels Bischofschloss möglicherweise dennoch neue Chancen. "Ich persönlich sehe es nicht auf dem jetzigen Rathausareal", erklärt Lucie Fieber. Ein Hotel direkt an einer Bundesstraße sei nicht ideal. Ein neues Hotel sollte relativ innenstadtnah mit einem attraktiven Außenbereich geplant werden.

Dies würde ihrer Ansicht nach mehr Akzeptanz bei den Gästen finden und auch mehr Akzeptanz bei Investoren, die Tagungen, Übernachtungen und Wellness anbieten wollen. Sie verstehe die Emotionen zur Schließung des Hotels Bischofschloss. Es sei eine Veränderung des Gewohnten. "Wenn ich dies sachlich betrachte", erklärt Lucie Fieber, hat die Stadt ihre Chance genutzt, um gestalten und ein Kulturgut erhalten zu können, was bei einem Verkauf an Dritte kaum möglich sei. Das Bischofsschloss sei jetzt schon im Marketing ein gern verwendetes Bild als Wahrzeichen der Stadt. "Wenn das Rathaus darin ist, verkörpert es auch die Stadt", meint Lucie Fieber.

"Ein Touristiker bedauert immer den Verlust eines guten Hauses", sagt Sylvia Westermann, Geschäftsführerin der Tourismusgemeinschaft Gehrenberg Bodensee: "Das Bischofschloss hatte eine positive Ausstrahlung in die Region." Die Entscheidung des Gemeinderats sei zu akzeptieren. Es werde eine Herausforderung für die nächsten Jahre sein, die entstandene Lücke zu füllen. "Wir könnten Bettenkapazitäten brauchen", sagt Westermann mit Blick auf Messegäste und den Tourismus: "Ein Top-3-Sterne-Superior-Hotel würde uns in Markdorf helfen." Insofern ist sie einem Hotelprojekt auf dem Rathausareal, vielleicht unter Einbeziehung des ehemaligen "Adlers" gegenüber, nicht abgeneigt. Es sei für Markdorf eine 1 a-Lage. Aber dies seien nur ihre Gedanken als Touristikerin und das Thema sehr komplex. Die Entscheidung liege beim Gemeinderat. "Mir persönlich tut die Schließung des Bischofschlosses sehr Leid." (wex)