Tod, Trauer und Bestattung berühren die Privat- und Gefühlssphäre betroffener Familien einschneidend. Dennoch haben diese Erfahrungen fast immer auch eine ganz lebenspraktische, quasi öffentliche Seite, denn es müssen konkrete Entscheidungen etwa über die Einzelheiten des Ortes und zeremoniellen Gepräges einer Bestattung getroffen werden. Dazu bestätigt nun eine sehr aktuelle repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag von Aeternitas, einer Verbraucherinitiative zur Bestattungskultur, den klaren Trend weg vom klassischen Sarggrab auf dem Friedhof.

Wälder in Heiligenberg, Meßkirch und im Hegau

Während im Jahr 2004 noch 39 Prozent der Bundesbürger diese Form der Beerdigung bevorzugten, sank dieser Anteil inzwischen auf zwölf Prozent. Alternativen dazu sind zunehmend nachgefragt, am stärksten die Urnenbeisetzung in einem Bestattungswald mit derzeit 25 Prozent. Im Bodenseekreis gibt es für solche Waldbestattungen zwei Angebote: seit 2007 den Friedwald Heiligenberg und seit 2015 den ebenfalls auf Heiligenberger Gemarkung liegenden Friedwald Elisenruhe. Etwas entferntere Wälder liegen in Meßkirch und im Hegau. Einer Initiative in Markdorf wurde kürzlich eine Absage erteilt. Weitere Standorte sind laut der Trägerin, der Friedwald GmbH, vorerst nicht geplant.

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Grundeigentümer in Heiligenberg ist jeweils das Haus zu Fürstenberg, beide Waldstücke wurden für 99 Jahre vertraglich dem neuen Zweck gewidmet, wie das Unternehmen mit Sitz in Griesheim berichtet. An beiden Standorten sei die Nachfrage dem allgemeinen Trend entsprechend stetig zunehmend. Die Elisenruhe, wo bereits rund 1400 Beisetzungen stattfanden, verfüge aber noch über ausreichend freie Bäume. Im Friedwald Heiligenberg mit seinen bisher bereits mehr als 3000 Bestattungen stehen hingegen kaum noch Plätze zur Verfügung.

Grabbaum statt Grabstein: Kleine Metalltäfelchen verweisen auf den hier Bestatteten, denn solche Beisetzungen sind nicht anonym.
Grabbaum statt Grabstein: Kleine Metalltäfelchen verweisen auf den hier Bestatteten, denn solche Beisetzungen sind nicht anonym. | Bild: Hartmut Ferenschild

Wer sich informell zu den Kapazitäten kundig machen will, der möge bei einem Spaziergang auf die farbigen Bänder achten, mit denen freie Bäume gekennzeichnet sind. So kann man sich schon zu Lebzeiten mit dem Ort bekanntmachen, den man eventuell als seine letzte Ruhestätte bestimmt. Wer einen einzelnen Baum dafür reservieren möchte, muss mit Kosten zwischen 2490 und 6990 Euro rechnen. Hier sind dann zwei Bestattungen möglich, die Ruhezeit beträgt 99 Jahre.

Bis zu 20 Bestattungen um einen Baum möglich

Möglich sind aber bis zu 20 Bestattungen um einen Baum herum, ein Basisplatz dort bei 15 Jahren Ruhezeit kostet 490 Euro. Auf diese Weise können sich ganze Familien oder Freundeskreise einen gemeinsamen Bestattungsort einrichten. In jedem Fall kommt noch eine Beisetzungsgebühr von 350 Euro hinzu. Kleine Beträge fallen für die Nummern- und Namenstäfelchen an den Stämmen an, denn Friedwald-Gräber sind nicht anonym. Sogenannte Sternschnuppenbäume für verstorbene Kinder bis zum dritten Lebensjahr sind kostenfrei. Der Träger weist auf die Möglichkeit einer finanziellen Vorsorgeabsicherung hin.

Bestattungen in Friedwäldern unterliegen notwendigen Regeln, sind aber offen für vielfältige Feiergestaltungen. Es sind ausschließlich Beisetzungen in biologisch abbaubaren Urnen zulässig, jede Form von Grabschmuck ist untersagt, Zäune und Mauern gibt es nicht. „Die Natur übernimmt die Grabpflege“, heißt es dazu auf der Friedwald-Internetseite. Unbeschränkt sind aber die Formen des Abschiednehmens, vom stillen In-sich-Einkehren des Einzelnen bis zur großen, musikbegleiteten Trauergemeinde. Weltliche wie religiös geprägte Feiern, Riten und Traditionen haben hier ihren Ort. Mit den christlichen Kirchengemeinden im Heiligenberger Umland bestehe eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, teilt das Unternehmen mit.

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