Eigentlich sollte hier gar kein Text stehen. Denn die Kitagruppe unserer kleinen Tochter ist geschlossen, weil die Erzieherinnen krank sind. Da es in einer anderen Gruppe Notbetreuung für Kinder von berufstätigen Eltern gibt, die keine großelterliche Unterstützung vor Ort haben, kann ich den Text dennoch schreiben. Wohl wissend, dass nun Erzieherinnen auf unsere Tochter aufpassen, die auch ohne die zusätzlichen Kinder aus der anderen Gruppe alle Hände voll zu tun haben. Wohl wissend, dass andere Kitas noch nicht mal mehr diese Notbetreuung stemmen können, weil das Personal fehlt.
Mütter kommen nicht zur Arbeit
Was geht mich das an?, werden Sie sich jetzt fragen. Sie haben doch gar kein Kind (mehr) im Kindergartenalter. Vielleicht aber treffen Sie regelmäßig auf eine Frisörin, Bäckerin, Pflegerin, Supermarktverkäuferin, Ärztin oder Briefträgerin, die kleine Kinder hat und von dieser Krise betroffen ist. Das generische Femininum wird an dieser Stelle ganz bewusst verwendet, denn es sind eben meist die Mütter, die nicht zur Arbeit kommen können, wenn die Kinderbetreuung nicht verlässlich funktioniert. Spätestens wenn Ihre Physiotherapeutin Ihnen das erste Mal einen Termin absagt, weil die Kita des Kindes am Vorabend bekannt gegeben hat, dass sie nicht öffnet, sind auch Sie betroffen.
Kein Dauerzustand in der Gesellschaft
Nun, werden Sie sich sagen, Mütter sind zäh, die machen das schon irgendwie. Stimmt. Eltern haben die vergangenen zweieinhalb Jahre oft mit Kindern auf dem Schoß gearbeitet. Ein gesellschaftlicher Dauerzustand ist das aber gewiss nicht. Wer will, dass die Alten mal gut versorgt sind, darf die Jungen nicht vergessen, die das bezahlen werden.