Ein Zwischenstopp am Bodensee-Airport macht's möglich: Ab November können Fluggäste mit "People's Viennaline" zwei Mal täglich von Friedrichshafen nach Köln/Bonn und zurück fliegen. Damit wird eine der Verbindungen reaktiviert, die nach dem Aus von Intersky und VLM in der Region schmerzlich vermisst wurden. Wie Marketingchef Andreas Humer-Hager nach der Bekanntgabe des neuen Angebots erklärte, rechnet der Flughafen Friedrichshafen mit jährlich rund 40 000 Passagieren auf dieser Fluglinie. Gegen den nach Angaben der österreichischen Fluglinie kürzesten internationalen Linienflug der Welt, der ebenfalls Bestandteil der neuen Verbindung sein wird, regt sich nun Widerstand in der Schweiz. Je nach Flugrichtung vor oder nach der Landung in Friedrichshafen steht nämlich ein Flug von wenigen Minuten nach beziehungsweise von Altenrhein (St. Gallen, Schweiz) aus. Für 40 Euro pro Strecke ist auch dieses "Schmankerl", wie es in einer Pressemitteilung der Fluglinie beschrieben wurde, bereits buchbar. Daniel Steffen, Geschäftsführer der People’s Air Group, sprach Mitte September vom "ersten Übersee-Flug in der Geschichte Altenrheins". Während der Hüpfer über den Bodensee, der rund acht Minuten dauern soll, als "World's shortest international flight" bereits weltweit für Schlagzeilen sorgt, wäre es Meinrad Gschwend, Kantonsrat der Grünen in St. Gallen, am liebsten, wenn das Angebot noch vor dem Erstflug wieder gestoppt wird.

"Falls die Flüge nicht ganz verhindert werden können"

"Die wenigen Minuten bestehen vor allem aus Start und Landung", erklärt Gschwend auf SÜDKURIER-Anfrage. Das seien jene Flugabschnitte, die am meisten Treibstoff verbrauchen und am meisten Lärm produzieren. Für Gschwend eine "Verantwortungslosigkeit und Unnötigkeit sondergleichen". Angesichts der Klimaziele, zu denen sich die Staaten beim Klimagipfel verpflichtet haben, könne ein solches Projekt auf gar keinen Fall einfach so hingenommen werden. Am Dienstag hat Gschwend nach eigenen Angaben im Parlament des Kantons St. Gallen eine Anfrage eingereicht. Darin bittet er die Regierung unter anderem um die Antwort auf die Frage: "Falls die Flüge nicht ganz verhindert werden können: Was gedenkt die Regierung zu unternehmen, damit das Überfliegen von schweizerischem Hoheitsgebiet möglichst unterbunden wird?"

Für Gschwend stehen Linienflüge zwischen Altenrhein und Friedrichshafen im Widerspruch zur St. Galler Kantonsverfassung, die unter anderem besagt: "Der Staat setzt sich zum Ziel, dass der Mensch und die natürliche Umwelt vor schädlichen oder lästigen Einwirkungen bewahrt werden." Weiter ist in der Interpellation die Rede von einem faktischen Linienflug-Moratorium im Zusammenhang mit dem Flugfeld Altenrhein, welches immerhin kein konzessionierter Flughafen sei. "Falls tatsächlich ein Bedürfnis für eine schnellere Verbindung von Altenrhein und Friedrichshafen bestehen sollte: Ist die Regierung bereit, gemeinsam mit Partnern in Deutschland und Österreich für ein besseres ÖV-Angebot zu sorgen?" Eine Reaktion der St. Galler Regierung steht bislang aus.

Ist die neue Verbindung in die Domstadt in Gefahr, bevor sie aufgenommen wurde? Am Häfler Flughafen besteht diese Sorge bislang nicht. People's Viennaline habe das Konzept intensiv geprüft und treffe nach den Erfahrungen des Bodensee-Airports keine leichtfertigen Entscheidungen, teilt Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr auf Anfrage mit. "Alle Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und die Verbindung kann auch bereits gebucht werden." Von Seiten der österreichischen Fluglinie selbst gab es bislang keine Reaktion zu den Vorbehalten aus St. Gallen.