Doppeltes Glück hatten die SÜDKURIER-Leser, die eine Werftführung im Zeppelin-Hangar gewonnen haben: Sie konnten nicht nur einen Zeppelin aus der Nähe anschauen, sondern auch die Ju 52 der Deutsche-Lufthansa-Berlin-Stiftung, die gerade in Friedrichshafen zu Gast ist. Zu den beiden außergewöhnlichen Fluggeräten erfuhren die Leser aus erster Hand auch vieles, was sie noch nicht wussten.
Schon die riesige Halle – mit 110 Metern Länge, 69 Metern Breite und 34 Metern Höhe eine der größten freitragenden Hallen in Süddeutschland beeindruckt beim Betreten, aber noch mehr der Zeppelin, der sich darin befindet. Geradezu winzig wirkt im Größenvergleich dazu das historische Flugzeug im Vordergrund. "Der Zeppelin ist mit 75 Metern zwei Meter länger als ein Airbus A380", erklärt Heinrich Rahn von der Zeppelin-Reederei. Betrachtet man das Gewicht, sind der Zeppelin und die 19 Meter lange Ju 52 aber durchaus vergleichbar. Voll beladen bringen beide etwa zehn Tonnen auf die Waage. "Die Ju 52 braucht auch dreimal so viel PS wie der Zeppelin, damit sie fliegen kann", vergleicht Rahn weiter. Was daran liege, dass der Zeppelin eine Heliumfüllung hat. Das Edelgas ist deutlich leichter als Luft und kann pro Kubikmeter etwa ein Kilogramm tragen. Was die Werftbesucher noch nicht wussten: Im Zeppelin befindet sich nicht nur Helium, sondern auch Luft in "Ballonets".
Diese flexiblen Kammern können je nach Flughöhe mit mehr oder weniger Luft gefüllt werden und sorgen dafür, dass der Druck innerhalb der Hülle konstant bleibt Auch das Material, aus dem die Hülle besteht, dürfen die Besucher in die Hand nehmen. Das Mehrschichtlaminat ist federleicht, sehr dünn und trotzdem enorm stabil, wie ein kräftiger Faustschlag auf das in einen Rahmen gespannte Stück beweist.
Anschaulich zeigt Heinrich Rahn an einem Schwenkpropeller, wie der riesige Zeppelin sehr exakt bewegt werden kann: "Er ist extrem manövrierfähig, kann auf der Stelle drehen und sogar rückwärts fliegen." Wie hoch der Zeppelin denn normalerweise fliege, möchte ein Besucher wissen. "Wir fliegen hier am See etwa 300 Meter über Grund", gibt Rahn Auskunft. "Die maximale Flughöhe liegt bei 3000 Metern."
Vom Hightech-Zeppelin geht es für die Besuchergruppe weiter zur 81 Jahre alten Ju 52, die auch liebevoll "Tante Ju" oder "Grande Dame der Luftfahrt" genannt wird. Erster Offizier Stefan Hauke stellt das historische Flugzeug vor, das nach seiner Fertigung im Jahr 1936 bis 1955 in Deutschland und Norwegen im Einsatz war. "Dass die Ju 52 drei Triebwerke hat, war damals auch ein starkes Argument für dieses Flugzeug", erklärt er, "man wollte ein sicheres Verkehrsflugzeug und die Ju 52 kann auch mit zwei Motoren sicher weiterfliegen". Hauke fliegt beruflich große Verkehrsflugzeuge, wie alle anderen Ju 52 Piloten auch, die ehrenamtlich in ihrer Freizeit mit dem historischen Flugzeug unterwegs sind. Etwa 200 Piloten seien auf der Warteliste derer, die das auch gerne möchten, berichtet Hauke.
"Ich darf es seit einigen Monaten und genieße es sehr." Wenn er vom Fliegen mit einer Spitzengeschwindigkeit von 180 Kilometern pro Stunde und vom Dröhnen der Motoren schwärmt, wird auch in manchem seiner Zuhörer der Traum vom Fliegen lebendig. Einige wollen sich auch endlich einen Zeppelinflug gönnen.