Staunend schaut eine Besuchergruppe, wie drei große, schwarze Limousinen mit Blaulicht und Polizeischutz am Montagmittag direkt vor das Dornier-Museum fahren. Personenschützer steigen aus. Dazwischen Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD), der nur wenige Minuten vorher auf dem nahegelegenen Flughafen aus dem Hubschrauber gestiegen ist und sich nun von Museumsdirektor David Dornier das künftige Zuhause der Landshut zeigen lassen will.

"Mama, wer ist das?", fragt ein Mädchen. Gabriel macht einen Schlenker zu der Gruppe: "Wie gefällt es Ihnen hier?" "Sehr interessant", antwortet ein Mann. Gabriel lächelt. Das ist ein Antwort, die ihm gefällt. Schließlich ist er hier, um das Dornier-Museum noch ein bisschen interessanter zu machen.

David Dornier, Museumsdirektor und Erbe von Claude Dornier, zeigt dem Bundesaußenminister die Halle, in der die Landshut von einem Team der Lufthansa aufgebaut und restauriert werden soll, sobald sie in den nächsten Wochen in Einzelteilen zerlegt von Fortaleza (Brasilien) nach Friedrichshafen geflogen wurde. Es ist Gabriels erster Besuch in dem Museum, das den Zuschlag für das geschichtsreiche Flugzeugwrack bekommen hat. Die Kamera-Teams, Radioreporter und Journalisten aus ganz Deutschland müssen draußen bleiben. Auch das Gespräch, das zwischen Dornier und Gabriel stattfindet, bleibt vertraulich.

Zwei Polizisten beobachten die Journalisten und Kamera-Teams, die vom Hügel aus Gabriels Ankunft am Dornier-Museum filmen. Dort, wo ...
Zwei Polizisten beobachten die Journalisten und Kamera-Teams, die vom Hügel aus Gabriels Ankunft am Dornier-Museum filmen. Dort, wo derzeit noch Hügel sind, soll bald ein Hangar für die Landshut aufgebaut werden. | Bild: Sabine Wienrich

Nach kurzer Zeit tritt Gabriel hinter der alten Dornier-Baracke vor die Mikrofone. Er hat wenig Zeit, muss gleich zum nächsten Termin bei der MTU. "Warum Friedrichshafen?", ruft eine Radiojournalistin ihm zu. "Ich bin dankbar, über das großartige Angebot der Dornier-Stiftung", antwortet der Minister und verweist im Zusammenhang mit der Auswahl des Ausstellungsortes für die Maschine auf Einschränkungen. "Eine Boeing 737 braucht Platz", so Gabriel. Im Haus der Geschichte in Bonn hätte man "vielleicht ein paar kleine Teile" ausstellen können. Anders nun in Friedrichshafen, wo im bisherigen Grünflächenbereich genug Platz für einen Hangar ist, in dem die Landshut präsentiert werden könnte. Es gehe um nichts Geringeres als um das "kollektive Gedächtnis der Bundesrepublik Deutschland", findet Gabriel.

Doch die Euphorie des Außenministers und Dornier-Museums teilten bisher nicht alle. Die Häfler Gemeinderatsfraktionen und auch Oberbürgermeister Brand zeigten sich zuletzt eher skeptisch – vor allem in Hinblick auf den fehlenden lokalen Bezug des Flugzeugs zu der Zeppelinstadt und die langfristige Finanzierung. Gabriel verweist zum einen darauf, dass auch die MTU "leider sehr leidtragend" in der RAF-Zeit gewesen sei. Gemeint ist dabei die Ermordung des damaligen MTU-Chefs Ernst Zimmermann 1980.

Zum anderen aber müsse die Finanzierung auch so aussehen, dass die Stadt nicht in eine Zwangslage gerät, sagt er vor den Kameras. „Ich glaube, dass die Stadt auch ein großes Interesse entwickeln kann – an der Landshut und daran, Standort dieser nationalen Erinnerung zu sein." Wenn Oberbürgermeister Andreas Brand aus dem Urlaub zurück sei, werde es weitere Gespräche mit ihm – und auch den Gemeinderatsvertretern geben. Klar sei auch, dass der Bund sich – neben den Kosten für die Rückholung – auch an weiteren Kosten beteiligen werde. "Der Bund kann nicht darauf setzen, dass alles privat finanziert wird", erklärt Gabriel weiter.

Auch David Dornier, der sich bei Gabriels Besuch eher im Hintergrund hält, stellt klar: "Die Finanzierung ist gesichert." Für Verwirrung dürfte vor allem gesorgt haben, dass der Dornier-Erbe Oberbürgermeister Andreas Brand vor wenigen Monaten nach einer finanziellen Unterstützung seitens der Stadt Friedrichshafen für das bisher rein privat finanzierte Museum gefragt hatte. Dabei sei es aber nicht um eine Förderung des Landshut-Projekts gegangen. "Wir wollen für dieses Projekt keine Mittel aus der Zeppelin-Stiftung", sagt Dornier gegenüber dem SÜDKURIER.

„Es mag an der fehlenden Kommunikation gelegen haben, dass sich einige Gemeinderatsmitglieder nicht angesprochen fühlen. Ich möchte das aber nachholen und jede Fraktion einladen, sich über das Projekt zu informieren", erklärt er weiter. Schließlich gebe es eine extrem hohe Zustimmung zu dem Projekt aus der Bevölkerung. "Friedrichshafen profitiert als Stadt von der Landshut-Ausstellung, die Innenstadt wird belebt, die Hotels erfahren mehr Auslastung, es kommen Gäste aus der ganzen Welt", ist sich Dornier sicher. Touristiker aus der Zeppelinstadt stimmen ihm bereits zu. Nun gilt es noch, seine Heimatstadt zu überzeugen.

Das Flugzeug

In den kommenden Wochen soll die schrottreife Lufthansa-Boeing 737 in Fortaleza, Brasilien, abgebaut und zum Dornier-Museum geflogen werden. Dort soll sie von Lufthansa-Experten restauriert und aufgebaut werden. Das Auswärtige Amt hatte das Flugzeug im Mai für 20 000 Euro gekauft. Im Oktober 1977 entführten Mitglieder eines palästinensischen Terrorkommandos die Landshut, um RAF-Mitglieder freizupressen. (sab)