Ein Jazzfestival ist das nicht. Und das ist nicht als Kritik gemeint. Was das 3. Jazz & More Festival des Kulturbüros zwischen dem 29. September und dem 3. Oktober im Kulturhaus Caserne auftischt, trägt das traditionelle Markenzeichen „Jazz“ nur noch am Rande. Mehrheitlich werden die vertretenen Stilrichtungen aus dem Füllhorn der Vielfalt geschüttet. Weltmusik, Elektronisches, Soul, Funk, Blues, Pop, R&B werden aufgeboten, und das in den verschiedensten Brückenschlägen. Nicht umsonst steht die Podiumsdiskussion des Festivals am Freitag, 30. September, um 18 Uhr in der Blackbox der ZU unter dem Motto „Grenzgänge der Musik“. Ist die Aufweichung von Genregrenzen eine Bereicherung? Oder macht sie Traditionen kaputt? Diskutiert wird ausgehend von Musikbeispielen der Künstler, die beim Jazz & More Festival auftreten werden.

Die Sängerin malia entdeckt ihre afrikalischen Wurzeln.
Die Sängerin malia entdeckt ihre afrikalischen Wurzeln. | Bild: Mali Lazell

Headliner des Festivals ist Nils Petter Molvaer mit seiner Band (Samstag, 1. Oktober, 20.30 Uhr). Sein 1998 veröffentlichtes Album „Khmer“ machte den norwegischen Trompeter zum Pionier des elektronischen Jazz. „Molvaer macht dort weiter, wo Miles Davis in den 90ern aufgehört hat“, sagt Jürgen Deeg vom Kulturbüro. Molvaer verbindet auf seinem neuen Album „Bouyancy“ grobkörnige nordische Klänge mit arabischer Ornamentik, er verbindet Dancefloor-Beats mit Klangflächen, die wie ein Soundtrack zu uralten Schöpfungsmythen klingen.

Nicht weniger aufregend ist Meshell Ndegeocello (Sonntag, 2. Oktober, 20.30 Uhr), wenngleich musikalisch ganz anders gestrickt. Die amerikanische Bassistin mit der dunklen Stimme ist in allen Facetten der Black Musik zu Hause. Lässige Melodien, überhitzte Instrumentalpassagen, oft mit einem Fuß im Funk von James Brown – Ndegeocellos Konzerte sind Naturereignisse.

Nils Petter Molvaer, Pionier des elektronischen Jazz.
Nils Petter Molvaer, Pionier des elektronischen Jazz. | Bild: Johannes Lovund

Die Sängerin Malia stand einmal für einen geschmackvollen, manchmal etwas gelackten Popjazz. Auf dem Album „Malawi Blues“, das demnächst erscheint, besinnt sie sich nun auf ihre in Mali liegenden Wurzeln und brennt ein Feuerwerk afrikanischer Rhythmen ab, ohne bluesige Balladen auszusparen. Beim Festival gibt sie am 30. September ein intimes Konzert, begleitet nur von Klavier, Bass und Schlagzeug.

Entgegen aller Vermischungen ist die 33-jährige Gisela Joao (Montag, 3. Oktober, 20.30 Uhr) eine Fado-Sängerin in Reinkultur. Als vor drei Jahren ihr erstes Album erschien, wurde es nicht nur in Portugal zu einem gewaltigen Erfolg. International zeichneten Musikzeitschriften sie für ihre Lieder über Unglück, Schmerz, Liebessehnsucht und die Hoffnung auf bessere Zeiten mit Höchstwertungen aus. Nach Friedrichshafen kommt die Sängerin mit der warmen Stimme mit drei Gitarristen.

Das Kino Studio 17 des Kulturvereins Caserne beteiligt sich mit zwei Musikfilmen am Festival. Da ist zum einen die Dokumentation „Amy“ – der Film über Amy Winehous erhielt den Oscar als beste Doku. Und in der skurrilen Komödie „Sing Street“ schildert Regisseur John Carney („Once“) einen Teenager, im Dublin der 80er, der zwar kein Instrument spielt, aber eine Band gründet – um den Herzenswunsch des Mädchens seiner Träume zu erfüllen: sie möchte in einem Popmusikvideo auftreten...

Gisela João steht für traumhaft schönen Fado.
Gisela João steht für traumhaft schönen Fado. | Bild: Estelle Valente

Beim Jazz & More-Festival wird Musik nicht nur gehört, sondern auch selbst gemacht. Noch bis kommenden Montag läuft die Frist zur Anmeldung für den Jazzworkshop, bei dem Laienmusiker vom 30. September bis 2. Oktober mit Jazzprofis zusammenarbeiten können. Die Lehrer sind Barbara Bürkle (Gesang), Daniel Nösig (Trompete), Alexander Kuhn (Saxofon), Christoph Neuhaus (Gitarre), Thomas Bauser (Klavier/Keyboard), Bass (Jens Loh) und Axel Pape (Schlagzeug). Die Teilnehmer bilden verschiedene Combos und geben am Sonntag, 2. Oktober, um 16 Uhr ein Abschlusskonzert. Die Teilnahme kostet 95 Euro, ermäßigt 66,50 Euro; Anmeldungen nimmt das Kulturbüro (kulturbuero@friedrichshafen.de) entgegen. Ein gemeinsames Konzert geben die Lehrer des Workshops bereits am 29. September im Rahmen des Donnerstagsjazz.

Voll dürfte es schließlich werden, wenn das New Jazzport Orchestra mit Gianni Dato am Montag, 3. Oktober, um 11 Uhr ein Matineekonzert gibt, mit Songs von Steely Dan bis Chaka Khan. Der Eintritt ist frei.