Das war wirklich ein außergewöhnliches spirituelles Ereignis für viele Katholiken aus Friedrichshafen und weit darüber hinaus: Nach mehr als 40 Jahren wurde die St.-Petrus-Canisius-Kirche wieder zu einem Ort der Priesterweihe der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Rund 600 Menschen aus Nah und Fern feierten am Samstagmorgen mit, als Josef Laupheimer aus Riedlingen sein Weiheversprechen ablegte und ihm von Bischof Gebhard Fürst durch Handauflegung und Gebet das Priesteramt übertragen wurde. Zu den Konzelebranten des feierlichen Gottesdienstes gehörten die Weihbischöfe und Domkapitulare der Diözese, aber auch zahlreiche Geistliche aus der Region. Besonders eingeladen waren nicht zuletzt die sieben damaligen Diakone, die 1974 in der Canisiuskirche ihre Priesterweihe empfangen hatten.
Der 54-jährige Josef Laupheimer, der in diesem Jahr der einzige Weihekandidat der Diözese war, bringt als "Spätberufener" eine durchaus spannende Vita mit. Er studierte nicht nur Theologie, sondern auch Sozialarbeit und hatte dabei immer die Ränder der Gesellschaft im Blick. Er absolvierte ein Praktikum in einem Gefängnis, arbeitete er in einer Herberge für wohnungslose Männer, war Leiter des Sozialen Dienstes des Caritasverbandes Hamburg, arbeitete in Kleiderkammern und für die Bahnhofsmission. Nach einer Auszeit im Kloster war er sich im Klaren, dass das Handeln aus dem christlichen Glauben heraus zentraler Inhalt seines Lebens bleiben müsse, trat im September 2014 in das Priesterseminar Rottenburg ein und wurde im Februar 2015 zum Diakon geweiht.
Der Weihekandidat habe sich entschieden, sich ganz in den Dienst Christi zu stellen, und in seinem Geist für die Menschen da zu sein und ihnen zu dienen, betonte Bischof Fürst in seiner Predigt. Im Anschluss an den offiziellen Weiheakt legte Josef Laupheimer das Priestergewand an. Die Aufnahme in sein neues Amt wurde mit dem brüderlichen Zeichen der Umarmung des Bischofs besiegelt. Gute Stimmung dann auch beim Stehempfang in den canisianischen Gärten, der sich an den gut zweistündigen Gottesdienst anschloss. "Hoffentlich dauert es nicht wieder 40 Jahre bis zur nächsten Priesterweihe in Friedrichshafen", so der launige Kommentar einer älteren Dame.
Die im Bauhausstil errichtete St.-Petrus-Canisius-Kirche wurde am 24. November 1928 von Bischof Johannes Sproll eingeweiht. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt – erst 1964 konnte die Erneuerung in Angriff genommen werden. St. Petrus Canisius war im Jahr 1974 schon einmal Ort einer Priesterweihe der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Seit Ende 2006 steht Pfarrer Bernd Herbinger als Leiter der Seelsorgeeinheit Friedrichshafen Mitte auch der größten Häfler Kirchengemeinde vor. (ght)