Der alte Ortskern von Daisendorf soll neu gestaltet werden – aber wie? Das können die Bürger mitentscheiden und machten von dem Angebot bei einer Bürgerwerkstatt regen Gebrauch. Sie brachten ihre Ideen und Wünsche ein, bevor es in die konkrete Entwurfsphase geht. In einer gelingenden Bürgerbeteiligung sehen Gemeinderat und Bürgermeisterin Jacqueline Alberti den politisch zentralen Aspekt für die Akzeptanz der anstehenden Entscheidungen, die die Zukunft des Dorfes mit seinen gut 1500 Einwohnern tiefgreifend beeinflussen werden.
40 Daisendorfer diskutieren über Für und Wider
Vor der Bürgerwerkstatt hatte sich der Gemeinderat beim Besuch einer vergleichbaren Gemeinde in Südtirol Anregungen eingeholt. Knapp 40 Daisendorfer nutzten die Möglichkeit, ihre Anliegen mit den Mitbürgern intensiv und detailreich abzugleichen und so zu diskutieren, dass sich der Bürgerwille in den späteren Planungen und Beschlüssen fassbar niederschlagen kann.
Auch Meinung Kinder und Jugendlicher gefragt
Der Workshop begann am Vortag mit einem Rundgang durchs Dorf, bei dem die Teilnehmer mit den Planern Hirthe und Siemensmeyer an markanten Stationen bauliche Entwicklungen diskutieren konnten. Zeitgleich waren Kinder und Jugendliche im Rathaus zum Mittun eingeladen: Die Kleinen konnten malerisch darstellen, welche Orte im Dorf sie am schönsten finden, während die Älteren sich am Modell um eine attraktive Ausstattung des Dorfplatzes kümmerten.

Vier Themenfelder für Austausch vorgegeben
Der Nachmittag des nächsten Tages gehörte rund drei Stunden lang den Erwachsenen. Um eine zielführende Kommunikation zu sichern, hatte man sich der Dienste der Fachberatung Gemeindenetzwerk Bürgerschaftliches Engagement in Gestalt von Janine Bliestle versichert. Sie hatte die zahlreichen Aspekte in vier Themenfeldern vorstrukturiert. Die Bürger versammelten sich zur Diskussion reihum an vier Thementischen, wo es um die Kernfragen Identität, dörflicher Charakter, Freiräume und Verkehr sowie Architektur ging.
Da wurden dann zahllose Aspekte teilweise kontrovers hin und her diskutiert: Wo darf in Zukunft überhaupt noch gebaut werden? Wie hoch dürfen Gebäude sein? Welche Dachform – flach oder spitz – ist zu bevorzugen, wie sollen die Fassaden aussehen? Welche Rolle spielt der Autoverkehr? Wie ist mit Frei- und Grünflächen umzugehen? Wie wird man ökologischen und klimabedingten Anforderungen gerecht? Die Ergebnisse wurden schriftlich festgehalten.

Entwicklung hin zum Schlafdorf soll gebremst werden
Bei aller Vielfalt und Streitigkeit der Meinungen traten doch ein paar Thesen hervor, denen man mehrheitlich folgen will: Die schon fortgeschrittene Entwicklung der Gemeinde zum Schlafdorf soll möglichst gebremst werden. Zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls sollen daher möglichst viele niederschwellige Begegnungsorte – Stichwort Kneipe, aber auch „Hundegassi-Pausenbank“ – geschaffen und die Anordnung neuer Gebäude um kleinere Höfe angeregt werden. Öffentliche Räume sollen einladend begrünt und möbliert werden.
Niemand will zurück zum alten Bauerndorf
Niemand wolle zurück zum alten Bauerndorf: „Früher floss bei uns doch die Gülle zur Ortsstraße hinunter“, erinnerte sich ein Bürger. Nachverdichtung soll so behutsam erfolgen, dass luft- und blickdurchlässige Freiräume übrig bleiben. Die Vielfalt der Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten solle, bei allem Wunsch nach harmonischer Einheitlichkeit, nicht allzu rigoros begrenzt, Dienstleistung und Handwerk in ihren Entwicklungsmöglichkeiten nicht beschnitten werden. Der Ortskern solle multifunktionales Mischgebiet bleiben. Die Bedürfnisse des Autoverkehrs seien aber dorfverträglich hinten anzustellen. Dazu wurde der Bau von größeren Stellflächen erwogen, um das Wuchern der Einzelgaragen zu beschneiden. Vorgeschlagen wurde auch die Entsiegelung des Dorfbaches.

Erste Entwürfe sollen im September vorliegen
Aufgabe der Planer ist es nun, die breite Kompetenz der Bürger in ihre ersten Entwürfe einfließen zu lassen, die Thomas Hirthe für den September ankündigte. Auf die besorgte Nachfrage von Bürgerin Petra Felsche versicherte der Architekt, dass auch dann noch Einwürfe der Einwohner möglich seien.