Mehr als die Hälfte der Süßwasserfische und Neunaugen gelten bundesweit inzwischen als gefährdet oder ausgestorben. Erstmals ist Anfang des Jahres auch die Forelle als gefährdeter Fisch eingestuft worden. Das geht aus der Roten Liste hervor, die das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei präsentiert hat. Auch in Baden-Württemberg wird der Forellen-Bestand als rückläufig eingeschätzt. Für die Fischereiforschungsstelle in Langenargen sind neben Äschen, Quappen sowie Seesaiblingen auch Forellen im Bodensee und anderen Gewässern ein „Verlierer der Klimakrise‘.

Auswirkungen auch auf die Zucht?

Ein Forscherteam hat sich nun außerdem mit der Frage beschäftigt, welche Folgen des Klimawandels sich im „Forellenland Baden-Württemberg“ besonders auf die Zucht dieser Fische auswirken werden. In einer Mitteilung schreiben die Fischereiforscher über die Studie: „Die Menschheit betritt unbekanntes Klima-Terrain. Der April 2024 war der elfte Monat in Folge, der wärmer als alle jemals zuvor gemessenen Vorjahresmonate war.“ Für die traditionsreiche Forellenproduktion seien das wenig erfreuliche Rekorde.

Das könnte Sie auch interessieren

Begründet wird das damit, dass Forellen auf kaltes, sauberes und vor allem sauerstoffreiches Wasser angewiesen sind. Standortbedingungen also, die hier ursprünglich weitverbreitet gewesen seien, nun aber durch die Klimakrise infrage gestellt würden. Ein Team der Fischereiforschungsstelle um Tamara Wind in Langenargen hat sich deshalb in Zusammenarbeit mit den Fischzüchtern Stephan Hofer und Peter Störk der Frage angenommen, welche Folgen der Klimawandel hat und wie man diesem wirkungsvoll begegnen kann.

Kritische Werte bis zur Mitte des Jahrhunderts

Dabei wurden die Forscher in ihren Befürchtungen zunächst bestätigt: Allein aufgrund der Entwicklung von Luft- und Wassertemperatur wird die Temperatur in den Forellenzuchten weiter ansteigen und für bestimmte Standorte bis zur Mitte des Jahrhunderts kritische Werte erreichen, so ein Ergebnis. Dieser Effekt werde durch Trockenperioden zudem deutlich verstärkt.

Paradoxerweise werde aber auch das Gegenteil zum Problem: „So können Starkregenereignisse zu drastischen Temperaturanstiegen von bis zu fünf Grad in kurzer Zeit führen.“ Für Forellen seien das ernste Probleme. „Hohe Temperaturen führen zu einer verringerten Sauerstoffverfügbarkeit bei gleichzeitig steigendem Bedarf. Die Folgen sind Stress, Abnahme oder Einstellung der Nahrungsaufnahme sowie eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit“, bilanzieren die Forscher. Im Extremfall würden die Tiere verenden.

Das könnte Sie auch interessieren

Weiter prognostiziert das Team: Bis zum Ende des Jahrhunderts werden sich zwischen 37 und 77 Prozent der gegenwärtigen Forellenzuchten in ungünstigen Klimabedingungen wiederfinden. Bedeutet der Klimawandel also das Aus für die heimische Forellenzucht? „Nicht zwangsläufig“, sagen die Forscher.

Die Studie zeige auch, was getan werden kann, um die Fischzucht widerstandsfähiger zu machen. „So kann eine künstliche Beschattung die Erwärmung effektiv verringern. Werden auf die Dachflächen zudem Photovoltaikanlagen installiert, macht das die Forellenproduktion auch noch umweltfreundlicher.“ Darüber hinaus könne eine sogenannte Teilkreislaufführung sinnvoll sein, um Frischwasserknappheit zu begegnen. Dabei werde ein Teil des bereits genutzten Wassers aufbereitet und erneut den Becken zugeführt.