Vor genau einem Jahr ist das Unglück passiert: Die Do 24ATT, das Flugboot von Dornier-Erbe Irén Dornier, ist bei einer Flugshow in Österreich leckgeschlagen. Durch das Loch im Rumpf drang Wasser ins Cockpit ein. In Sekundenschnelle standen Pilot Irén Dornier und Co-Pilot Enrico Hohner bis zur Hüfte im Wasser. Nach provisorischen Reparaturen und zuerst einem Überführungsflug nach Salzburg steht die Do 24ATT inzwischen in Friedrichshafen. "Dort, wo früher Hamburg International untergebracht war", sagt Co-Pilot Enrico Hohner. Noch immer ist die Crew um Irén Dornier "schwer am basteln". Die Reparatur des Amphibischen Technologie Trägers (ATT) zieht sich und ist problematisch. Hohner: "Es gibt keine große Firma, die die Do 24ATT instandsetzen könnte."
Jeder Schritt ist Handarbeit – selbst gemacht von einem Ingenieur und zwei Mechanikern. Enrico Hohner gehört als gelernter Flugzeugbauer dazu. Die Überführungsflüge nach Salzburg und Friedrichshafen waren nur durch spezielle Genehmigungen vom Luftfahrtbundesamt möglich. Sowohl der Rumpf als auch die Elektronik bedürfen nach dem Flugunfall vor einem Jahr noch Reparaturen. Zu den Do-Days am 13. und 14. August wird das historische Flugboot nicht fliegen können, aber zum Museum rübergeschleppt, sagt Co-Pilot Hohner. Die Besucher wird es freuen. Vergangenes Jahr musste der Besuch nämlich ausfallen und nur die Crew kam zu dem Flugwochenende im August an den Bodensee.
Die Arbeit ist nach der Verlagerung des Stützpunkts von Oberpfaffenhofen nach Friedrichshafen "nicht anders geworden", beschreibt Hohner. Aber gemütlich, gibt er zu: Die Crew schätzt die Mitarbeiter des Flughafens in Friedrichshafen. Gelegentlich helfen sie beim Schleppen aus. Seit Anfang des Jahres haben die Männer eigentlich fast jedes Wochenende in Friedrichshafen verbracht. Bei den Blecharbeiten hat Enrico Hohner keine Zweifel: "Von außen wird die Do 24ATT wieder zu 99 Prozent aussehen wie zuvor." Bei der Elektronik wird die Sache schon schwieriger, so Hohner.
"Es sind alte Gerätschaften. Deshalb müssen wir Alternativen finden, die auch die Zulassung bekommen", sagt der Co-Pilot und Flugzeugbauer. Einen zeitlichen Rahmen für die Reparaturarbeiten kann und möchte Hohner nicht nennen: "Wir machen das alle als Hobby." Zwei Stunden Fahrzeit bedeuten die Fahrten nach Friedrichshafen für Hohner. Trotzdem steht er hinter dem Standort-Wechsel: "Wir operieren jetzt von Friedrichshafen aus. Und sind näher am Dornier-Museum."
Den Wert des Flugboots beschreibt Hohner als "unermesslich". Entwickelt hat es Claude Dornier in den 1930er Jahren für den Einsatz in den niederländischen Kolonien. Die Do¦24ATT ist ein Seenot- und Rettungsflugzeug und das fortschrittlichste seiner Art. Bis 1971 war es in Spanien im Einsatz. 1983 hat man das Flugboot mit neuen Motoren und trapezförmigen Tragflügeln ausgestattet sowie mit einem Fahrwerk zu einem Amphibischen Technologie Träger umgerüstet. Danach stand es im Deutschen Museum in Oberschleißheim, bevor es von Irén Dornier restauriert wurde.
2004 startete der Dornier-Enkel zu einer Tour um die Welt und sammelte Spenden. Auch Besuche in der Region standen immer wieder auf dem Programm. 2010 wurde die Maschine überholt und 2011 die Verkehrszulassung erteilt – vorläufig. "Es gibt keine zweite Do 24ATT", sagt Co-Pilot Enrico Hohner. Das erste Mal hat er sie auf einem Flug von Los Angeles nach Las Vegas bedient: "Seitdem bin ich ihr ein bisschen verfallen." Ziel ist es jetzt, die Do 24ATT so herzurichten, dass ein Überprüfungsflug stattfinden kann.
Was ist 2015 passiert?
- Bei einer Durchstartübung ist die Do 24ATT im Juli 2015 bei der Scalaria-Flugshow am Wolfgangsee in Österreich auf Treibgut geprallt. Das Flugboot wurde zur Seite gerissen, drehte sich um die eigene Hochachse. Im Rumpf klaffte nach dem Unfall ein Loch. Verletzt wurde bei der Bruchlandung niemand. Besonders bitter: Die Do 24ATT stand kurz vor der regulären Verkehrszulassung.
- Die technischen Daten: Die Flügelspannweite der Do 24ATT beträgt 30 Meter. Sie ist fast 22 Meter lang. Mit Kiel ist das Flugboot 6,68 Meter hoch und 8 Meter breit. Die Flügelfläche beträgt 100 Quadratmeter. Bei einem Wasserstart hat sie ein Gewicht von 12 Tonnen, bei einem Start von Land 14 Tonnen. Sie wird von drei Motoren angetrieben. (san)