Gerd Kurat

Das erste zusätzliche Konzert im Herbst im Schloss Langenargen außerhalb der Sommersaison fand am Donnerstag nicht den gewohnten Publikumszuspruch. Obwohl unter dem Motto „Klavier zu vier Händen“ mit Werken von Brahms und Schubert ein sehr attraktives Programm angeboten wurde und mit Herbert Schuch (ZF-Musikpreisträger 2004) und dessen Ehefrau Gülru Ensari zwei international renommierte Künstler angekündigt waren.

Sehr leise und innig, wehmütig ausmusiziert der Beginn mit dem Engel-Thema Schumanns, das Johannes Brahms als Grundlage seiner Variationen op. 23 nahm. In selten zu erlebender Homogenität in Artikulation, Anschlagsart und Phrasierung führte das deutsch-türkische Klavierduo durch das Werk. Zupackendes Spiel, polyphone Kunst, ausgelassene Walzerseligkeit, romantische Stimmung oder ungarische Folklore machten die nebeneinander gestellten Gegensätze deutlich spürbar. Beeindruckend, wie sensibel das Schumann-Thema in den abschließenden Trauermarsch eingewoben war.

Etwas gefordert war das Publikum bei den Walzern op. 39 von Johannes Brahms, die mit den 8 Walzern op.6 von Paul Hindemith kombiniert wurden. Die „unschuldigen Walzer in Schubertscher Form“ (Brahms) standen den „Drei wunderschönen Mädchen im Schwarzwald“ (Hindemith) gegenüber. In unendlichem Fluss, mit ganz großem Bogen oder starken Ausdruckswechseln auf engstem Raum erreichte das Duo sein Ziel: Zum Schluss konnte man Brahms oder Hindemith nicht immer unterscheiden.

Nach der Pause waren zwei Werke aus dem letzten Lebensjahr von Franz Schubert zu hören. Zunächst die Fantasie f-Moll D 940. In großer innerer Geschlossenheit präsentierten die Solisten die vier Sätze. Markant, über einem weichen Klangteppich mit gebrochenen Harmonien, trat das punktierte Hauptthema hervor. Nach massiven Akkordpassagen und prägnanten Trillern, ähnlich wie in einer Barock-Ouvertüre, verzauberte das Ehepaar das Publikum mit einem einnehmenden „Liebesduett“ im Largo. In flüssigem Tempo, mit deutlichen Imitationen und klarer Polyphonie das Scherzo. „Con delicatezza“ die verwobenen Läufe und Arpeggien im Trio. Kunstvoll die Steigerung in der großen Fuge im Finalsatz, der nach einer Generalpause nur noch leise, resignierend das Hauptthema folgte.

Für das Allegro a-Moll D 947 hatte nun wieder Gülru Ensari den Primo-Part übernommen. Nach jedem Stück wurde demokratisch gewechselt. Dem stürmischen Anfang mit expressivem Akkordgehämmer trat sofort ein lyrisches Seitenthema entgegen. Wunderbar zart, in langem Atem der leise Mittelteil. In rasantem Wechsel dann der Sturm mit wilden Akkorden in dramatisch exaltierter Polyphonie in der Durchführung. Nach einem gehauchten Schluss-Akkord führte der As-Dur Walzer von Brahms als Zugabe zu einem beschwingten Ausklang.