Jan Manuel Heß

Nicht viele wagen heutzutage mit gerade mal 24 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit, besonders dann nicht, wenn diese mit hohen Investitionskosten verbunden ist. Schreinermeister Justus Malin aus Meersburg hat es trotzdem gewagt. In die Lehre ging der heute 26-jährige bei Schreinermeister Robert Längle in Owingen, wo er auch seine Gesellenzeit absolvierte, 2014 schließlich beendete er erfolgreich die Meisterschule in Ravensburg und war nun bereit für etwas Eigenes. "Es passte vieles zusammen", erzählt er, "Meine Oma entdeckte die Anzeige für die Räume in Ahausen und Verwandte in Österreich lösten ihre Schreinerei gerade auf. So hatte ich gleich eine gute Ausstattung zur Hand." Das bedeutete für ihn eine große Erleichterung zum Start, denn "geschenkt bekam ich die Geräte natürlich nicht, aber mir blieb eine zeitaufwendige Einzelsuche erspart", sagt Malin. 2015 begann er dann in Ahausen Möbel zu entwerfen und herzustellen.

Man merkt ihm die Leidenschaft zu seinem Handwerk, aber auch zum Holz an. Jeder Auftrag wird individuell behandelt und gleichzeitig als neue Herausforderung gesehen. "Ich denke, es ist meine innere Einstellung, die mir sagt: Das ist es, was ich tun möchte." Natürlich braucht es auch ein gewisses Gespür für Trends sowie ein gutes Händchen im Umgang mit den Kunden. "Es bringt nichts, sich vom Kunden eine Zeichnung geben zu lassen und einfach drauf loszulegen, der Kunde soll sich bewusst aktiv an der Planung beteiligen.

Justus Malin: "Meine innere Einstellung sagt mir: Das Schreinern ist das, was ich möchte."
Justus Malin: "Meine innere Einstellung sagt mir: Das Schreinern ist das, was ich möchte."

" Dabei reizen ihn immer wieder gerade die Aufträge, die mit räumlichen Herausforderungen verbunden sind und individuelle Lösungen verlangen: "In Treppennischen Stauraum erschaffen oder in schräge Altbauwände ein Schranksystem zu integrieren, das macht richtig Spaß." Sein Credo hierbei: Die gegebene Situation so gut wie möglich zu nutzen und es dabei auch noch gut aussehen zu lassen. Das Ganze unter Verwendung von hochwertigen – möglichst heimischen – Hölzern. Bei seinen Arbeiten, sei es ein Schlafsofa oder ein Regal, setzt Justus Malin auf Kreativität und Funktionalität in möglichst zeitlosem Design: "Nichts ist ärgerlicher als eine Menge Geld in ein trendiges Einzelstück zu investieren, das man in fünf Jahren nicht mehr sehen kann." Ein schönes Möbelstück müsse sorgfältig geplant und durchdacht sein. Denn für ihn entsteht aus der Funktion die Form. "Klare Linien, hochwertige Materialien und die richtige Umsetzung ergeben ein zeitloses Möbelstück, mit dem man sich wohlfühlen und lange Freude haben."

Justus Malinin seiner Werkstatt in Ahausen.
Justus Malinin seiner Werkstatt in Ahausen. | Bild: Jan Manuel Heß

Dieses Konzept schien nicht nur bei Malins Kunden gut anzukommen, denn im Mai wurde ihm bei der Ligna Hannover – einer Messe für die Forstwirtschaft und Holzwirtschaft – der "dds-Preis der Arthur Francke'schen Stiftung für unternehmerisches Talent" verliehen. Dieser mit 1500 Euro dotierte Preis ist ein Exzellenzwettbewerb für Talente im Tischler- und Schreinerhandwerk. "Das hat mich unglaublich gefreut und mir noch mehr Antrieb gegeben, auf diesem Weg weiterzumachen", erzählt der Schreinermeister. Mittlerweile gibt Malin sein Wissen und Können an Lehrling Benedikt Ritter aus Owingen weiter, der jetzt ins zweite Lehrjahr kommt. "Er ist echt in Ordnung und das Lernen macht mir Spaß. Ich denke, ich habe es gut getroffen", sagt Ritter.

Zusammen mit seinem Lehrling Benedikt Ritter (links) erstellt Schreinermeister Justus Malin individuelle und funktionale Möbel aus Holz.
Zusammen mit seinem Lehrling Benedikt Ritter (links) erstellt Schreinermeister Justus Malin individuelle und funktionale Möbel aus Holz. | Bild: Jan Manuel Heß

 

Der Preis

In fünf Kategorien wurden beim dds-Preis der Arthur Francke'schen Stiftung 2017 sieben junge Tischler- und Schreinertalente ausgezeichnet. Sie teilen sich ein Preisgeld von 10 000 Euro. Insgesamt hatten sich 91 talentierte Nachwuchstischler beim Exzellenzpreis 2017 beworben. Gesucht waren Kandidaten, die sich nicht nur durch herausragende handwerkliche, gestalterische oder unternehmerische Fähigkeiten auszeichnen, sondern auch durch ihre Persönlichkeit überzeugen. Ambitionierte Azubis konnten ebenso teilnehmen wie gestandene Gesellen oder Meister, Techniker, Gestalter und Jungunternehmer. Das Höchstalter beträgt 26 Jahre. Eine achtköpfige Jury wählte in den fünf Wettbewerbskategorien "Nachwuchstalente", "Unternehmertalente", "Inspirierte Gestalter", "Leidenschaftliche Handwerker" und "Versierte Techniker" die Sieger aus. (jmh)