Natürlich ist bei einem Firmenjubiläum viel von Fleiß, Innovationskraft und unternehmerischem Mut die Rede. Davon handelte auch der Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Dämmstoff-Herstellers Puren, am Freitag im Kursaal. Im Wesentlichen aber fußt die Existenz von Puren auf Zufällen.

Unternehmensgründer Hans Bommer berichtete vor rund 200 Festgästen anekdotenhaft von der zufälligen Entdeckung des Werkstoffs Polyurethan vor über 80 Jahren. Einem Arbeiter bei der IG Farben sei ein Glas mit einer chemischen Substanz aus der Hand gerutscht und auf dem frisch mit Wasser geputzten Boden begann es schäumend zu reagieren – Polyurethanschaum (PU) entstand. Doch dauert es über 30 Jahre, bis man erkannte, dass dieser Hartschaum vielfältig verwendbar ist.

Neurologe Dr. Volker Busch hielt beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Firma Puren im Überlinger Kursaal einen Vortrag zum Thema ...
Neurologe Dr. Volker Busch hielt beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Firma Puren im Überlinger Kursaal einen Vortrag zum Thema Reizüberflutung und Alltagsstress und zeigte auf, wo es einen Ausweg gibt, und wie wir es schaffen, auch mal auf Sendepause zu schalten. Bild: Stefan Hilser | Bild: Stefan Hilser

Franz Bommer, der Vater von Hans Bommer, erfuhr zufällig am Stammtisch im Überlinger Hotel Ochsen von dem unbekannten Wunderwerkstoff und ermunterte seinen Sohn, der Sache nachzugehen. Hans Bommer hörte bei der Firma Bayer, dass der Rohstoff noch unausgereift und die Technik in den Kinderschuhen stecke, er musste seinen Vater also vermeintlich enttäuschen. „Der aber sagte: Genau das ist das Interessante an der Sache. Wenn man Probleme löst, dann hat man ein Alleinstellungsmerkmal am Markt.“ Als die junge Firma Puren die Probleme gelöst und verstanden hatte, wie man PU ohne Risse oder Brandlöcher herstellt, war trotzdem kein Markt vorhanden. Die Baufirmen setzten damals auf Kork, wie Hans Bommer berichtete. „Da habe ich gelernt, dass man als Unternehmer nicht so schnell aufgeben darf.“ 

Andreas Huther, Geschäftsführer bei Puren in Überlingen. Bild: Stefan Hilser
Andreas Huther, Geschäftsführer bei Puren in Überlingen. Bild: Stefan Hilser | Bild: Stefan Hilser

Heute beschäftigt das Unternehmen 300 Mitarbeiter an sechs Standorten, rund 130 arbeiten in Überlingen. Polyurethan wird als Dämm-, Konstruktions- und Funktionswerkstoff vielfältig genutzt. Die Puren-Produkte sind im Ball der letzten Fußball-Weltmeisterschaft verbaut, genauso als Dämmmaterial im Dach der Bergstation auf der Zugspitze, in der Fahrzeugflotte der DHL oder in den Türen des neuen ICE. 

Unternehmensgründer Hans Bommer beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Firma Puren in Überlingen im Kursaal. Bild: Stefan Hilser
Unternehmensgründer Hans Bommer beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Firma Puren in Überlingen im Kursaal. Bild: Stefan Hilser | Bild: Stefan Hilser

Hans Bommer sieht sich als Pionier: Umweltschutz durch Energieeinsparung. „Innovationen sind für uns eine Herzenssache“, sagte Geschäftsführer Andreas Huther. Umso mehr stimme es ihn nachdenklich, wie wenig bei der Energiewende, vor allem bei der energetischen Sanierung von Gebäuden, erreicht worden ist. An die Adresse der Landtagsabgeordneten Hahn (Grüne) und Hoher (FDP) sagte er, dass eine steuerliche Förderung dringend angeraten sei. Huther wörtlich: "Um die Ziele der Energiewende zu erreichen, bleibt eine steuerliche Förderung von energetischen Sanierungsmaßnahmen als Anreiz dringend angeraten." 

Neurologe Dr. Volker Busch, frei nach Sherlock Holmes: Nicht nur schauen, sondern auch sehen – das ist eine Frage der ...
Neurologe Dr. Volker Busch, frei nach Sherlock Holmes: Nicht nur schauen, sondern auch sehen – das ist eine Frage der Konzentrationsfähigkeit. Bild: Stefan Hilser | Bild: Stefan Hilser

Oberbürgermeister Jan Zeitler würdigte „das hohe Maß an Innovationskraft“ der Firma. Die Stadt, so sein Versprechen, werde Rahmenbedingungen schaffen, unter denen ein unternehmerischer Geist wie der von Puren gedeihen kann. Der Bodenseekreis, so Landrat Lothar Wölfle, liege in der jüngsten Prognos-Studie, was Innovation und Wirtschaftskraft betrifft, wieder sehr weit vorne. „Das hat mit den Menschen wie Ihnen zu tun, die sich hier einbringen“, sagte er an die Beschäftigten gerichtet. Huther und Bommer würdigte er für ihre, einem Mittelständler typische, Verankerung in der Bevölkerung. „Das ist Teil Ihrer Erfolgsgeschichte.“