"Ihr habt alle Schwein gehabt, dass ihr noch Karten bekommen habt", begrüßte Reinhard König, Vorsitzender des Heimatvereins, die Gäste der ausverkauften Veranstaltung. In drei Gesprächsrunden berichteten Mitglieder eingefleischter Immenstaader Metzger-Familien von ihrer Geschichte, Zeitzeugen erläuterten Details über das Hausmetzgern und erzählten, was passieren kann, wenn man wirklich hautnah mit Tieren aufwächst.
Als Immenstaad noch 1500 Einwohner zählte, gab es drei praktizierende Metzgerbetriebe. Bruni Brecht, Claudia Kindsvater-Spinner und Karl Winkler kennen diese Geschichte gut, denn sie gehören je einer dieser Familien-Linie an: Bruni Brecht, Jahrgang 1929, ist Nachfahrin der Familie Morgen und der damals ortsansässigen Metzgerei Stengele. Claudia Kindsvater-Spinner und ihr Mann übernahmen die Metzgerei Wespel und führten diese bis 2013 als Metzgerei Kindsvater-Spinner fort. Metzgermeister Karl Winkler und seine Frau Sandra Winkler leiteten seit August 1994 die noch bestehende Metzgerei Winkler in der Bachstraße, deren Ursprung auch auf die Familie Morgen und die Familie Stengele zurückgeht. "Die Schule war nicht so spannend, dann bin ich eben doch Metzger geworden", sagte Karl Winkler, der 1978 die Gesellenprüfung ablegte und bei seinem Vater Eugen Winkler, seinem "strengen Lehrmeister", lernte.
Über das Thema Hausschlachtung erzählte Landwirt Hermann Langenstein, in dessen Verwandtschaft es viele solche Schlachtungen gab. Wenn der Metzger kam, mussten die Kinder alle gehen, was er schade fand, es gehörte ja schließlich dazu. Er erinnerte sich genau ans Schlachten: ausnehmen und Kopf abspalten (dieser kam immer gleich in den Kessel, weil er am längsten braucht, um gar zu werden), an die Zubereitung von Leberwurst und Blutwurst. "Es musste aussehen, als ob es geschneit hätte", so Langenstein. Das Fleisch wurde geschichtet, mit Lorbeer und Knoblauch – zum Schluss kam Bauchspeck drauf. Das Ganze musste sechs Wochen durchsalzen, dann wurde es aufgehängt und geräuchert.

Bruni Brecht erinnerte sich noch gut, wie ihr Vater sie in jungen Jahren losgeschickt hatte, mit einem Wagen zu fahren, auf dem Tiere geladen waren und sie glatt einen Unfall verursachte. Oder wie sie mit fünf Kälbern am Seil zur Waage im Ort spazierte. Auch das Säubern von Innereien gehörte dazu.

Durch das Programm führte Edith Dickreiter, die, wie sie sagt, "schon seit der frühen Kindheit ein natürliches Verhältnis zu Tieren und auch ihrer Schlachtung" hat. Die Immenstaader Fischerin untersteht als Fleischbeschauerin dem Veterinäramt. Für diese Aufgabe führt sie erst eine Lebendbeschau dann eine Fleischbeschau durch. Diese wird durch Tasten, wenn nötig durch Einschneiden oder Fleisch-Proben entnehmen, durchgeführt. Dickreiter beendete die Gesprächsrunde, indem sie darauf aufmerksam machte, dass man sich immer Gedanken machen solle, wo man sein Fleisch kaufe. Je kürzer der Weg vom Stall zur Schlachtung sei, umso besser. Eine Schlachtung vor Ort mit Tieren aus der Region verringere das Krankheitsrisiko enorm.
Die Menüabfolge der Metzgerei Winkler bestand aus Allerlei vom Schwein: feines Griebenschmalz als Brotaufstrich, Schwartenmagen und als Hauptgang Schweinebraten mit Kartoffelsalat. Freundlich und serviceorientiert bedient haben Freunde, Unterstützer und Mitglieder des Heimatvereins.

Die musikalischen Beiträge zwischen den Gängen hätten passender nicht sein können. In alemannischer Mundart gab es von Norbert Heizmann und Notker Homburger hauptsächlich Eigenkompositionen begleitet mit Ukulele und Gitarre zu hören. Ihre pointierte Metzger-Poesie "denn der Mensch stimmt genetisch zu 95 Prozent mit dem Schwein überein, hat nur keine Borsten und macht Mundart" lud ein zum Schunkeln und Schmunzeln. Mit einem Augenzwinkern wagten sie sich musikalisch an das Drama-Kotelette, wo "Schwein oder nicht Schwein" die Frage war. Sie konstatierten, dass ein weiterer wesentlicher Unterschied vom Mensch zum Schwein die Fähigkeit zur Romantik sei.
