Karlheinz Fahlbusch

Seit rund 32 Jahren gibt es das Werkstättle, das von einem gleichnamigen gemeinnützigen Verein getragen wird. Aufgabe ist die Integration und Beschäftigung von Menschen, die in Gesellschaft, Arbeit und Beruf von Ausgrenzung bedroht sind. Es ist eine gewaltige Herausforderung und die Aufgaben sind ebenso vielfältig wie die Lebenslinien der Menschen, denen hier eine Tagestruktur vermittelt wird, deren Selbstbewusstsein aufgebaut werden muss und die Hilfe bei sozialen Problemen erfahren. Die Integration in Arbeitsprozesse sowie die Heranführung an Grundqualifikationen und deren Erhalt müssen unter qualifizierter Anleitung geleistet werden. Etwa 70 Prozent der Arbeitsplätze gehören zum Bereich Montage und Fertigung. Dazu kommt ein Druck- und Mailing-Service.

2020: Hell und modern sind die Arbeitsplätze im Werkstättle. Ein moderner Maschinenpark, Büros und eine Cafeteria sind ...
2020: Hell und modern sind die Arbeitsplätze im Werkstättle. Ein moderner Maschinenpark, Büros und eine Cafeteria sind selbstverständlich. Die Beschäftigten fühlen sich hier gut aufgehoben. Das Werkstättle ist in der Stadt vollkommen integriert. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

„Die Stadt hatte ein Haus an der Mauer in Aussicht gestellt, wo das Projekt verwirklicht werden sollte“, erinnert sich Rüdiger Semet, damals Sozialarbeiter des Diakonischen Werks Überlingen-Stockach. Man hatte 1982 den Kontakt- und Freizeitclub „Backhäusle“ für Menschen mit psychischen Erkrankungen gegründet und festgestellt, dass psychische Erkrankungen häufig mit Arbeitslosigkeit verbunden sind.

1990: Prominenter Besuch: Betriebsleiter Johannes Glunk–Eickenbusch, Außenminister Klaus Kinkel, Sozialarbeiter Rüdiger Semet und ...
1990: Prominenter Besuch: Betriebsleiter Johannes Glunk–Eickenbusch, Außenminister Klaus Kinkel, Sozialarbeiter Rüdiger Semet und Vorstand Dr. Klaus Peter Braun (von links) beim Rundgang. | Bild: Werkstättle

Diesem Problem wollte man Abhilfe schaffen und ein Beschäftigungsprojekt gründen. Doch leider wurde es mit dem Gebäude nichts und so stand das Projekt vor dem Aus.

Doch dann geschah „das Wunder von Pfullendorf“, wie es Semeth im Rückblick bezeichnet. Schon länger hatte man mit der Firma Karo (vormals Maschinenfabrik Karl Roßknecht) Kontakt wegen Räumlichkeiten aufgenommen, aber nichts mehr gehört. Eine Nachfrage brachte dann die Wende. Karo-Inhaber Gerhard Fischer sagte 1988 sofort Räumlichkeiten zu. Und das auch noch mietfrei. So konnte man mit vier psychisch kranken Menschen stundenweise beginnen.

2020: Joseline Gräber-Reutter und Rüdiger Semet (von links) vom Vorstand des Werkstättle e.V. sind überzeugt, dass das ...
2020: Joseline Gräber-Reutter und Rüdiger Semet (von links) vom Vorstand des Werkstättle e.V. sind überzeugt, dass das Beschäftigungsprojekt auch nach 32 Jahren mehr denn je gebraucht wird. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Als im Jahr 1992 deutlich wurde, dass die Fabrikgebäude abgerissen werden, war guter Rat nötig. Was tun? Man entschloss sich zu einem Neubau im Gewerbegebiet Goldäcker. Werkstättle e.V. beschäftigt heute rund 150 Menschen und betreibt Deutschlands verrückteste Abenteuer-Golfanlage und Deutschlands verrückteste Fußball-Golfanlage im Seepark Pfullendorf. Dazu gehören auch die Bürgerarbeit in der Innenstadt und ein Beschäftigungsprojekt auf dem Campus Galli bei Meßkirch.

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