Es war ein Abend voll des Lobes, aber auch voller Emotionen. Mit minutenlangem, stehenden Applaus verabschiedeten die zahlreich erschienen Bürger und Honoratioren den ehemaligen Bürgermeister Edgar Lamm, der nach zwei Amtsperioden 2020 in den Ruhestand getreten war. Aufgrund der Corona-Pandemie hatte bislang keine offizielle Verabschiedung stattgefunden. Zur Einführung in den Abend wurde ein Videoclip gezeigt. In diesem waren Fotos unzähliger Bürger der drei Teilorte mit dem gleichen Schild in der Hand zu sehen. Darauf geschrieben: #Danke Edgar.
Von der Realschule bis ins Rathaus
Anschließend eröffnete sein Nachfolger im Amt, Dominik Männle, den Reigen der Abschiedsreden. In einem kurzen Abriss stellte er den Lebenslauf Lamms dar, der 1953 in Waldulm geboren wurde, eine Ausbildung zum Realschullehrer machte und 1993 seine politische Karriere als Ortsvorsteher begann, bis er 2004 zur Wahl als Bürgermeister von Uhldingen-Mühlhofen antrat und im ersten Wahlgang mit 60 Prozent der Stimmen siegte. Bei der Wahl zur zweiten Amtsperiode konnte er 92 Prozent der Stimmen gewinnen. Männle sprach von den Leuchttürmen, den zahlreichen Projekten, die Lamm in seiner Zeit mit auf den Weg gebracht hatte.
Darunter finden sich der Neubau des Einkaufszentrums in Oberuhldingen, die Seniorenwohnanlage Seefelder Aach, der Neubau des zentralen Feuerwehrhauses für alle drei Ortsteile, das Traktormuseum, der Masterplan Weltkulturerbe, die Wiederinbetriebnahme des Wasserkraftwerks Speck, der Welterbesaal mit Tourist-Information, die Neugestaltung des Uferparks, der Breitbandausbau, verschiedene Wohngebiete und vieles mehr. „Das waren jetzt aber genug trockene Fakten“, meinte Männle abschließend und packte noch ein paar Anekdoten aus.
Liebe für den BVB und Süßigkeiten
Lamm habe ein Faible für goldene Handys und sei immer der Erste gewesen, der ein Sondermodell gehabt habe. Sein Handicap sei, dass er BVB-Fan sei. „Ich habe lange gebraucht, alle Stifte mit BVB-Aufdruck aus dem Büro zu verbannen“, sagte Männle, überall habe sein Vorgänger diese versteckt, ebenso wie er überall Süßigkeiten gebunkert habe, weil er zuhause keine essen durfte. Dieses offene Geheimnis der versteckten Süßigkeiten nahmen auch Pfarrer Matthias Schneider und Pfarrer Thomas Weber in ihrer gemeinsamen Abschiedsrede auf. Zum Ausgleich schenkten sie dem ehemaligen Gemeindechef einen Korb voller Früchte, als Sinnbild für die Früchte seiner Arbeit, die er jetzt genießen könne. Auch Trauben seien dabei, der Jahreszeit bedingt, bereits gekeltert.

Die Vorliebe Lamms für guten Wein zog sich ebenfalls wie ein roter Faden durch die Reden. Die Bürgermeister des Gemeindeverwaltungsverbands (GVV) beschenkten den Alt-Bürgermeister mit Weinen aus ihren Orten. Meersburgs Bürgermeister Robert Scherer hielt die Laudatio für den GVV. Das Hauptgeschenk sei Lamm schon früher übergeben worden, es handelte sich dabei um einen mannshohen Leuchtturm in den schwarz-gelben Mannschaftsfarben des BVB. Einmal im Jahr habe Lamm sich ein Spiel im Stadion live angesehen, plauderte Scherer aus dem Nähkästchen. „Engagement, Liebe und Herzblut war bei deiner Arbeit immer dabei“, lobte Scherer seinen Amtskollegen und früheren Chef, während Scherers Tätigkeit als Ortsbaumeister in Uhldingen. Von den Bürgermeisterkollegen sei Lamm immer wegen seiner hervorragenden Finanzen beneidet worden, gab Scherer zu.

Die gute Finanzlage war aber nicht immer so gut, wie der stellvertretende Bürgermeister Martin Möcking in seinen Abschiedsworten erinnerte. „Zum Amtsantritt 2004 war es ein schweres Erbe“, erklärte Möcking. Der Haushalt sei nicht gestanden und es habe viele offene Baustellen gegeben. „Es ist Ihr Verdienst, dass wir heute so gut dastehen“, sagte Möcking. Dank der vielen Leuchttürme werde die Gemeinde so sanfter als andere Kommunen durch die aktuell schwierigen Zeiten kommen, prognostizierte er und scherzte: „Bei so vielen Leuchttürmen müsste es nachts taghell sein bei uns.“

Eine Aussage, die Sigi Burgermeister als Vertreter für die Vereine in seiner launigen Ansprache leicht revidieren musste. „Ein Leuchtturm ist im Loch versunken, er flackerte schon, aber der Insolvenzwind hat ihn ausgeblasen“, witzelte er angesichts der Ewig-Baustelle in Mühlhofens Mitte. Für den Kreisverband der Bürgermeister sprach Reinhold Schnell dem Amtskollegen ein diskussionsfreudiges, aber nie nachtragendes oder arrogantes Wesen aus. „Du hast uns mit lustigen Beiträgen immer zum Schmunzeln gebracht“, sagte er.
Bebende Stimme beim Dank an die Familie
Mit einem humorigen Vortrag verabschiedete sich Edgar Lamm dann am Ende selbst. Er dankte allen Rednern und Bürgern, besonders bedankte er sich aber bei seiner Familie, die immer hinter ihm gestanden sei und ihn unterstützt habe. „Ohne meine Familie hätte ich nur ein mittelmäßiges Leben geführt“, sagte der Vater zweier Töchter mit bebender Stimme. Als Überraschungsgäste überreichten Oberstleutnant Kevin Freudenberger die Ehrennadel des Artilleriebataillons und Fotograf Achim Mende ein Bild des gesamten Gemeindegebiets, inklusive des aktuell fertiggestellten Uferparks.

Ganz in der Tradition seines Vorgängers und mit dessen oft gesprochenen Worten lud Amtsinhaber Dominik Männle schließlich „zum gemütlichen Umtrunk, mit guten Gesprächen und einem Gläsle Sekt“. Die Musikkapellen aus Mühlhofen und Oberuhldingen, die zuvor einzelne Darbietungen zwischen den Reden boten, spielten gemeinsam ein Abschiedsständchen für den Ex-Bürgermeister.