„Wir steh‘n auf Blasmusik“: Das ist das Motto des Musikvereins Hödingen, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag mit einer Reihe von Veranstaltungen feiern wird. Und das merkte man den Musikerinnen und Musikern auch an, als sie zum Auftakt zum 100-jährigen Bestehen ein Neujahrskonzert mit viel Schwung und festlichen Melodien gestalteten. Viele Gäste waren in die Turn- und Festhalle gekommen, um sich den Ohrenschmaus nicht entgehen zu lassen und spendeten reichlich Applaus. Der brandete besonders laut auf, als Karl-Heinz Schwarzwälder, Dirigent von 1981 bis 2001 und nach wie vor Vizedirigent, für seine 65-jährige aktive Musiktätigkeit ausgezeichnet wurde.

„Schon lange war es der Wunsch junger Männer, eine Musikkapelle zu gründen. Im Frühling 1924 schlossen sich sechs Burschen unter dem Vorsitz von Johann Fröhlich zusammen zur Gründung einer Musikkapelle.“ Selbstredend zitierte der zweite Vorsitzende, Clemens Mayer, bei seiner Begrüßung den originalen Wortlaut aus der Niederschrift bei der Gründung des Vereins.

Gekleidet war Mayer dabei in einer ähnlichen Uniform, wie sie die Gründungsmitglieder vor 100 Jahren trugen. Ob die sechs seinerzeit schon daran gedacht hätten, was in 100 Jahren nach der Gründung wohl sein werde?“, fragte Mayer. „Ich denke, sicher nicht. Aber wir haben es geschafft und sind stolz auf alle, die dazu beigetragen haben, diese 100 Jahre zu erreichen“, beantwortete er direkt seine Frage. Nachfolgend führte er die Jubiläumsveranstaltungen des Vereins über das Jahrhundert hinweg auf und gab dann den Startschuss zum Konzert: „Das Jubiläumsjahr möge somit beginnen.“

Der Musikverein eröffnete den musikalischen Reigen mit der Ringgenberger Festmusik von Markus Götz, die den Untertitel „Freunde der Musik“ trägt. „Es passt auch deshalb wunderbar als Eröffnungswerk zu unserem Neujahrskonzert, da wir davon ausgehen, dass alle, die heute zu uns gekommen sind, zu diesen Freunden der Musik dazugehören“, erklärte Dirigent Konrad Keßler. „Wir hier vorne auf der Bühne gehören auf jeden Fall dazu.“

Ganz besonders freute sich der seit Mai 2001 amtierende Dirigent, als er den Steigermarsch, ein deutsches Bergmanns- und Volkslied, das seit 2023 auch im Bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes steht, dirigierte. Bekleidet war er dabei mit einer Bergmanns-Uniform, die ihm Musiker der Bergmans-Kapelle Neubulach zur Verfügung gestellt hatten und eigens zum Konzert aus dem 160 Kilometer entfernten Ort im Landkreis Calw angereist waren.

So abwechslungsreich wie die Uniformen, so mannigfaltig war auch die an diesem Vormittag gebotene Musik – eine „göttliche Art, dem Herzen schöne, poetische Dinge zu erzählen“, sagte Keßler, den spanischen Komponisten Pablo Casals zitierend. Der musikalische Blumenstrauß reichte vom „Festmarsch“ des Walzerkönigs Johann Strauß und der Polka „Bei uns daheim“ von Keßlers Lieblingskomponisten Kurt Gäble, über die Titelmelodie aus dem weltbekannten Film „Flashdance“ und die an die Menschlichkeit erinnernde Hymne „We are the world“, bis hin zu feierlichen Maestoso-Klängen in Impressionen aus Norwegen.

Es war mehr als selbstverständlich, dass das Geburtstagskind eine Zugabe mit dem Marsch „Heimatklänge“ erklingen ließ – alte Noten aus dem Lausitzer Marschalbum, das der Verein in seinem Archiv gefunden hatte. Nur einmal gab Keßler seinen Taktstock ab: An seinen Vertreter Karl-Heinz Schwarzwälder, der sich anlässlich seiner Ehrung Richard Wagners „Festmusik“ ausgesucht hatte, diese selbst dirigierte und im Verein damit Geschichte geschrieben hat, wie es Keßler ausdrückte.

Zum Schluss brandete starker Applaus des Publikums auf. Demnach zu urteilen, ist dem Verein mit dem Neujahrskonzert ein glänzender Auftakt zum Feierjahr des 100-jährigen Bestehens gelungen.